Wie in einem anderen Thread über Fatar angesprochen, hier eine Umfrage zu Erfahrungen mit Tastaturen. Als Vorschlag einige Punkte:

a) Orgel, Typ, Baujahr, neu oder gebraucht gekauft
b) Besonderheiten Tastaturen, wie Beschichtung/ Holzkern usw.
c) Problem(e) mit Tastaturen? Was?
d) Problem(e) beseitigt: Garantie, Kulanz, Kosten?
e) Gebrauch/Gebrauchsspuren: wie intensiv genutzt, wie deutlich sichtbare Gebrauchspuren
f) Hersteller: Fatar, andere, keine Ahnung

Danke für den Thread!

Ich spiele seit ca. 2000 auf digitale Kirchenorgeln. Meine erste war eine Hymnus IV, bei der waren die Tasten das geringste Problem - ich habe mich schrecklich an der 8-stimmigen Polyphonie gestört, daher hatte ich es relativ schnell gegen die Organum II ausgetauscht. Diese war lange nicht "meine" Orgel, sondern nur bei mir aufgestellt, zusammen mit der Kienle-Abstrahlung als "Prototyp". Die habe ich dann im Laufe der vielen Jahre (der Gespann feiert bei mir 2024 sein 20. Jahrestag!) endlich abbezahlt und nun gehören sie mir.

Die Tasten dieser Orgel waren wohl auch von Fatar, wie fast bei allen Modellen, denn Ahlborn ist von der Hardware her ja Generalmusic, und die haben es zu Fatar (ebenfalls Italien) nicht weit.

Welcher Typ Tastatur drin war, kann ich nicht sagen, es war die "standard Kunststoffklaviatur" der damaligen Zeit. Ich mochte sie sehr, habe aber auch hart hergenommen. Es wurde für viele Konzerte und Messen exzessiv auf diesem Instrument geübt.

Die ersten Verschleißerscheinungen waren das "Klopfen" einzelner Tasten, vornehmlich im HW (da die meiste Zeit dort gespielt wurde), später auch im SW. Als es dann zu richtigen Tonausfällen gekommen ist (meist betraf es das eingestrichenes A im HW), musste ich Kontakt mit Herrn Aicheler aufnehmen.

Die Tastaturen hielten also über 18 Jahre durch - bei mir! Das ist ein hervorragendes Zeugnis. Jede/r, der/die mich schon mal Klavier spielen gesehen hat, weiß, wovon ich spreche... 🤭

Die Tausch-Klaviaturen sind auch von Fatar, ebenso aus Kunststoff. Leider habe ich das Gefühl, dass diese nicht Vollkunststoff sind, wie die alten wohl waren, sondern hohl, und das Gewicht ist auch irgendwie kleiner, das ganze fühlt sich für mich im Vergleich billiger an. Auch die Oberfläche ist viel rutschiger, manchmal aber auch "speckiger" (?!), als es bei den alten Klaviaturen der Fall war. Das Spielen insgesamt gefällt mir also weit weniger auf diesen Klaviaturen.

Bei den alten ist mechanisch direkt an dem Tasten nichts kaputt gewesen, nur die Tastaturmatten waren zu ersetzen. Laut Herr Aicheler wäre das Tauschen ebendieser Matten aber aufgrund von sehr langer Arbeitszeit weit teurer gewesen, als einfach die Klaviaturen komplett gegen neue zu tauschen. Die alten wurden dabei in Zahlung genommen.

Ich habe nicht groß nachgesehen, was die neuen für welche sind, war nur froh, dass wieder alle Töne gehen, und vor allem, dass z. B. die Ventilsteuerung sowie die Absprache der Zungenregister durch die Anschlagdynamik nun bei allen Tönen gleichmäßig funktioniert. 👍

Aber nach etwa einem Jahr bin ich von den neuen Klaviaturen überhaupt nicht begeistert. Ich werde sie wieder tauschen lassen - und zwar, wenn es geht, gegen UHT Holzklaviaturen mit magnetischem Druckpunkt, also OHNE die blöden Gummimatten, die den Druckpunkt "simulieren".

