Zitat von Engelszorn 8´ im Beitrag #1Vielleicht kennt ihr das: Man ist eigentlich kein Anfänger mehr, hat sein Programm geübt, am Vorabend hat´s gut geklappt und dann am nächsten Tag... Was empfehlen die Profis unter euch?
darf ich Dir etwas empfehlen obwohl ich kein "Profi" bin?
Behalte Dir diese Bescheidenheit und diese Beschämung !
ähnliches vermisse ich oft schmerzlich bei "Profis" die nach einer Leistung (für die ich an deren Stelle am liebsten in den Erdboden versunken wäre und mich wochenlang nicht einmal mit einer Tüte über dem Kopf durch die Straßen... *) breit grinsend mit der größten Selbstverständlichkeit vor die versammelten Anwesenden treten und sich wahrscheinlich für das 8. WeltwunderKind (Orgel) halten
Aber da ich ja kein Profi bin, habe ich höchstwahrscheinlich die außergewöhnliche künstlerische Leistung nur völlig verkannt...
Ach ja, Du hattest nach einem Geheimtrick gefragt:
weniger Töne lieber Mozart, weniger Töne... und einfach langsamer spielen ;-)
(und als "Vertretung" nie jemanden fragen der wesentlich besser spielt als man selber ;-)
* okay ich übertreibe vielleicht ein winzig kleines bisschen...
"Das Morgen KApieren nicht das Gestern KOpieren" JvGlatterGötz
Zitat von Spiritus boni im Beitrag #3Als Profi bezeichne ich mich zwar nicht, aber: drüber improvisieren! Eventuell die falsche Stelle (wenn nicht zu grauslich) sogar wiederholen: Leute, das gehört so! Und dann irgendwie schauen, möglichst elegant zu den eigentlich am Papier stehenden Noten zurückzufinden.
Hab heute auch unfreiwillig modulieren geübt😇..
Herrlich. 😅 Man muss mogeln, schon um der Selbstachtung willen. Meine Mutter sagte immer, verlorene/falsche Noten sind unwiederbringlich. Einfach weiterspielen. So halt ichs. Beim Gesang kann man sowieso nicht von vorne anfangen.
Ich hab geübt, setz mich auf die Orgelbank und dann fängts schon an. Meine musikalische Begeisterung muss ich in Grenzen halten. Denn: es gibt soviel traurige Zeiten. Heißt Rücksicht nehmen auf die Gläubigen.Wir sind hier nicht im Hochamt. In dieser hohen Stimmung mach ich super leicht Fehler, kann aber superleicht mich wieder hineinfinden. Ich muss schon ordentlich besinnlich sein, dass mir ein besinnliches Lied gelingt.
Und der Rest ist Konzentration! Konzentration! Konzentration! Konzentrier dich, Mensch Irene!!! ....und wenn du hundertmal müde bist....
Zitat von elias.orgel im Beitrag #11 Behalte Dir diese Bescheidenheit und diese Beschämung !
ähnliches vermisse ich oft schmerzlich bei "Profis" die nach einer Leistung (für die ich an deren Stelle am liebsten in den Erdboden versunken wäre und mich wochenlang nicht einmal mit einer Tüte über dem Kopf durch die Straßen... *) breit grinsend mit der größten Selbstverständlichkeit vor die versammelten Anwesenden treten und sich wahrscheinlich für das 8. WeltwunderKind (Orgel) halten
Macht es das dann besser? Professionell ist, sich nichts anmerken zu lassen. Wer es gehört hat, hat es gehört. Die anderen muss man nicht auch noch darauf stoßen.
In den meisten Fällen ist es eine Problem des Übens. Jetzt kann man mir vorwerfen, dass ich als Berufsmusiker arrogant bin, aber ich gehe das Risiko ein: Mein Eindruck ist, dass viele Amateure einfach nicht genug geübt haben.
Es reicht eben nicht, wenn es 9x schief geht und dann 1x klappt. (Klar, das ist jetzt etwas polemisch...nix für ungut, aber ich denke, es ist klar, was gemeint ist.) Das, was schief geht, sitzt dann einfach nicht gut genug. Das ist uns allen schon passiert, aber man muss halt ein Gefühl dafür bekommen, wann es krisensicher läuft.
Ablenkungen muss man halt trainieren, z.B. mit einem laufenden Fernseher. Ebenso Irritationen durch ungewohnte Kleidung. Ein Jackett engt einen mehr ein als der Schlabberpulli. Man muss auch in der Kleidung üben, in der man später spielt.
Im Ernstfall schaut man aus Sicherheitsgründen gerne mehr auf die Tasten und findet dann die Stelle in den Noten nicht mehr schnell genug. Noch schlimmer, wenn der Weg auf einmal bei 3 Manualen länger ist. Auch das muss man mitüben.
Auch ein Problem: Man schafft sich Sachen zu schnell drauf und übt unnötige Körperspannung mit.
Und der eigene Psychodruck kann ein Problem sein, also so irre Vorsätze wie: Heute zeige ich es allen. Außerdem muss man einfach damit leben, dass es die perfekte Version nicht gibt. Irgendeine Stelle wird man immer in irgendeiner Version beim Üben besser gehabt haben. Das weiß aber das Publikum nicht. Den Ärger darüber muss man loswerden.
Das Gelingen hängt mE nicht nur davon ab, wie gut man ein Stück geübt hat, sondern auch wesentlich von anderen psychologischen Aspekten:
Typ 1: Da gibt es nunmal jene, die stets die beste Generalprobe liefern, aber wenn es ums Ganze bzw. um eine Aufführung geht, ihre Nerven nicht in Griff haben.
Typ 2: Es gibt auch jene sog. "Aufführungstypen" iSe "Rampens.." (nicht vulgär als Schimpfwort gemeint), die den sog. Stress einer Aufführung als "Kick" benötigen, um Höchstleistungen auf der Bühne zu bringen.
Nun wage ich nicht unbedingt zu behaupten, dass Typ1-Organisten zu wenig geübt haben. Sie haben oft nur ihre eigene Nerven nicht wirklich im Griff bzw. deren Nervosität ist hinderlich, um Höchstleistungen zu erbringen.
Ich bin da nicht so ganz sicher. Ja, die beiden Typen gibt es, aber kann man es damit abtun, dass man sagt, ich bin eben Typ 1?
Vor einiger Zeit habe ich einen guten nebenamtlichen Kollegen im Konzert gehört. Er hat makellos BWV 541 gespielt, da gab es nun gar nichts zu mäkeln. Das hat er monatelang geübt. Einige viel leichtere Stücke liefen dann aber nicht so gut, halt das, was man "eigentlich" vom Blatt spielen kann.