Das kommt ganz drauf an, wer die Messe zelebriert !
Fall 1: Unser Pfarrer ist ein ewiger Marienlied-Fan, der ganzjährig nach dem Schlussegen ein Marienlied wünscht, daher auch die obligaten Marienlieder in meinen Liedplänen. Als Marienlied für den 27.02. ist GL 963 (Glorwürdge Königin) vorgesehen, da kommt als Postludium natürlich nur meine Introduktion und Fuge zu diesem Marienlied in Frage.
Fall 2: Unser Kaplan pfeift auf die ewigen, sich ständig wiederholenden Marienlieder und das ist auch gut so ! In diesem Fall stimme ich das Postludium natürlich nicht auf das Marienlied, sondern auf das Danklied ab, das ist am 27.02. GL 484 (Dank sei dir, Vater, für das ewge Leben). Nach dieser frühbarocken Crüger-Melodie passt vom Charakter her gut Johann Philipp Krieger (1649-1725): Toccata in a. Ob mit oder ohne Fuge, das überleg´ ich mir noch. 🤔 Dagegen spricht, dass es dann mit >= 4 Minuten für einen "normalen" Sonntag (also kein Hochamt) schon fast zu lang wäre und die Fuge hinsichtlich Virtuosität weniger hergibt als die Toccata. Dafür spricht, dass es für längere Zeit (6 Wochen !) die letzte Gelegenheit ist, überhaupt ein Postludium zu spielen und die muss man natürlich ausnützen, denn in unserer Pfarre gibt es (auf Anordnung des Pfarrers) erst am Palmsonntag wieder Prä- und Postludium und da muss man schon froh sein, denn sein Vorgänger (in dessen Amtszeit mein Dienstantritt als Organist am 16.03.2003 fällt) war noch viel strenger und hat sogar noch am Palmsonntag und Gründonnerstag die strenge Fastenstille angeordnet ! (Dass am Gründonnerstag nach dem Gloria die Orgeln und Glocken "nach Rom fliegen", ist ja normal, aber einen stillen Einzug zum Abendmahlsgottesdienst finde ich schon sehr spartanisch !)
Für alle, die jetzt enttäuscht sind, dass ich am Faschingssonntag nichts "Lustiges" wie z.b. Radetzky-Marsch oder Donauwalzer spiele: Ich bevorzuge einfach stilgerechte Nachspiele, die auch zur Kirche und Orgel passen und nachdem es - wie schon gesagt - die allerletzte Gelegenheit vor dem Palmsonntag ist, überhaupt ein Postludium zu spielen, soll´s bei mir was Klassisch-stilvolles sein. Unsere Welt ist auch so schon grotesk und verrückt genug, da muss ich nicht auch noch den Clown an der Orgel spielen.
Die Antwort hab ich mir fast erwartet😉😇... Und alle anderen? Halten sich schön bedeckt, nur ja nix verraten??
Also einerseits verstehe ich Deine Position, Romanus, andererseits..... Es ist Fasching..Und bei uns ist sonst sowieso nicht viel los, grad auch für die Kirchengeher-Generation... Also gibt's voraussichtlich (sofern mit kurzer Oktav umsetzbar) ein Charakterstück zum Schluss, und zwar hab ich vor, die Leute diesmal nach "Heinzelmännchens Wachtparade" hinausmarschieren zu lassen😇 https://youtu.be/BnvfOdrnEDY Auf der Molzer würde ichs nicht spielen, da hätte ich ebenfalls Probleme mit verzögerten Tönen (siehe Kommentar unterm Video) ... Aber die Lachewitzer müsste es schaffen🙃...
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Eine Idee für ein mit Sicherheit originelles Faschings-Postludium ist mir jetzt doch gekommen und wenn ich bedenke, was das wohl beliebteste Orgelstück aller Zeiten schon alles an Fehlinterpretationen und sonstigen Verhunzungen über sich ergehen lassen musste, kann ich mich nur sehr wundern, dass das noch niemand auf YT gemacht hat:
Habt ihr schon mal daran gedacht, wie es wohl klingen würde, Bach´s Toccata BWV 565 anstatt in d-Moll einfach in D-Dur zu spielen ? 🤣 Alles, was original in Moll steht, wird in Dur gespielt und umgekehrt ! Ich hab´s gerade probiert und es klingt natürlich voll daneben, aber für den Faschingssonntag finde ich das allemal cooler als Radetzky-Marsch, Donauwalzer und Ähnliches. Man muss es natürlich üben, weil es gar nicht so leicht ist, das, was man schon jahrzehntelang in Moll geübt hat, plötzlich in Dur zu spielen und umgekehrt und wenn man es ein paar Stunden lang so falsch geübt hat, läuft man natürlich auch Gefahr, dass der 1. Versuch, es wieder richtig zu spielen, ebenfalls danebengeht.
Ich werde mich hüten, mir das anzutun und würde es auch nie so spielen wollen, nicht mal am Faschingssonntag, weil´s natürlich voll dämlich klingt, aber wer zum Faschingssonntag um jeden Preis lustig und außerdem noch originell sein will, für den ist´s vielleicht eine willkommene Anregung.
Angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage habe ich nun noch einen konkreten Vorschlag für ein perfekt passendes Postludium für morgen: Die ukrainische Nationalhymne, Noten (Orgelfassung von Stefan Trenner) siehe Attachment !
Romanus
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Die Ukrainische Hymne habe ich heute als Postludium gespielt. Allerdings eine andere Bearbeitung. Auch wenn diese Melodie niemand kennt, finde ich es als kleines Zeichen der Verbundenheit. Vielleicht spiele ich dieses Stück so lange, bis sich die Lage gebessert hat. Ob diese Hymne ein "perfekt passendes Postludium" für einen Auszug nach einem Gottesdienst ist, wage ich dennoch zu bezweifeln, ganz unabhängig vom Faschingssonntag.
Zitat von Snah im Beitrag #9Ob diese Hymne ein "perfekt passendes Postludium" für einen Auszug nach einem Gottesdienst ist, wage ich dennoch zu bezweifeln, ganz unabhängig vom Faschingssonntag.
Natürlich ist diese Hymne kein perfektes Orgelstück und schon gar nichts für den Fasching, den man in diesen Tagen sowieso nicht wirklich feiern kann, so war das auch nicht gemeint, sondern eben perfekt passend als Zeichen der Solidarität gegenüber der Ukraine angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage. Viele OrganistInnen haben diese Hymne heute gespielt und ich finde es auch gut und richtig, dieses Zeichen zu setzen.