Nun ja, es gibt Orgelbauer, deren Windversorgung von Orgeln lässt zu wünschen übrig: Das sind Orgelbauer, die der Meinung sind, dass ein Äqualverbot zu beachten ist, d.h. keine Verdoppelungen von 8' und 4' Registern in der Registrierung: das wäre zB bei Gerhard Hradetzky u.a. der Fall. Solche Instrumente könnte ich bei vollgriffigem Spiel "absaufen" lassen, da deren Windversorgung bei Weitem nicht ausreicht. Bei zB einer Kögler-Zika würdest Du das sicher nicht schaffen, dass sie bei voller Registrierung und vollgriffigem Spiel einen sog. "Windmangel" hätte.

Möglicherweise hängt das auch damit zusammen, dass man in den 1970er und 1980er Jahren bei den Orgelbauern die Theorie eines "abfallenden Windes", sprich: einer windmäßig unterversorgten Windlade vertrat, das bei historischen Barockorgeln besonders ausgeprägt sein soll.

JJBB1

Trockenheit ist ein riesiges Problem. Bei uns hat sie in den letzten Jahren vielen Orgeln sehr zugesetzt. Im Anhang mal als Beispiel von unserer Orgel (man beachte meine Kommentare im einen Video nicht weiter, das hatte ich an einen Freund geschickt). Man hört deutlich, wie der Wind aus den Windladen strömt, sobald ich die Sperrventile öffne.

"Lebendiger" Winddruck bedeutet leider im Umkehrschluss auch, dass die Windmenge für vollgriffiges Spiel nicht ausreicht, das oft auch bereits bei nicht voller Registrierung. Nun kann man als "Purist" nur die Barockmusik auf der Orgel als das Höchste empfinden und dann wird "lebendiger Winddruck" nicht als Nachteil empfunden.

Spiele ich jedoch einen "Romantiker", der vollgriffiges Spiel verlangt, dann könnte eine derartige Orgel - lassen wir mal den Aspekt der Trockenheit und rissiger Windladen weg - schnell luftmäßig überfordert sein, in der Tonhöhe unsauber werden und im wahrsten Sinne des Wortes "absaufen".

Prof. Wolfgang Capek störte einmal an einer Orgel der "lebendige" bzw. unzureichende Wirddruck und demonstrierte dem Orgelbauer, wie leicht er die Windversorgung dieser Orgel überfordern kann. Dass er damit den Orgelbauer nicht gerade zu seinem Freund machte, versteht sich von selbst. Ich denke, der Fall von Wolfgang Capek betraf nicht unbedingt eine Orgel mit Trockenheit und undichten Windladen, handelte es sich ja um ein neues Instrument anlässlich der Orgelweihe.

JJBB1

Vielleicht lässt die Windversorgung des Orgelmotors nach. So kurios das auch klingen mag in meinem Fall: nach einer Reparatur der Starkstromleitung lief der Orgelmotor über Jahre hinweg in die verkehrte Richtung, sodass etwas weniger Wind zur Orgel kam und der Subbass 16' deutlich schwächer klang. Das der Motor in eine verkehrte Drehrichtung lief, fiel erst dem Orgelbauer bei einem Service auf.

JJBB1

Nach Deiner Schilderung vermute ich eher nicht, dass die Hradetzky-Anlage ursprünglich einen konstruktiven Mangel der Windversorgung hatte, sondern dass eine aufgetretene Undichtigkeit zu einem Absinken des Luftdrucks geführt hat. Das kann entweder an den Windladen oder an einem der Windkanäle liegen. Manchmal führt eine Hörprobe innerhalb der Orgel schon zu einer ersten Diagnose. Du wirst einen Orgelbauer benötigen, ohnehin schon deshalb, weil meiner Erinnerung nach Bauarbeiten in der Kirche vorgesehen sind.

Ein Drehstrom-Orgelmotor ändert dann seine Laufrichtung, wenn irgendwo die Phasen der Starkstromkabels vertauscht werden: dazu reicht es, dass zB in einer Sakristei die Phasen falsch angeschlossen werden. Zumindest könnte eine falsche Drehrichtung die Ursache dafür sein, dass etwas weniger Wind vom Orgelgebläse erzeugt wird. Ich würde es daher durch den Orgelbauer abklären lassen, ob die Drehrichtung des Orgelmotors stimmt. Dann könnte man zumindest eine mögliche Ursache ausscheiden.

JJBB1