Mein Dienstinstrument bei den Ursulinen in Glasenbach bei Salzburg ist auch eine Organum, allerdings eine Organum III mit Kienle-Pfeifenresonatoren (5,5 x 4 m), seit 2011 steht dieses herrliche Instrument dort. Herr Aicheler hat im Zuge des Tausches aller Leuchten bei beiden Orgeln gegen LED auch die Klaviaturen dort angesehen, und gesagt, dass sie noch lange halten würden - ein Tausch in dieser Orgel sei noch lange nicht vonnöten. 🙏

Die Orgel in Pensionistenheim Nonntal, eine Präludium IV mit (wohl Fatar) Hokzklaviaturen steht auch schon sehr lange, wenn meine Erinnerung nicht täuscht, seit 2006 dort. Auf dieser Orgel habe ich 26 Solo-Orgelkonzerte organisiert, und selbst 6 gespielt. Da wir mit diesen Klaviaturen und der ersten Serie der Präludium-Reihe massive Probleme hatten, nahm ich bei allen weiteren Instrumenten Abstand von diesen. So bestellte ich die Organum III 2011 wieder mit den Standard Kunststoffklaviaturen.

Das Hauptproblem in Nonntal mit den Holztasten ist der Tiefgang. Dieser ist enorm groß, fast 1 cm. Professionelle Orgelspieler haben sich beschwert, dass ein virtuoses Spiel durch diesen enorm großen Tiefgang erschwert wird. Meist wird 0,7 cm als Maximum beim Tiefgang angegeben.

Das habe ich selbst auch erlebt / gesehen. Die Erklärung von Ahlborn - damals noch vom Hern Reetze - war, dass die andere Konstruktion der Holztasten und die Berechnung des Weges für die Ventilsteuerung den Tiefgang bedingen würden. Ich fragte ihn nach Alternativen - auf der Musikmesse habe ich ja Ulrich Hermann getroffen und konnte mir ein Bild der Tastaturen machen. Es sei leider noch schlimmer bei den UHT-Klaviaturen - mit den damaligen Organum- und Präludium-Modellen haben diese gar nicht funktioniert. Töne seien überhaupt nicht gekommen, so dass die Anschlagdynamik komplett abgeschaltet werden musste (das geht mit dem Interaktiven Programmer per Knopfdruck). Das wiederum war für mich ein absolutes No-Go, denn dadurch verlor die Ahlborn-Orgel ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal.

Daher kam ich nach diesen Ereignissen mit Holzklaviaturen lange nicht mehr in Berührung.

Nun weiß ich vom Herrn Aicheler, dass die neueste Firmware (immerhin schon viele Jahre alt) keine Probleme mehr mit hochwertigen Holzklaviaturen UND Anschlagdynamik für die Berechnung der Ventilsteuerung bzw. Absprache der Zungenregister haben soll. Dadurch bin ich "auf der Warteliste" für passende UHT-Klaviaturen mit magnetischer Druckpunktsimulation. Da so ein Tausch bei mir jedoch extrem kostspielig ist (für ihn muss das Instrument nach oben geöffnet werden, und darauf steht bei mir der Abstrahlungs-Mittelteil von Kienle!), muss ich mir sehr überlegen, wann ich es nochmal machen lasse. Man muss dann möglichst viel auf einmal machen, wenn man schon die 3 Profis zahlen muss, die den Teil, sogar ohne Pfeifen (diese kann und muss man vorher herausnehmen), in einer Hauruck-Aktion herunternehmen und am Ende wieder hinaufstellen müssen. Das allein kostete mich das letzte Mal fast 300,-€. ☹️ Und es sind wirklich top Transporteure, Profis!

Da es immer noch im Raum steht, "diesem wunderbaren Aufbau bei mir" - das sind nicht meine Worte! - lieber eine Organum III als "Motor" zu geben, warte ich nun so lange, bis eine solche (gebraucht) "frei" wird. Dann werden in einem Zug auch alle Klaviaturen getauscht. Von der neuen Orgel kommen aber nur die nötigen Teile mit (Frontpartien, Registerkippen, 3. Manual), denn die Organum III ist nicht teilbar, und kann somit niemals in den OG bei mir hinaufkommen. Es ist aber nur der OG 3,75 m hoch, und die Abstrahlung von Kienle passt auch nur dort hinein (und steht auch schon fertig!). Daher wird die Organum III "zurückgebaut" auf eine Organum II, und mit meinen derzeitigen Klaviaturen als kleineres Instrument angeboten.

