Das Wiener Diözesankonservatorium, an dem auch ich vor einigen - um nicht zu sagen vielen - Jahren "kirchenmusikalisch laufen lernte", besitzt seit kurzem eine neue Hauptorgel, die sogar im Beisein von Kardinal Schönborn feierlich eingeweiht wurde. Unter den zahlreichen, illustren Gästen der Einweihungsfeier entdecke ich u.a. auch meinen ehemaligen Tonsatz-Lehrer Walter Sengstschmid und freue mich darüber.
Die alte, 15-registrige Gollini-Orgel (ehemalige Hausorgel von Hans Haselböck) im Saal des Diözesankonservatoriums war mir als langjährigem Schüler dieser Kirchenmusikschule bestens vertraut und ich fand sie von der Disposition und vom Klang her gar nicht mal so schlecht, wenn auch alles in allem etwas knapp dimensioniert. Von der Neuen weiß ich bis jetzt nur, dass sie zwar 3 Manuale und ein Schwellwerk, aber 68 Pfeifen weniger als meine 18-registrige Dienstorgel in der Pfarrkirche Wien-Atzgersdorf, nämlich genau 918 und keine Mixtur (wie mir eine Insiderin erzählte) hat, wenngleich die Sprecherin des Videos hier versehentlich von 9000 (!) Pfeifen spricht, was der Pfeifenanzahl einer Domorgel entspräche. Witzig finde ich auch den an einen bekannten Italo-Western angelehnten Titel des knapp 4-minütigen Videos: 900 Pfeifen für ein Halleluja
Es ist natürlich schwer bis unmöglich, anhand dieses kurzen Videos und der darin enthaltenen Ausschnitte von Musikstücken die wahre Klangqualität dieser Orgel zu beurteilen, aber bei Bachs G-Dur-Fantasie und noch mehr beim im Tutti zu spielenden Schluss von Regers Te Deum am Ende des Videos vermisse ich ehrlich gesagt schon die Strahlkraft einer Mixtur.
Wer weiß Näheres über die neue Königin und kann die Disposition und/oder repräsentative Klangbeispiele beisteuern oder verlinken ?
Zu der Orgel kann ich dir keine näheren Details nennen, jedoch zu der Frage der Mixtur meine Einschätzung geben: Da die Orgel ja in einem Saal, der gar nicht mal so gross aussieht, erklingt - und das praktiasch von "acht bis acht" - ist es wohl wirklich angenehmer für Zuhörer und Spieler, wenn auf die Klangkrone verzichtet wird, die in einem kleinen Raum auch schnell mal schrill wirken kann.
Zitat von Insulaner im Beitrag #3https://www.rieger-orgelbau.com/projekte/ Auf einem der Bilder findet man die Disposition.
Vielen Dank für den informativen Link !
Zitat von Ebi im Beitrag #2Da die Orgel ja in einem Saal, der gar nicht mal so gross aussieht, erklingt - und das praktiasch von "acht bis acht" - ist es wohl wirklich angenehmer für Zuhörer und Spieler, wenn auf die Klangkrone verzichtet wird, die in einem kleinen Raum auch schnell mal schrill wirken kann.
Ich war schon oft in diesem Saal, sowohl an der (alten) Orgel als auch im Publikum und kann nur sagen: Ja, der Saal ist natürlich nicht groß, dennoch empfand ich die 3-fache Hauptwerksmixtur der alten Gollini-Orgel - wenngleich sie nicht meinem Klangideal entsprach und für mich eher wie eine Scharfzimbel klang, als Bereicherung und habe sie - wenn es zur Musik passte - auch gern gelegentlich gezogen. Die - eher neobarock disponierte - Gollini-Orgel hatte im Nebenmanual auch eine Quint 1 1/3, sodass man auch ohne die Hauptwerksmixtur einen (milden) Plenumklang generieren konnte. Bei der Neuen könnte allenfalls die Positiv-Sesquialter mit Manualkoppel II/I als Klangkronenersatz herhalten.
Nachdem der oben von Insulaner angeführte Link inzwischen nicht mehr gültig ist, kann man nun HIER alles über die neue Rieger-Orgel nachlesen und nebenbei die Dispositionen der alten und neuen Orgel vergleichen, was durchaus interessant ist.
Beim Zählen der Register hat bei Organindex allerdings der Fehlerteufel zugeschlagen: Entgegen der Überschrift der Dispo hatte die alte Gollini-Bodem-Orgel nach meiner Zählung 15 Register - also genauso viele wie die Neue - und nicht 17. (Wenn man die Transmission nicht mitrechnet, sind es sogar nur 14.) Außerdem ist bzw. war diese Orgel viel älter als Baujahr 1996, sie stand schon in den späten 80er-Jahren in diesem Saal und war vorher die Hausorgel von Hans Haselböck.
Sehr löblich und sinnvoll finde ich den Einbau eines Sequenzers in die Neue, dadurch kann man sein eigenes Spiel aus der Perspektive eines Zuhörers - und damit objektiver - hören und daraus viel lernen !
Klingt etwas lächerlich, aber eins der besten Dinge an dieser Orgel ist die auf Millimeter genau einstellbare Orgelbank. Nicht nur hat sie eine Kurbel, sie hat auch ein Maßband eingebaut...
Die alte hatte Charme, finde ich, aber für die Ausbildung (insbesondere B-Schein) sind drei Manuale und Schweller m. E. schon wirklich hilfreich. Klar ist sie trotzdem bei gewisser Literatur nur Krücke sozusagen, schließlich fehlen Mixturen, Zungen und sonstige Schmankerln.
Trotzdem: ja, in meinen Augen besser für den Unterricht geeignet als die alte.
Zitat von Romanus im Beitrag #5 Außerdem ist bzw. war diese Orgel viel älter als Baujahr 1996, sie stand schon in den späten 80er-Jahren in diesem Saal und war vorher die Hausorgel von Hans Haselböck.
Als ich 1991 das Diözesan-Kons abschloss, was ich 1987 bis 1991 in meiner Studentenzeit besuchte, war dieses Instrument noch die "reine" Gollini-Orgel bzw. die ehemalige Hausorgel von Prof. Hans Haselböck mit 15 Registern. Später wurde diese Orgel jedoch von BODEM gravierend umgebaut, sodass das 2. Manual in einem etwas seitlich dahinter stehenden Schwellwerk untergebracht wurde. Vielleicht bezieht sich die Jahreszahl 1996 auf den Umbau der Gollini-Orgel durch Wolfgang Bodem.