Zitat von Snah im Beitrag #19Alles Gute für deine Genesung. Die Orgel ist deine beste Therapeutin.
Stimmt. Ob das die Ablenkung, die kalte Luft oder die Schwingungen sind, kann ich nicht sagen ( oder ists die Lautstärke, um das Bohrergeräusch aus dem Kopf zu kriegen😜? ) . Jedenfalls: nach Zahnarztbesuchen flüchte ich immer an die Orgel 😇🎶, da ists besser...
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Nachdem ich mir vor ein paar Tagen das Sprunggelenk verstaucht habe (zu Hause! in Hausschuhen! beim normalen Laufen!) ist es Zeit für ein bisschen Walking-Bass-Training ;-) https://www.youtube.com/watch?v=60ut7yIuCEY
ZitatMusst du in deiner Schule eigentlich Basketball spielen oder tust du das freiwillig ?
Das ist Teil des Unterrichts.
ZitatIch habe mir als Schüler beim Volleyball-Spiel (unfreiwillig im Turnunterricht) gelegentlich Finger verstaucht, die haben dann ein paar Tage leicht weh getan, aber ich brauchte keine Therapie.
So ist es mir auch schon einige Male ergangen, auch wenn ich aufgrund meines Hobbys natürlich besonders Rücksicht drauf nehme. Aber so ein Basketball, der dann auch noch von einem anderen Basketball abprallt, und dann unerwartet an einen Finger knallt, ist dann schon noch etwas heftiger.
Ich hatte meine erste Finger-OP im Jänner 2015. Ich habe es so lange ausgeschoben, damit ich mein groß angekündigtes Orgelkonzert in Budapest / Soroksár am 6.1. nicht absagen musste.
Ich hatte ein sog. "schnellender Finger".
Man sagt dazu auch "Musikerkrankheit", da viele Musiker, oft an mehreren Fingern hintereinander (!), betroffen sind. Es sind aber nicht nur Musiker, die einen schnellenden Finger bekommen.
Die OP war also im Jänner, bis Ende Februar musste ich zu- oder absagen, ob ich mein Wettbewerbstück für den Diabelli-Contest, welches in die Endausscheidung kam, selber spielen, oder Pflichtpianisten anvertrauen möchte. Ich übte schon 1 Woche nach der OP fleißig, und schwitzte Blut, um die Entscheidung zu treffen... Das Stück war einfach nicht zu spielen!
Ich habe schließlich doch zugesagt, selbst zu spielen. Ich sagte mir, dass ich mich dann nicht auch noch über den Interpreten ärgern muss, der Ärger über mich selbst reicht...
Am 14. April 2015 trug ich das Werk in München im Künstlerhaus im Rahmen der Endentscheidung auf einem Ssteinway B Flügel vor - und gewann unerwartet! 😀🙏
Im Nachhinein war ich froh, zugesagt zu haben. Kein Pianist hätte es in der Zeit geschafft, dieses Stück zu lernen...
Seither sind weitere 4 (!!) Finger operiert worden - der letzte erst vor 2 Wochen! Ich gehöre wohl leider zu den unglücklichen, die von dieser Verletzung immer wieder heimgesucht werden. Sie soll durch überlastung des Fingers zustande kommen.
Scheinbar betrifft es relativ viele, auch professionelle Musiker - die sprechen aber nicht gerne darüber, es ist gewissermaßen ein Tabuthema. Der Grund leuchtet ein: mit einer "ramponierten" Hand wird man wohl weniger zu einem Konzert eingeladen...
Der ehemalige salzburger Domorganist Dr. Zukriegel hatte je einen betroffenen Finger an beiden Händen (symmetrisch, er meinte, es kommt immer auch der gleiche Finger an der anderen Hand dran...). Er sprach darüber aber erst, als er schon längst kein Domorganist mehr war.
Der "schmellende Finger" wurde mir so erklärt:
Die Sehne, die für die Beugung des Fingers zuständig ist, ist mittels dreier Ringe an den Knochen festgemacht. Sie kann sich im Normalzustand durch diese frei bewegen.
Sie wird mit einem Aufzugsseil verglichen, welcher aus vielen kleinen Drähten besteht. Reißt so ein kleiner Draht, macht es noch nichts aus, er steht halt weg, aber der große Seil hält weiterhin.
So ist es auch mit der Sehne - ein kleiner Faser kann reißen, das macht noch nichts aus. Diese steht aber nicht einfach weg, sondern rollt sich zusammen, und bildet einen kleinen Knoten.
Passiert das öfters, und sind bereits mehrere Knötchen vorhanden, kann die Sehne irgendwann nicht mehr ungehindert durch den Ring. Dann fängt der Finger an zu schnappen.
Es geht also nicht mehr, von dem gebeugten Zustand in den gestreckten kontinuierlich, mit einer flüssigen Bewegung zu kommen, sondern nur mit Kraft, und dann auf einmal.
