Die 1755 erbaute Orgel der Margarethenkirche in Mediaş ist eine der optisch und klanglich schönsten Barockorgeln Transsylvaniens und gilt nicht umsonst als Johannes Hahns Meisterwerk. Schon alleine der Prospekt in seinem grün-rot marmorierten Gehäuse mit vergoldetem Schnitzwerk ist eine Augenweide für sich und der gravitätisch-volle Barockklang steht der optischen Pracht in nichts nach.
Auch die Musikauswahl, mit der die Orgel hier präsentiert wird, könnte nicht beeindruckender sein, Erich Türk glänzt mit einem Meisterwerk des Stylus Phantasticus: Nicolaus Bruhns (1665-1697): Präludium e-Moll ("Das Große") (Der geniale Komponist und Buxtehude-Lieblingsschüler hat auch ein kürzeres e-Moll-Präludium komponiert.)
Interessantes Detail: Im Video wird auch der originale Kaufvertrag mit allen Details zur Disposition gezeigt.
Da sollte man sich lieber gleich die ganze CD "Erich Türk an der Orgel der Mediascher Margarethenkirche"bestellen !
Das positive Urteil über den Interpreten Erich Türk kann ich bestätigen. Auf einer Studienreise nach Siebenbürgen 2017, bei der er uns zwei Tage lang begleitet hat, führte er u.a. die Orgel von Mediasch mit dem großen Präludium in E von Bruhns vor. Ein kurzes Zitat aus meinem damaligen in "Ars Organi" veröffentlichten Reisebericht: "Stolzenburg/Slimnic (Johannes Hahn 1773) mit der Passacaglia in d von Kerll und Mediasch/Medias (Johannes Hahn 1775 zweimanualig), bestens vorgeführt mit dem großen Präludium e-moll von Nicolaus Bruhns und der Partita über „Gelobet seist du, Jesus Christ“ von Georg Böhm. In Birthälm/Bierthan erlebten wir eine frühromantische Orgel des Wiener Orgelbauers Carl Hesse mit Werken des weitgehend unbekannten Komponisten Georg Ruzitska (1789-1869), dessen gesamtes Orgelwerk Erich Türk auf CD eingespielt hat. Mancher mag bedauert haben, dass insbesondere auf den kleinen, gut erhaltenen Orgeln der Kirchenburgen die altsiebenbürgische Orgelmusik des 17. und 18. Jahrhunderts nicht zu hören war, z. B. Stücke aus der Orgeltabulatur des Daniel Croner (1656-1740), obgleich sich die Orgeln dafür bestens eignen." Die Beobachtung, die Axel bzgl. der Literaturauswahl von Türk machte, stimmt mit meiner damaligen Wahrnehmung überein. So habe ich nicht verstanden, wieso er die relativ unbedeutenden Stücke von Georg Ruzitska auf sein Programm in Birthälm gesetzt hatte, der ja in dieser Gegend völlig unbekannt war (ihn würde man eher auf Orgeln im katholisch geprägten Banat erwarten).
Abschließend noch ein Hinweis. Viele deutschsprachige Titel (Bücher, CD/DVD) kann man besorgen über das Erasmus-Büchercafé in Hermannsstadt: https://www.buechercafe.ro/
2 weitere, klangschöne Interpretationen von Erich Türk an dieser herrlichen Orgel:
Georg Muffat (1653-1704): Toccata prima Nur die Umblätter-bedingte Unterbrechung an der schönsten Stelle des Stückes stört mich an dieser Stelle massiv ! Da hätte sich ein(e) umblätternder HelferIn oder eine kopierte Notenseite echt ausgezahlt, finde ich.
Für alle, die "die Epidemische" noch hören können, habe ich hier einen ganz besonderen Leckerbissen: J. S. Bach (?): Ich sage nur: DER Klassiker ! Allerdings: Im Mittelteil der Fuge hat Herr Türk ein paar Arpeggios in Akkorde verwandelt, was mir bei aller künstlerischen Freiheit doch etwas zu weit geht. Was kleine Fehler (oder Freiheiten ?) betrifft, will ich mal nicht so streng sein.
Zitat von Romanus im Beitrag #4 Allerdings: Im Mittelteil der Fuge hat Herr Türk ein paar Arpeggios in Akkorde verwandelt, was mir bei aller künstlerischen Freiheit doch etwas zu weit geht. Was kleine Fehler (oder Freiheiten ?) betrifft, will ich mal nicht so streng sein.
Ich habe das nie so gespielt und weiß auch nicht, ob ich es tun würde, wenn ich das Stück mal wieder im Konzert spiele, aber mir ist völlig plausibel, was er da macht. Solche Stellen würde jeder Cembalist als Überlegato spielen um das zu erreichen, was man am Klavier mit dem Pedal macht. Deshalb halte ich es auch für völlig falsch, Bach am Klavier ohne Pedal spielen zu wollen (natürlich mit Maß). Wenn wir nun davon ausgehen, dass die Jungs damals eben hauptsächlich Cembalo gespielt haben und auch zuhause die Orgelstücke auf dem Cembalo geübt haben (Kalkanten waren teuer), dann muss man annehmen, dass sie eben auch cembalistische Spielreflexe (wenn man das so nennen möchte) gehabt haben. Ich finde, das kann man deutlich besser begründen, als manche Fantasieartikulation der 60er Jahre. Vielleicht würde ich es anders machen, aber ich halte es für mehr als legitim.