Auch wenn die Melodie noch so schön und die Bearbeitung durch Drischner noch so gelungen ist: Ich würde das Stück nicht auf das Programm eines öffentlichen Konzerts setzen.
Wer die Hintergründe über das Stück sowie die Fakten zu Drischner nicht kennt, kann nicht über das Stück urteilen. So belastet, wie er hier gesehen wird (oder gerne gesehen werden würde?!) ist er nämlich nicht.
Zitat von flautoharmonico im Beitrag #4Wer die Hintergründe über das Stück sowie die Fakten zu Drischner nicht kennt, kann nicht über das Stück urteilen. So belastet, wie er hier gesehen wird (oder gerne gesehen werden würde?!) ist er nämlich nicht.
Wenn Du mehr weißt, als über die Wikipedia-Seite und über diese Homepage Max Drischner in Erfahrung gebracht werden kann: Lass es uns Forianer doch wissen!
Bei der Beschäftigung mit diesem Komponisten sind mir zwei Dinge aufgefallen. 1. in den Veröffentlichungen über Musiker der NS-Zeit von Fred K. Prieberg (Musik im NS-Staat) und von Michael G. Kaufmann (Orgel und Nationalsozialismus) ist Drischner nicht einschlägig erwähnt, außer dass er 1937 in die NSDAP eingetreten ist und dass er im Mai 1933 die Erklärung zum Flugblatt "Kirchenmusik im dritten Reich" unterzeichnet hat. Das spricht doch eher dafür, dass Drischner nicht zu den musikalischen Huldigern des NS-Regimes zählte. Andererseits: 2. Die hier rezensierten Variationen über das Deutschlandlied, die zum 1.5.1933 komponiert wurden, sind in der umfangreichen Werkliste von Matthias Müller in der Homepage nicht aufgeführt. Sollte diese Werk im Sinne eines "einmaligen Ausrutschers" eliminiert werden?
Ich stand im Kontakt mit der Nichte Max Drischners. Diese bestätigte mir zwar wohl einen damals zeittypischen Nationalismus, wohl aber keinen Nationalsozialismus. Die Enttäuschung über den ersten Weltkrieg, in dem M.D. Einen Finger verloren und damit seine Karriere eingebüßt hatte, wird tief gesessen und damit das Dritte Reich als Chance gesehen worden sein, dass nach der Weimarer Republik wieder etwas anders werden würde. Wie auch immer man dazu stehen mag: Die Variationen über das Deutschlandlied entstanden zum Tag der Nationalen Arbeit, es gibt doch genug Komponisten von denen es solche unsäglichen Machwerke gibt - weil es eben auch erwartet wurde, sowas zu schreiben. Er hat jedenfalls später darum ersucht, dass dieses Werk nicht mehr im Druck erscheint. Wenn man dieses Werk kommentiert, kann man es problemlos im Konzert spielen. Man sollte es nur nicht unkommentiert stehen lassen. Auf jeden Fall - Drischner war kein überzeugter Nazi, sondern wenn überhaupt Mitläufer, der in Ruhe seine Musik machen wollte. Ganz im Gegensatz zu vielgerühmten Leuten wie Franz Schmidt oder Richard Strauss…
Zitat von flautoharmonico im Beitrag #6Die Enttäuschung über den ersten Weltkrieg, in dem M.D. Einen Finger verloren und damit seine Karriere eingebüßt hatte ...
Ist das wirklich sicher ? Das wußte ich nicht und darüber steht auch nichts Konkretes bei Wikipedia, da ist nur von einer unheilbaren Handverletzung die Rede. Das ist natürlich besonders hart für einen Musiker. Dann finde ich es aber umso beachtlicher, dass er danach mit 9 Fingern immer noch gut spielen und sogar Konzerte geben konnte.
Er war als Sanitätshelfer in Frankreich, da hat er ein oder zwei Fingerglieder verloren, damit war der Traum vom Konzertcembalisten, auf den er mit dem Studium bei W. Landowska hinarbeitete, dahin. Paul Hielscher hat ihm dann die Orgelstudien erteilt…
Auf der englischen Wikipedia-Seite steht: "During this time, he lost the top of a finger on his left hand."
Okay, also nur die Fingerspitze und kein ganzer Finger, das ist nicht ganz so schlimm, damit kann man noch ganz gut spielen, wenn man sehr geschickt ist.
Zitat von Harmonist im Beitrag #5in den Veröffentlichungen über Musiker der NS-Zeit von Fred K. Prieberg (Musik im NS-Staat) und von Michael G. Kaufmann (Orgel und Nationalsozialismus) ist Drischner nicht einschlägig erwähnt, außer dass er 1937 in die NSDAP eingetreten ist und dass er im Mai 1933 die Erklärung zum Flugblatt "Kirchenmusik im dritten Reich" unterzeichnet hat.
Aber mal ganz ehrlich: Waren damals nicht alle bei der Partei, die sich ihre Karriere nicht versauen wollten? Es ist doch ein Unterschied, ob man dabei in einer Führungsposition maßgeblich an Kriegsverbrechen beteiligt oder nur ein Mitläufer ist.
Es war das oberste Fingerglied, also quasi ein Drittel. Sieht man auch auf Fotos, wenn man sehr genau hinschaut.
Dass er in der Partei war, sagt gar nichts aus. Distler war ja auch in der Partei, und viele andere auch - die meisten vermutlich, weil das ein Schritt zu einem unbehelligteren Dasein war. Drischner ist ja auch erst sehr spät eingetreten.