Dann wird im Rahmen einer kleinen OP der Ring gespalten, damit die - dicker gewordene - Sehne wieder ungehindert durch kann.
Wenn man dann immer noch nicht operieren lässt, bleibt der Finger für immer (!) gekrümmt - danach kann auch keine Operation mehr helfen.
Die OP heißt "Ringbandspaltung", wird in der Regel nur mit Lokalanästhesie und bei Bewusstsein, ambulant gemacht. Die Heilungszeit ist sehr verschieden.
Ich hab grad in den news feed bekommen, dass Liebscher&Bracht eine Therapie/Übungen für (bzw. besser: gegen) Schnappfinger entwickelt haben. Die Anleitung kann man sich als PDF downloaden.
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Ich weiß gar nicht, ob ich das hier schreiben soll... :-( Ja, ich war 10 Jahre alt, als ich auf einem katholischen Internat war. Ich hatte zuvor zuhause Klavierunterricht gehabt, aber ganz viel selber stundenlang am Klavier harmonisieren probiert. Und ich durfte zuhause auch schon mal in der Kirche an die Orgel. Und nun kam ich auf ein schwer katholisches Internat...
Da gab es auch eine Kirche, und darin eine (für mich total faszinierende) Pfeifenorgel. Aber ich durfte daran nicht spielen. Erst sollte ich Klavierstunden nehmen. Eine Zeitlang nahm ich die auch, bis mir schlimme Dinge im Internat passierten. Danach konnte ich die Finger meiner rechten Hand nicht mehr bewegen, viele Wochen lang. Und auch danach war es mir nicht mehr möglich, weiter Klavierunterrricht zu nehmen. Warum möchte ich jetzt hier nicht weiter ausführen.
Das Körperliche war irgendwann verheilt. Aber dass ich nicht an die Orgel durfte, habe ich nicht verwunden. Der Musiklehrer war da unerbittlich. Irgendwann kam dann die Zeit, wo ein bedeutender Komponist an das Internat herantrat mit einer Musical-Idee. Die ganze Schülerschaft war daran beteiligt, in verschiedenen Rollen, aber auch mit ihren Instrumenten. Ich fasste meinen ganzen Mut zusammen und spielte dem Komponisten an der Orgel vor. Der glaubte an mich und wollte, dass ich in dem Musical die Orgel spiele. Aber der Musiklehrer blieb hart, und ein anderer Schüler bekam den Job.
Das war für mich das Aus für meine Orgelspielkarriere. Ich konnte von da an nicht mehr Orgelspielen, alle Harmonien in meinem Kopf waren verschwunden, für das Notenlesen war ich regelrecht erblindet. Ich habe stundenlang in einem moderigen Keller an einem halb auseinandergefallenen Klavier gesessen und meine Traurigkeit gepflegt. Da sind meine heutigen Begleitsätze entstanden, ganz ohne Noten lesen zu können, das ganze Laudate (Vorläufer vom Gotteslob) und Sursum Corda rauf und runter. Die Sätze spiele ich heute noch.
Damals ist auch dieses Lied entstanden:
Verletzte Organisten? Wenn man auch seelische Verletzungen hinzu rechnet....
Nachdem ich bis 14:00 bei der Arbeit war, komme ich erst jetzt dazu, angemessen ausführlich zu antworten:
Zitat von Gode_RE im Beitrag #26Ich weiß gar nicht, ob ich das hier schreiben soll... :-( Ja, ich war 10 Jahre alt, als ich auf einem katholischen Internat war.
Ja, ich finde es gut und richtig, dass du uns deine Geschichte geschildert hast, oft ist es wohltuend und erleichternd, sich etwas, das man schon lange mit sich herumträgt, "von der Seele zu schreiben". 👍 Außerdem gehört dieses Thema auch mal angesprochen. Allein was man in den Medien in den letzten Jahrzehnten über katholische Internate und ihre Skandale, Ungerechtigkeiten und körperliche und seelische Grausamkeiten gehört und gelesen hat, war erschreckend, dabei war das wohl nur die Spitze des Eisberges. Ich glaube, in diesem Punkt hat die katholische Kirche noch viel aufzuarbeiten.
Zitat von Gode_RE im Beitrag #26 Da gab es auch eine Kirche, und darin eine (für mich total faszinierende) Pfeifenorgel. Aber ich durfte daran nicht spielen. Erst sollte ich Klavierstunden nehmen. Eine Zeitlang nahm ich die auch, bis mir schlimme Dinge im Internat passierten. Danach konnte ich die Finger meiner rechten Hand nicht mehr bewegen, viele Wochen lang. Und auch danach war es mir nicht mehr möglich, weiter Klavierunterrricht zu nehmen. Warum möchte ich jetzt hier nicht weiter ausführen.
