Vielleicht kennt ihr das: Man ist eigentlich kein Anfänger mehr, hat sein Programm geübt, am Vorabend hat´s gut geklappt und dann am nächsten Tag: Gleiches Postludium, man ist eigentlich nicht nervös und dann wie aus heiterem Himmel greift man plötzlich sowas von danaben, dass man am liebsten zurückspulen und noch mal ganz von vorn anfangen würde, nur geht das bei einem Postludium zu Ostern eben nicht. Danach hab´ ich übrigens fehlerfrei weitergespielt, weil eben mehr konzentriert, auch die schwierigste, gefürchtete(!) Stelle ging einwandfrei, nur eben in der 3. Zeile dieser wirklich furchtbare Fehlgriff mit der Rechten (an einer Stelle, wo rechte und linke Hand ziemlich weit auseinander spielen), den ich leider nicht mehr zurücknehmen konnte. Ich weiß eigentlich gar nicht, wie das passieren konnte! Hab´mich danach nur noch davongeschlichen und geschaut, dass mich möglichst niemand mehr sieht.
Nun ja, das mag jetzt vielleicht etwas banal klingen, aber da hilft nur: Mehr üben ! Und bei einer öffentlichen Performance eben nur Stücke spielen, die man auch wirklich beherrscht. Und selbst dann kann immer irgendwas passieren, auch ich habe heute gepatzt, nehm´s aber gelassen, sorry, war eben live.
Als Profi bezeichne ich mich zwar nicht, aber: drüber improvisieren! Eventuell die falsche Stelle (wenn nicht zu grauslich) sogar wiederholen: Leute, das gehört so! Und dann irgendwie schauen, möglichst elegant zu den eigentlich am Papier stehenden Noten zurückzufinden.
Hab heute auch unfreiwillig modulieren geübt😇..
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Ganz wichtig: Es gibt keine Fehler, nur fehlendes Selbstvertrauen. Oder anders: Wer bei der falsch gespielten Note das Gesicht verzieht, hat schon verloren. Das muss nämlich so. Und wer was anderes behauptet, liegt halt falsch. Was auch hilft, ist improvisieren üben. Dann kannst Du den Patzer halbwegs elegant überspielen und gut ist.
Wobei Du eigentlich schon richtig gut bist, wenn Du einfach weitergespielt hast. Dann haben die meisten Besucher das eh nicht mitbekommen, dass das jetzt falsch war. Du kannst es natürlich auch wie die örtliche, hauptamtliche Kantorin machen und sich beim zweistimmigen(!), manualiter(!) vorgetragenen Bachpräludium nicht ein, sondern gleich zweimal an der gleichen Stelle verspielen, aufhören und nochmal von vorne anfangen. Für Bonuspunkte beim zweiten Durchgang dann noch der Gemeinde ein aufmunterndes "Das ist mir noch nie passiert" zurufen.
Och, das Gesicht verzieh ich schon - sieht mich da oben ja keiner😜.
Blöd sind Patzer bei der Chorbegleitung, bei anspruchsvolleren Stückl, wo dann der Chor seinen Einsatz nicht mehr findet. Dann: Ehrenrunde improvisieren, neuen Einsatz geben. Das hab ich sogar extra geübt, vor Bachs "Jesus meine Freude" . Eine Stelle gesucht, wo es mich leicht raushaut und dann drumrum gespielt, sodass der Einsatz beim 2.Anlauf klappen kann, falls ich rausflieg. War letztlich nicht nötig, aber eine gute Vorbereitung. 😜
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Viel spielen! (Vor Leuten, mein ich, das Üben setz ich mal voraus.)
Mich hat sehr lange einfach die Lautstärke irritiert. Also, je lauter bzw. schärfer ich registriert hatte, desto mehr brachten mich Fehler raus. Bei sanften, leiseren Registrierungen machte mir ein Fehlgriff weniger aus. Das Fatale ist m. E. nicht der Fehler, sondern eine falsche Reaktion darauf, wie auch schon Vorschreiber meinten. Wenn du nach einem Fehler souverän weiterspielst, ist er garantiert einem recht hohen Prozentsatz gar nicht aufgefallen. Und das, nämlich den souveränen Umgang mit Fehlern, kannst du, finde ich, nur üben, indem du dich immer wieder dieser Situation aussetzt. Bestimmte Strategien üben schadet nicht, aber sicher wird man erst durchs Vorspielen.
Was du nicht machen solltest: Den Ehrgeiz haben, nie wieder Fehler zu machen. Das (also Fehler) machen nämlich selbst die größten MusikerInnen.
Wenn ich im evangelischen Gottesdienst die Bach-Fuge am Schluss so richtig vergeigt habe, und auf diesen Umstand kann ich vertrauen, kommt nach dem Gottesdienst einer auf die Orgelbűhne und erklärt mir, dass ihn meine Orgelmusik heute besonders berührt hat. Wenn ich das Stück einigermaßen hinbekommen habe, kommt niemand. Vermutlich kann das Publikum das Blut riechen, das du schwitzt. So meine Theorie.
Zitat von hintersatz_5f im Beitrag #7Vermutlich kann das Publikum das Blut riechen, das du schwitzt. So meine Theorie.
Auweh, soviel Beistand hab ich nicht bekommen, als ich noch "blutiger Anfänger" war. Dafür haben sich die Leute umso mehr mokiert, als ich am Gründonnerstag in der Hektik beim Aufstecken der Lieder einen Zahlendreher fabriziert hab: 803 statt 308. Wir singen Stille Nacht?! Tönte es von unten rauf...
Das rutscht ab. Immer wieder den Satz vor dir haben: wers besser kann, möge sich melden... Und wem noch nie ein Zahlendreher passiert ist, der werfe die erste Zifferntafel... 😜
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Ich vergleiche jeden Patzer mit einem Versprecher, den sich Lektor oder Pfarrer leisten. Und da stelle ich fest: Ich liege mit meiner Quote ziemlich weit hinten. So what?