Eigentlich habe ich die Frage ja schon im Thread Neue Johannus Orgel gestellt, aber nachdem sich nicht jeder hier für Johannus interessiert und meine Frage somit leicht übersehen könnte, stelle ich sie hier nochmal an alle:
Mir gefällt dieses Stück sehr gut und ich würde es sehr gern spielen ! Ich habe alles durchforstet, was als mögliche Quelle in Frage kommt (Orgelwerke, Wohltemperiertes Klavier, Kleine Präludien und Fughetten, Englische Suiten ...), finde das gesuchte Stück aber nirgends. Eigentlich kommt jetzt nur noch eine Transkription in Frage. Man sieht an den Noten im Video gerade noch, dass es auf 2 Systemen notiert ist, aber Herr van Vliet spielt es mit Pedal.
Unsere Forianerin Edenhofer-Fan war doch immer so gut im lösen von Rätseln, vielleicht liest sie ja hier mit ?
Wer kann dieses Rätsel lösen ? Bitte BWV-Nummer oder Quelle angeben oder Noten verlinken, danke im Voraus !
(Falls gar niemand draufkommt, frage ich Herrn van Vliet persönlich, das ist vermutlich der einfachste Weg, macht aber keinen Spaß. )
Die Fuge ist mir natürlich auch wohlbekannt, van Vliet hat nicht das dazugehörige Präludium gespielt, sondern irgendein anderes, das anscheinend niemand kennt. Da frage ich mich schon langsam, ob es überhaupt wirklich von Bach ist. 🤔 Wer weiß, vielleicht hat sich Herr van Vliet einen Scherz erlaubt und dahinter verbirgt sich womöglich eine gekonnte Stilkopie von Wolfgang Seifen oder Sietze de Vries ?
Offenkundig ist, das van Vliet aus zwei unterschiedlichen Notenausgaben spielt: das unbekannte "Praeludium" aus Hochformat ohne irgendeinen Titel, die bekannte Fuge dann aus gebundenem Querformat. Das "Praeludium" ist nicht von Bach und muss nicht mal ein Orgelstück sein. Letztlich ist es kein Konzert, sondern ein Sound-Demo, aber ich finde diese Bach-Fehlzuordnung schlicht albern.
Zitat von Polyphoniker im Beitrag #5Das "Praeludium" ist nicht von Bach und muss nicht mal ein Orgelstück sein. Letztlich ist es kein Konzert, sondern ein Sound-Demo, aber ich finde diese Bach-Fehlzuordnung schlicht albern.
Was macht dich so sicher, dass es nicht von Bach ist, ev. eine Bearbeitung ?
Zitat von Flauto im Beitrag #4Ich tippe beim "Praeludium" auf eine freiere Bearbeitung eines Teils der Toccata g-moll BWV 915 . . .
Die g-Moll-Toccata BWV 915 muss ich mir zuhause anhören, bin jetzt leider bei der Arbeit, aber rein optisch würde der Allegro-Teil zumindest von der Rhythmik her passen, danke für den interessanten Hinweis !
Was ist hier überhaupt von J. S. Bach? Auch die kleinen Präludien und Fugen werden heute eher Bachs Schülern zugeschrieben ... und freie Bearbeitungen wären auch in keiner Weise originär ...
Zitat von Flauto im Beitrag #4Ich tippe beim "Praeludium" auf eine freiere Bearbeitung eines Teils der Toccata g-moll BWV 915 . . .
Ich habe mir nun das Video nochmal angehört und mit den Noten der Toccata BWV 915 verglichen, konnte aber weder im Allegro-Teil noch sonstwo das typische Thema des Präludiums wiederfinden. Wo genau siehst du das im Video gehörte ?
Zitat von Polyphoniker im Beitrag #7Was ist hier überhaupt von J. S. Bach? Auch die kleinen Präludien und Fugen werden heute eher Bachs Schülern zugeschrieben ... und freie Bearbeitungen wären auch in keiner Weise originär ...
Nun ja, solange nicht eindeutig ein anderer als Komponist feststeht, sind die 8 kleinen offiziell immer noch Bach. Ich habe bis jetzt erst eine Tracklist (Dr. Böhm Orgel-Classic Nr. 1) gesehen, auf der Krebs als Komponist dieser Stücke angegeben war und auch da steht in Klammer "vermutlich von letzterem komponiert". Würde ich das Stück bei einem Konzert oder einer Einspielung interpretieren, dann würde ich auch immer noch Bach als Komponisten angeben, genauso bei der "epidemischen" Toccata, deren Autorenschaft ja auch angezweifelt wird.
Bei einer (wenn auch freien) Bearbeitung wird gewöhnlich immer noch der Urheber als Komponist angegeben, solange man das Original erkennt. Außerdem wird man bei solch einem Video nicht die Betrachter/Zuhörer verwirren wollen. Übrigens wissen wir alle ja immer noch nicht, was es mit diesem "Präludium" (wie auch immer das Stück im Original heißen mag) auf sich hat, ob es ein Original oder eine Bearbeitung oder vielleicht gar eine dreiste Stilkopie ist, es bleibt also spannend. 🧐
Ich kann das Rätsel heute teilweise lüften ! Nachdem ich so neugierig war, habe ich gestern Abend kurzerhand Herrn van Vliet persönlich angemailt und bereits heute um 08:07 eine interessante Antwort bekommen:
Das "Präludium" hat keine BWV-Nummer und ist Teil eines Concertos, das Herr van Vliet selbst für Orgel arrangiert hat. Okay, die Noten hat er mir leider nicht geschickt, allerdings hatte ich auch nicht explizit darum gebeten, wenngleich ich schon geäußert hatte, dass ich es sehr gern spielen würde. Wer weiß, vielleicht kommt es ja noch auf die Johannus-Multimedia-Seite als Musikalischer Beitrag des Monats November ?
Aber eigentlich wäre ich schon froh, wenn ich das originale Werk ausfindig machen könnte, denn ich traue mir durchaus selbst eine Transkription zu, es wäre auch nicht meine erste. Daher stellt sich jetzt die Frage: Wo findet man die in Frage kommenden Bach-Werke ohne BWV-Nummer ? Ein paar gibt es in Tobi´s Notenarchiv, aber ich fürchte, da ist es nicht darunter. Es handelt sich also um ein Concerto in g-Moll ohne BWV-Nummer, das (fraglich) von Bach komponiert wurde, wer hat Vorschläge für in Frage kommende Werke ? Ich habe den Anfang des Präludiums nach Gehör in Noten gesetzt, vielleicht hilft dies ja bei der Suche:
Lohnt das alles wirklich den Aufwand, ist das so ein Mega-Stück? Ich habe so viele unzweifelhafte Noten im Regal, die kann ich zu Lebzeiten nicht umsetzen ...