Das Körperliche war irgendwann verheilt. Aber dass ich nicht an die Orgel durfte, habe ich nicht verwunden. Der Musiklehrer war da unerbittlich. Irgendwann kam dann die Zeit, wo ein bedeutender Komponist an das Internat herantrat mit einer Musical-Idee. Die ganze Schülerschaft war daran beteiligt, in verschiedenen Rollen, aber auch mit ihren Instrumenten. Ich fasste meinen ganzen Mut zusammen und spielte dem Komponisten an der Orgel vor. Der glaubte an mich und wollte, dass ich in dem Musical die Orgel spiele. Aber der Musiklehrer blieb hart, und ein anderer Schüler bekam den Job.
Als ich das gelesen habe, ist große Wut in mir aufgestiegen über die Ungerechtigkeiten im Schulwesen und jene "Lehrkräfte", die ihre "Macht" missbrauchen, um ihr eigenes Ego zu befriedigen. Oft ist hier auch Neid im Spiel auf einen Schüler, der offensichtlich mehr Talent hat als der Lehrer. Ich finde es schön, dass der Komponist an dich geglaubt hat, schon allein das hätte dir Mut machen sollen, dich nicht unterkriegen zu lassen. Schade nur, dass ein so "bedeutender" Komponist offensichtlich zu schwach war, um seinen Willen in der Besetzung der Ausführenden durchzusetzen, was sein gutes Recht gewesen wäre. Wäre ich der Komponist gewesen, hätte ich eisern darauf bestanden, dass du den Orgelpart bekommst und hätte dem ungerechten Musiklehrer "den Marsch geblasen" und sogar damit gedroht, die ganze Sache abzublasen. Er hätte bestimmt auch noch andere Optionen gehabt, was den Ort der Aufführung betrifft.
Zitat von Gode_RE im Beitrag #26Das war für mich das Aus für meine Orgelspielkarriere. Ich konnte von da an nicht mehr Orgelspielen, alle Harmonien in meinem Kopf waren verschwunden, für das Notenlesen war ich regelrecht erblindet. Ich habe stundenlang in einem moderigen Keller an einem halb auseinandergefallenen Klavier gesessen und meine Traurigkeit gepflegt. Da sind meine heutigen Begleitsätze entstanden, ganz ohne Noten lesen zu können, das ganze Laudate (Vorläufer vom Gotteslob) und Sursum Corda rauf und runter. Die Sätze spiele ich heute noch.
Einerseits finde ich es schade, dass du dir die Sache so zu Herzen genommen und es damit zugelassen hast, dass ein offensichtlich ungerechter und missgünstiger Lehrer dir so schaden konnte, andererseits hast du ja irgendwann doch noch deinen Weg zur Orgel gefunden und außerdem auf vorbildliche Art dafür gesorgt, dass dein Sohn, der auch Orgel spielt, die bestmögliche Unterstützung und Förderung bekommt, darin liegt auch ein gewisser Trost.
Vielen Dank für die empathischen Antworten. Ich habe mein damaliges Leiderleben zu meinem heutigen Beruf gemacht, begleite Missbrauchsopfer als auch Täter in ein heilsameres Leben. Und ja, mit dem Beibringen des Orgelspiels an meinen Sohn hat sich auch einiges gefügt. Insofern geht es mir heute gut.
Aber dass damals mein Orgelspiel "auf der Strecke geblieben" ist, versieht trotz allem auch mein heutiges Orgelspielen mit einer Grundtraurigkeit. Ein wenig kann man das aus meinen Begleitsätzen raushören. Weswegen ich das alles hier schreibe? Das Thema "verletzte Organisten" hat auch Berührungen mit dem Thema Seele. Immerhin hat mein Faible zur Kirchenmusik meinen Glauben (und meine Sehnsucht nach Kirche) "gerettet", trotz allem, was ich dort an schlimmen Dingen erlebt habe. Ich glaube, dass es noch mehr "von meiner Sorte" gibt, die ähnliches erlebt haben und ihre Trauer ebenfalls als Organisten in der Kirchenmusik ausdrücken. Immerhin kann man an der Orgel "laut schreien", und zwar dort, wo es hingehört.
Dieses "nicht mehr Noten lesen können" ist eine auf einen Ausschnitt begrenzte psychogene Erblindung, ausgelöst durch ein traumatisches Ereignis. Ebenso das Löschen von bisherigen Harmonien. Das auf Deine Frage, warum ich mir das damals "so zu Herzen genommen" hatte. Das Orgelspiel und die Kirchenmusik war damals schon tragender Teil meiner Seele. Höre Dir mal das verlinkte Video an, mit guten Bassboxen. Oder mit nem guten Kopfhörer. Und zusammen mit dem Text erschließt sich ein Blick auf diese damals seelische Situation. Aber nur, wenn Du selber seelisch sehr stabil bist...!
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08.02.2023 10:42
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