Ich habe mir gerade auf der Homepage des Sampleset-Herstellers Sonus Paradisi das Sampleset der Orgel in Prytanée - gelegen in La Flèche, einer französischen Gemeinde im Département Sarthe in der Region Pays de la Loire, angesehen.
Bemerkenswert ist, dass es zwar ein Bourdon 16` im Hauptwerk (Grand Orgue) gibt, nicht jedoch ein einziges Register dieser Fusslage im Pedal. Auch Rechérchen zur Original-Orgel zeigen die gleiche Disposition. Mir ist nicht so ganz klar, warum man die Orgel so disponiert hat; am Platz in der Höhe kann es ja wohl nicht liegen, wenn man für den Bordon 16`genügend Höhe zur Verfügung hatte.
Ganz einfach, die französische Barock-Orgel hat kein eigenständiges Pedal-Werk, es ist nur an das Hauptwerk angehängt, vielleicht gibt es einzelne Register, vielleicht einen 8', vielleicht eine Zunge. Clerambault also bitte ohne 16' im Pedal.
Die Erklärung ist ganz einfach: Bei diesem Instrument handelt es sich um eine typische französiche Orgel des Frühbarock. Dieser Orgeltypus verfügt oft nur über ein sehr eingeschränktes Pedal mit maximal 2 Flötenregistern 8' und 2', dazu vielleicht noch bis zu 2 Zungen 8' und 4'. 16'-Register wurden in Frankreich wohl erst ab der 2. Hälfte des 18. Jh. üblich. Wenn man sich die Literatur (und die dazu vorhandenen Registrieranweisungen) ansieht, welche für diese Instrumente komponiert (bzw. erstellt) worden ist, dann erkennt man, dass ein 16'-Register höchstens im GO notwendig ist.
Danke euch, ich habe wieder etwas dazugelernt. Man hat wohl bei einigen Barock-Orgeln erst später das Pedal ausgebaut, so zum Beispiel in Marmoutier...
Nicht nur bei Prytanée ist das so, siehe auch die Original-Dispositionen von Rozay-en-Brie, St. Michel en Thiérache und St. Pons en Thomieres ; alle bei Sonusparaadise gesampelt, z. T. mit Hinzufügung eines virtuellen 16' im Pedal. Selbst in La Chaise Dieu ist das so geblieben. Die einzigen Zeitgenossen aus dem frühen 18. Jahrhunder, die von Anfang an die 16'-Lage im Pedal gebaut haben, waren die Strasbourger Silbermann's (siehe Ebersmünster, Wasselone, Arlesheim), wohl als Mitbringsel aus iher sächsischen Herkunft.
Das Pedal hatte im klassischen französischen Orgelbau die Funktion eines Tenor-Claviers (z.B. für den Cantus firmus in Grigny's Werken), oder gelegentlich auch in Trios den Bass in 8'-Lage zu übernehmen. Mehr nicht.
Merci vielmals für die Klarstellung und den "Nachhilfe-Unterricht". Ich merke sehr deutlich, dass ich mich noch nie so richtig mit französischen Orgeln befasst habe. Ich habe auch noch nie auf einer solchen gespielt...
Dafür haben diese Instrumente dann ein oder besser 2 Solo-Manuale mit einem Cornet, am Besten noch mit einem Krummhorn besetzt, das braucht man für die französische Barock-Literatur notwendig. Nebst dann noch Terzen und Nazarden, am besten gleich mehrere.