Warum kein Lied? Wenn es eine Psalmnachdichtung ist, sehe ich kein Problem. Mit der Einführung des neuen Gotteslobes hat die Vorsingerei allerdings noch zugenommen. Da gibt es doch auch entsprechende Gloria- und Credovertonungen. Also meins ist das auch nicht. Als evangelisch Orgelnder bin ich ganz froh: Es gibt nur wenige Wechselgesänge, und die, die hin und wieder mal dran kommen, singe ich vor. Dafür gibt es den herrlichen Genfer Psalter, dessen Melodien ich jedem Wechselgesang vorziehen würde. In unserer Region am Niederrhein wird der allerdings auch nicht besonders gepflegt. Man singt lieber sowas wie "Du bist der clou und kein Zufall, blablabla..."
Der Psalm(abschnitt) in der Wortliturgie der Messe ist eine Schriftlesung, die wegen ihres poetischen Charakters von einem Solisten / einer Solistin gesungen wird. Ersetzt man die Psalmlesung durch einen Liedpsalm, entsteht ein anderer ritueller Gestus. Zugegeben: Ein Liedpsalm ist besser als z. B. die dritte Strophe des Eingangsliedes.
Ja, dann muss es aber auch einen poetischen Charakter haben. Das, was im Zuge des 2. Vatikanums für diese neue Idee komponiert wurde, ist ja wenig poetisch. Ich erinnere nur mal an das alte Kantorenbuch zum GL. Ähnlich genial und irgendwann nicht mehr aufgelegt: Das Chorbuch zum GL, das de facto ein Scholabuch war. Ich habe beides noch hier liegen, fast unbenutzt. Mehr gab es doch seinerzeit nicht.
So, und dann stelle ich da vorne einen Lektor hin, mit dem ich das vielleicht geübt habe und der so leidlich Kirchenlieder singen kann. Und dann geht es los. Der KV läuft noch einigermaßen, aber der Psalm darf natürlich nicht begleitet werden. Dafür gibt es bestimmt auch eine theologische und gut klingende Begründung. Nach dem 2. Vers ist der Lektor um einen Ganzton gesackt, hat in dieser pseudomodalen Tonsprache längst jedes Gefühl für einen Grundton verloren. Schön klingt es eh nicht, selbst wenn es richtig wäre. Die Gemeinde blickt betreten zu Boden. Jetzt merkt er selbst, dass es nicht gut läuft. Ihm bricht der Schweiß aus. Er verhaspelt sich mit dem Text. Irgendwann setzt dann die Orgel gnädigerweise wieder mit dem KV ein...
Klar, so gestalten wir liturgisch korrekt attraktive Gottesdienste...
Man verzeihe mir den leichten Sarkasmus, aber wäre es nicht möglich, dass sich das Konzil da einfach mit viel theologischem Brimborium einfach etwas ausgedacht hat, was in der Praxis wenig tauglich ist?
Mit dem alten Kantorenbuch zum GL habe ich Jahre hindurch gearbeitet (und die PsalmsängerInnen auch begleitet), daneben andere Bücher eingesetzt (z. B. das Neue Psalmenbuch, das Vorsängerbuch zum Schweizer Kirchengesangbuch). Allerdings hatten wir in Innsbruck oft MusikstudentInnen oder ChorsängerInnen für den Kantorendienst. - Auch heute gibt es ein reiches Angebot an Behelfen, auch online. Wem die modale Psalmodie nicht gefällt, kann z. B. das Freiburger Kantorenbuch (beruht auf anglikanischen Chants) verwenden. Freilich muss man den freirhythmischen Gesang erlernen; die halslosen Noten sind nicht gleich lang, sondern verschieden lang, dem Sprechrhythmus gemäß.
Zitat von Axel im Beitrag #23Ja, dann muss es aber auch einen poetischen Charakter haben. Das, was im Zuge des 2. Vatikanums für diese neue Idee komponiert wurde, ist ja wenig poetisch. Ich erinnere nur mal an das alte Kantorenbuch zum GL. Ähnlich genial und irgendwann nicht mehr aufgelegt: Das Chorbuch zum GL, das de facto ein Scholabuch war. Ich habe beides noch hier liegen, fast unbenutzt. Mehr gab es doch seinerzeit nicht.
So, und dann stelle ich da vorne einen Lektor hin, mit dem ich das vielleicht geübt habe und der so leidlich Kirchenlieder singen kann. Und dann geht es los. Der KV läuft noch einigermaßen, aber der Psalm darf natürlich nicht begleitet werden. Dafür gibt es bestimmt auch eine theologische und gut klingende Begründung. Nach dem 2. Vers ist der Lektor um einen Ganzton gesackt, hat in dieser pseudomodalen Tonsprache längst jedes Gefühl für einen Grundton verloren. Schön klingt es eh nicht, selbst wenn es richtig wäre. Die Gemeinde blickt betreten zu Boden. Jetzt merkt er selbst, dass es nicht gut läuft. Ihm bricht der Schweiß aus. Er verhaspelt sich mit dem Text. Irgendwann setzt dann die Orgel gnädigerweise wieder mit dem KV ein...
Klar, so gestalten wir liturgisch korrekt attraktive Gottesdienste...
Man verzeihe mir den leichten Sarkasmus, aber wäre es nicht möglich, dass sich das Konzil da einfach mit viel theologischem Brimborium einfach etwas ausgedacht hat, was in der Praxis wenig tauglich ist?
Doch, mit liegenden Akkorden können auch die Psalmtexte begleitet werden. Sonst gibts spätestens beim folgenden Kehrvers wirklich einen argen Knick.
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Bei Couperins Erklärung von der Poesie musste ich schmunzeln. Ich habe diese Poesie noch nirgends entdecken, bzw. heraushören können. Für mich ist der Psalmengesang nach der Lesung regelhaft der Tiefpunkt jeder Liturgie gewesen. Es bleibt immer ein Spagat. Man will eine natürliche schöne Singstimme, kein Piepsmäuschen, aber auch keinen Pavarotti. Nein, ich halte Psalmenlieder für eine gute Alternative, die der Gemeinde auch ein sinnvolles Mitvollziehen der Liturgie ermöglicht. Wenn dann ein versierter Organist textbezogen begleitet hab ich die Welt im Dösken (wie man am Niederrhein sagt).