Ich bin überhaupt froh, dass so ein Umbau trotz der beengten Verhältnisse möglich ist!

Das Einzige, auf das ich werde verzichten müssen, wird das Schwellpedal für das Positiv sein. Das macht mir aber nicht so viel aus - dieses gibt es auf echten Pfeifenorgeln auch äußerst selten, und ich verwende sie bei den Ursulinen auch fast nicht.

Oje, das war jetzt länger Off Topic, sorry. Also was die Klaviaturen angeht, denke ich, dass bei starker Beanspruchung (forciertes, also häufiges und langes Üben, Messe- und / oder Konzertbetrieb) spätestens alle 10-20 Jahre die Klaviaturen, besser gesagt, die Gummimatten für die Kontakte ausgetauscht werden müssen, da diese (das ist für mich das Nadelöhr!) nicht mehr funktionieren bzw. in dieser Zeit komplett heruntergespielt werden. Das sollte meiner Meinung nach durch etwas Anderes ersetzt werden, denn so ist eine immer wiederkehrende Reparatur nötig, die man vielleicht vermeiden könnte.

Das "Klopfen" der Tasten kommt definitiv von den abgespielten Matten! Es ist ein "Vorbote", bevor es zu Tonausfällen kommt. Ich dachte zuerst, dass es ein Problem mit dem Filzbelag sei, welches mit neuen Filzeinlagen reparierbar ist, aber die Ursache sind definitiv die Matten.

Genau das Problem mit den Gummihütchen musste ich auch mehrmals beheben bei meiner Johannus Kabinet mit holzbelegten Tasten von Fatar. Der Typ ist mir im Moment nicht mehr bekannt, aber es war genau wie von Jenoe beschrieben ein Knacken einer vielbenutzten Taste im Hauptwerk vernehmbar. Ich habe mir die Gummimatten dann jeweils bei Fa. Kisselbach bestellt und den Austausch selber vorgenommen.

Jetzt habe ich Vollholztasten von UHT ohne jegliche Mängel...

Das Problem mit den Druckpunktsimulatoren/Gummimatten war anfangs relativ groß, dann aber ca. ab 2005 gab es da Verbesserungen, nachdem u.a. Johannus als größerer Kunde interveniert hatte.

Was aber noch interessant wäre, ist wie deutlich sich optische Gebrauchsspuren zeigen. Zum einen denke ich da an die alte Klais bei meinem ehemaligen Orgellehrer, die nach gut 40 Jahren deutlichste Gebrauchspuren an den Manualen zeigte, aber auch an Fatar-Tastaturen so ab 2002-??, die eine leicht aufgerauhte Oberfläche hatten, die sich aber schnell abnutzte und stellenweise glänzend wurde. Die Modelle vorher und später waren da verscheißfester glatt.

Wie sehen denn UHT bzw. andere Holztastaturen nach längerem Gebrauch aus?

Auf diesem Bild sieht man die UHT-Tastaturen meiner Orgel sehr gut und erkennt minimale Gebrauchsspuren, die aber wirklich nicht störend sind...

Zitat Ebi: "Jetzt habe ich Vollholztasten von UHT ohne jegliche Mängel..."

*neidischist* 😀

Zitat von Romanus im Beitrag #9

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Noch ein Nachtrag zu den (Fatar-?)Manual-Tastaturen meiner Gloria Concerto 234:

Die schwarzen Obertasten sind ursprünglich nicht glänzend, sondern matt, vermutlich, damit es weniger nach Plastik aussieht.
Am oberen Manual (Schwellwerk, das von mir weniger oft gespielt wurde), sind sie es noch weitgehend, am unteren (Hauptwerk, häufiger gespielt) sind sie (vor allem im mittleren Bereich, der am häufigsten benutzt wird) v.a. an der Oberseite durch das viele Spielen "glatt poliert".
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