Wir folgen heute Jenoes Einladung nach Salzburg und holen damit unsere bisher aufgeschobene Hochzeitsreise nach.
Bei dieser Gelegenheit werden wir natürlich auch Jenoes tolle Orgel live erleben und natürlich werde ich auch hier (wie immer ehrlich !) darüber berichten.
Deshalb gibt es heute auch keine neuen Vorschläge für Orgelmusik zum Gottesdienst von mir.

Wir haben ein höchst inspirierendes Wochenende in der wunderschönen "Mozartstadt" Salzburg hinter uns:

Als wir am frühen Freitag-Abend ankamen, gab Jenö für uns zur Begrüßung erstmal ein virtuoses, kleines Klavierkonzert an seinem Yamaha-Konzertflügel mit Scarlatti und diversen Eigenkompositionen.



Anschließend führte er uns seine ganz spezielle Hausorgel vor, eine Ahlborn Organum II mit Kienle-Pfeifenabstrahlsystem und einem exquisiten Roland RSS-303-Raumsimulationssystem, das in der Lage ist, die Akustik jedes beliebigen Raumes überzeugend zu simulieren.
Die Prospektpfeifen sind (dank der eingebauten Lautsprecher) tatsächlich klingend, wenn auch natürlich nicht windgeblasen.
Um die Unterschiede zu demonstrieren, spielte er zuerst ein paar Töne mit der trockenen Raumakustik ohne künstlichen Hall, danach mit dem Roland RSS in verschiedenen, simulierten Raumakustiken von der kleinen Kapelle bis zur riesigen Kathedrale.



Jenö spielte die Fuge aus BWV 542, Mulets "Tu es Petra" und "Carillon-Sortie", die Toccata aus Boellmanns Suite gothique und Widors Toccata aus der 5. Orgelsymphonie, übrigens alles auswendig.
Anschließend durfte ich die Orgel ausprobieren:
Wie immer begann ich mit Albrechtsbergers Präludium in D-Dur Op.12/2, meinem Lieblingsstück zum Testen des kleinen Hauptwerksplenums, anschließend das Präludium in c-Moll Op. 91/8 aus Simon Sechters Präludienbuch und Bachs "epidemische" Toccata und Fuge, ich weiß, ein etwas "abgedroschenes" Stück, aber das musste einfach sein.
Die von Jenö intonierte Ahlborn Organum klingt trotz ihres Alters von ca. 20 Jahren sehr authentisch nach Pfeifenorgel, auch ohne das Roland RSS, wenngleich ich sie etwas anders intoniert hätte.

Zum Nachtmahl servierte uns Jenö als perfekter Gastgeber Mozarella mit Tomaten und Balsamico und wir hatten Gelegenheit, über Gott und die Welt zu plaudern und dabei unsere ganz persönlichen Lebensgeschichten kennenzulernen.
Wir übernachteten in Jenös Gästezimmer, das sogar über ein Doppelbett verfügt. Was will man mehr ?

Am Samstag schliefen wir uns aus und verbrachten nach einem reichhaltigen Brunch ein paar weitere Stunden an der Orgel, Jenö spielte Gigouts Toccata in h-Moll und Bachs Sinfonia aus der Ratswahlkantate in der Transkription von Marcel Dupré, natürlich beides auswendig.
Danach hatte ich Gelegenheit, die verschiedensten Einzelregister und Kombinationen auszuprobieren.
Diesmal führte uns Jenö eine andere Intonation vor, die eine historische Orgel mit deutlichem Winddruck-Atmen simulierte und damit ziemlich genau meinen persönlichen Geschmack traf, perfekt geeignet für Sweelincks Toccata in a (äolisch).
Danach begleiteten wir Jenö zur ungarischen Vorabendmesse in das Salzburger Ursulinenkloster, in deren Kirche sich die "große Schwester" von Jenös Orgel, eine Organum III, ebenfalls mit Kienle-Pfeifenprospekt, befindet, wobei hier aufgrund der natürlichen Raumakustik kein Roland RSS nötig ist. Diese Orgel wurde übrigens ebenfalls von Jenö intoniert.
In der Stunde vor der Messe hatte ich Gelegenheit, die Orgel kurz auszuprobieren. Bei den Kunststoff-Tastaturen wurde offensichtlich gespart und die Intonation hat mir bei Jenös Hausorgel fast besser gefallen, kein Wunder, denn an seiner Hausorgel hat er auch länger gearbeitet.
Jenö spielte nicht nur die Choralbegleitung der (komplett ungarischen) Messe, sondern sang auch noch dazu und spielte zum Auszug Widors F-Dur-Toccata (natürlich wieder auswendig) und erntete dafür verdienten Applaus.



Nach einer Agape im Pfarrsaal führte uns Jenö durch die malerisch schöne Salzburger Altstadt und zeigte uns die wichtigsten der vielen Sehenswürdigkeiten, u.a. die Franziskanerkirche, in der wir während einer Abendmesse die hervorragende Chororgel hören konnten.

Heute, am letzten Tag unseres Kurzurlaubes schliefen wir noch länger als gestern, während Jenö (diesmal als einfacher Gottesdienstbesucher) die Messe in der Franziskanerkirche besuchte.
Nach seiner Rückkehr und einem Brunch hörten wir ein paar Highlights aus Jenös CD-Sammlung auf seiner Bose-Anlage, abschließend genossen wir ein delikates Mittagessen bei Jenös Lieblingsitaliener und dann mussten wir uns auch schon wieder auf den Heimweg machen.
Jenö ist nicht nur ein bemerkenswerter Musiker, sondern auch ein freundlicher und großzügiger Gastgeber und ein sehr sympathischer, intelligenter und humorvoller Mensch. Alles, was er in seinen Forenbeiträgen über sich und seine Orgel geschrieben hat, stimmt tatsächlich, er hat damit keineswegs "angegeben".

Danke, lieber Jenö, für das schöne und interessante Wochenende in Salzburg ! 👍