Eine der ersten historischen Orgeln und zugleich die 1. große Orgel, auf der ich vor vielen Jahren (als 12-jähriger und nicht öffentlich) spielen durfte, war die 1752 von Johann Hencke erbaute Orgel der Stiftskirche Herzogenburg, die aber erst 1780 ihr prächtiges, in grün-gold gefasstes und mit vielen Engelsfiguren reich verziertes Gehäuse bekam. Die mit 40 Registern - verteilt auf 3 Manuale und Pedal - größte Barockorgel Niederösterreichs war also 28 Jahre lang eine "Nacktschnecken-Orgel", wie unsere Forianerin "Edenhofer-Fan" gern zu sagen pflegt. Disposition der Hencke-Orgel der Stiftskirche Herzogenburg Ihr werdet euch bei Betrachtung der Disposition vielleicht wundern, dass Hauptwerk und Pedal einen anderen Tonumfang haben als die beiden Brüstungspositive. Johann Hencke´s Werk hatte natürlich ursprünglich in allen Werken die in der österreichischen Orgellandschaft damals übliche "kurze Oktav". Später (entweder 1894 von Leopold Breinbauer oder 1964 von Grogor Hradetzky) wurden Hauptwerk und Pedal auf den heute üblichen Tonumfang erweitert. Die beiden, in einem gemeinsamen Gehäuse untergebrachten Brüstungspositive sind eine Eigenart Johann Henckes. Hencke´s 1760 erbautes Werk in der Wallfahrtskirche Maria Taferl hatte ursprünglich auch 2 Brüstungspositive, von jener Orgel ist aber leider nur das Gehäuse erhalten geblieben.
Ein Foto der prachtvollen Herzogenburger Orgel findet ihr in der Bildergalerie im Album Orgel-Schönheiten.
Das einzige repräsentative Klangbeispiel, das ich auf YouTube finden konnte, ist eine 2018 aufgenommene Orgelvorführung des Stiftsorganisten Mag. Johannes Zimmerl: Orgelvorführung in der Stiftskirche Herzogenburg Die Vorführung ist zwar nicht komplett drauf, da ist jemand offenbar erst nach einigen Minuten auf die Idee gekommen, den Rekorder mitlaufen zu lassen, dafür ist die Aufnahme-Qualität überraschend gut, der Klang der Orgel ist sogar sehr gut eingefangen und am Schluss spielt der Stiftsorganist Bach´s geniales, großes e-Moll-Präludium BWV 548 (wenn auch ohne die Fuge) und er spielt es meiner Meinung nach sogar sehr gut, ich konnte jedenfalls keinen Fehler heraushören.
Ich wusste gar nicht, dass es im 18. Jahrhundert bereits Nacktschneckenorgeln gab. Die Menschen haben es wohl auch eher aus finanziellen Gründen ertragen und als Notlösung empfunden und nicht ästhetisch ansprechend, sonst hätte man den Prospekt ja so gelassen. Oder die Orgel staubte zu sehr ein und zu viele Vögel starben in den Pfeifen.
Zitat von Edenhofer-Fan im Beitrag #2Oder die Orgel staubte zu sehr ein und zu viele Vögel starben in den Pfeifen.
Staub könnte ich mir schon vorstellen aber Vögel in der Kirche ? Und seit wann zieht es Vögel in Pfeifen ? Fledermäuse in einer Kirche habe ich schon erlebt in Mödling, St. Othmar., die haben dort die Manualtasten mit einem WC verwechselt, seitdem werden die Manuale immer durch ein dickes rotes Tuch abgedeckt.
Ich musste als Jungorganistin mit erleben, wie ein Vogel in einer Prinzipalpfeife verzweifelt versuchte durch den "Lichtspalt" am Labium herauszuflattern. Um das Leben des kleinen Piepmats zu retten, lief ich sogar bis zum Haus meines Orgellehrers, der nüchtern erklärte, dass dies nicht zu ändern sei und schon mehrere Vogelgerippe in den Pfeifen lägen. Ich war damals sehr erschüttert und dachte, das müsste man doch unbedingt verhindern. Auch in unserer Gemeinde verirren sich immer wieder Vögel in das Gotteshaus, allerdings hoffe ich, dass diese immer wieder lebend das Gebäude verlassen. 🤔
Das sollte doch wirklich zu verhindern sein!! Wieso wird beim Bau einer Orgel nicht daran gedacht? Manchen Leuten sind ja die Tiere leider egal... Aber einer teuren Orgel kanns ja auch nicht gut tun, wenn sich da drin was zersetzt...wenigstens von diesem Ansatz her sollte das Problem lösbar sein....
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Zitat von Romanus im Beitrag #1Das einzige repräsentative Klangbeispiel, das ich auf YouTube finden konnte, ist eine 2018 aufgenommene Orgelvorführung des Stiftsorganisten Mag. Johannes Zimmerl: Orgelvorführung in der Stiftskirche Herzogenburg
Mittlerweile gibt es im YT-Kanal von Johannes Zimmerl viele neue Aufnahmen der Herzogenburger Hencke-Orgel mit diversen Literaturstücken: Johannes Zimmerl auf YouTube