Ich schreibe keine Sätze und spiele keine, ich harmonisiere alle Choräle aus dem Gesangbuch. Und dabei achte ich eigentlich vor allem auf Parallelen und ähnliches, weil mir diese Verbote schon von Anfang an beigebracht wurden. Aber weil es außer einem zufällig anwesenden anderen Musiker (eine Wahrscheinlichkeit außerhalb des messbaren Bereichs), der jede Parallele sofort hört, niemand mitbekommt, finde ich es eigentlich nicht schlimm wenn zufällig doch mal eine nicht vermeidbare gespielt wird.
Oder geht es hier mehr um Chorsätze?

Weil ich nicht so gut nach Noten spielen kann. Also nicht gleich beim ersten Lesen. Also bräuchte ich mich mehr auf die Gottesdienste vorzubereiten, so kann ich halt auch sehr spontan mal an einem Sonntagvormittag zusagen, weil am Nachmittag kein Organist da ist. Wir haben hier eben keine Liedpläne, sondern ich bekomme zwischen Donnerstag und Samstag den Ablauf für Sonntag. Manchmal wird auch kurzfristig während des Gottesdienstes was geändert, dann brauch ich nur die Melodie im Gesangbuch und kann einfach spielen. Und viele Sätze, die hier von der EKMD in so einem Koffer geliefert sind, gefallen mir einfach nicht.

Ein Orgelsatz hat Qualität, wenn er seinen Zweck erfüllt und der damit Begleitete (Gemeinde, Vorsänger, Kantor, Schola, Pfarrer oder du selber) gut dazu singen kann. Ob das mit Selbstgestricktem, Gesangbuchsatz, Tonica Fugata (Katastrophe...), Domorganisten-Orgelbuch, Evangelischem Orgelbuch, altem Goteslob, oder noch konservativer, dem Satz vom Frosch gelingt, egal. Hauptsache es wird kräftig gesungen. Wobei vielleicht etwas einfaches, selber gestricktes und dafür dann sicher gespieltes, und da bin ich ganz beim Vorredner, manchmal vielleicht besser ist. Ich schreibe keine eigenen Sätze und improvisiere auch keine, wenn nicht grade das Buch oder das Tablet vom Pult fliegt. Gut finde ich, wenn die singende Gemeinde bei mehreren Strophen weiß, was kommt, das klingt vielleicht etwas langweiliger, gibt dem Gesang aber Sicherheit.

Ich improvisiere die Begleitsätze nahezu alle aus dem Stegreif, und benutze nur sicherheitshalber das Gesangbuch dazu. Ausnahmsweise greife ich zu einem vorgegebenen Begleitsatz, wenn ich mit der Melodie nicht oder unzureichend vertraut bin.
Dabei ist mir die Beachtung von Satzregeln schon wichtig, ohne dass ich daraus ein Dogma ableiten will. Eigene Sätze habe ich nur geschrieben, wenn ich ein Melodieinstrument zu Verfügung habe, dem ich eine Oberstimme anvertrauen möchte, oder einen Chorsatz benötigte.

Zwei Gesichtspunkte sind mir bei der Improvisation wichtig:
Die Harmonisierung sollte sich orientieren an dem Begleitstil, den man zur Zeit der Entstehung der Melodie gepflegt hat. Es macht dann schon einen Unterschied, ob man ein Lied des 16. oder 17. Jahrhunderts im Stil eines Kantionalsatzes begleitet oder ob man es mit einem Lied aus dem 19. Jhdt. oder der ersten Hälfte des 20. Jhdts. zu tun hat.
Zweitens: Harmonisierung, Satztechnik und Registrierung darf schon mal zwischen den Strophen sich unterschieden, ohne zu "buntscheckig" zu werden. Also z.B. gelegentlich c.f. im Tenor oder Bass; Wechsel zwischen Drei,- Vier-oder Fünfstimmigkeit. Wichtig ist dabei, Rücksicht auf die jeweilige Textaussage der Strophe zu nehmen.

Wer auch immer damit gemeint ist:
Frösche halten für gewöhnlich jetzt Winterstarre.
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Mir fällt dazu eine Begebenheit vor ein paar Tagen ein. Wir haben gerade extrem Organistenmangel (viele fallen krankheitsbedingt aus). In unserer Gemeinde gibt es aber einen Hobbyorganisten, der sich nicht traut, einen Gottesdienst zu spielen. Er sei zu nervös, wolle mir aber was vorspielen. Also spielte er mir ein paar Sätze vor und geriet dann vor Aufregung tatsächlich manchmal ins Stocken bzw. flog ganz raus. Ich war über seine kunstvollen Sätze mit vielen Nebenstufen und Durchgängen und Pedalsprüngen überrascht. Diese Sätze klangen schön. Aber was nützen solche Sätze, wenn Sie den Organisten überfordern. In diesem Fall wäre doch ein einfacher Kationalsatz wesentlich besser. Der Organist würde über der Sache stehen und genügend Selbstbewusstsein entwickeln, um Gottesdienste spielen zu könnten. Die Gemeinde hätte eine Begleitung und müsste nicht auf Musik aus der Konserve zurückgreifen.

Zitat von Spiritus boni im Beitrag #7

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... Winterstarre.
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