Ich wollte mal eine Frage in den Raum werfen. Wir haben hier in der Region überwiegend romantische Orgeln, aber auch die eine oder andere schöne Barocke wie die Schukeorgel (Bachorgel) in Mühlhausen oder die Schukeorgel in der Predigerkirche Erfurt. Bei der Prediger meine ich, dass es sich um eine Neobarocke handelt. Bin mir da aber nicht sicher und ich habe mehrere Meinungen gehört.

Ich habe für mich selbst gemerkt, dass mir die klassischen romantischen Orgeln in vielen Fällen nicht so zusagen. Hier fehlen mir oft die Obertöne. Klar ist es alles etwas "weicher", aber ich mag es eher genau. Knackige Höhen, klare Tiefen und dazwischen auch alles eher ausgewogen. Unsere romantischen sind da eher recht tief und grummelig. Aber es gibt natürlich solche und solche.

Ich bin kein Experte bei der Intonation oder dem Thema Stimmungen, aber neue Orgeln scheinen inzwischen ja auch neue Wege zu gehen. Die meisten Neubauten die ich spielen konnte verbinden beide Welten oft gut miteinander. Die Obertöne sind noch da, gleichzeitig ist der Klang doch auch noch irgendwie romantisch wirkend. Ich weiß nicht ob ihr das auch so sehen würdet.

Wie ist eure Meinung dazu und was bevorzugt ihr aus welchem Grund?

Ich bevorzuge ganz klar barocke Orgeln - und zwar, weil ich am liebsten Barockmusik höre und spiele. Und mir gefallen die rein mechanischen Orgeln, auch wenn sie üblicherweise keine Setzer und andere Spielhilfen aufweisen. Neue Orgeln, die so gebaut sind, gefallen mir daher auch sehr gut. Metzler oder Arend sind beispielsweise Orgelbauer, die ich in dieser Hinsicht sehr schätze.

Zitat von Romanus im Beitrag #3

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Aber ich kann ziemlich genau sagen, was ich nicht mag: Schneidende Schärfe im Plenumklang, messerscharfe Mixturen, Prinzipale und Zungen, wie man sie bei vielen neobarocken Orgeln findet.

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Ich würde das doch sehr vom Repertoire abhängig machen. Nur sehr wenige Orgeln taugen wirklich als "Universalorgel". Aus jeder Epoche gibt es sehr gute und weniger gute Instrumente. Gelernt habe ich an einem Instrument von 1896, beste Romantik. Heute spiele ich tendenziell mehr alte Musik, freue mich aber genauso über eine Konzerteinladung an eine schöne romantische Orgel.
Zu den Mixturen und Obertönen: Sicher gibt es höchst penetrante Beispiele aus den 50er bis 70er Jahren. Man muss rein akustisch allerdings auch sagen, die kurzen Schallwellen haben bis zum Publikum mehr Schwingungsdurchläufe als die langen. Da die Welle bei jedem Durchlauf an Energie verliert, nimmt eine Mixtur eben mit der Entfernung schneller ab als ein Bordun 16'. Alles, was am Spieltisch unangenehm ist, kann im Raum genau richtig sein.

Zitat von Klangpost im Beitrag #4

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Zitat von Romanus im Beitrag #3

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Aber ich kann ziemlich genau sagen, was ich nicht mag: Schneidende Schärfe im Plenumklang, messerscharfe Mixturen, Prinzipale und Zungen, wie man sie bei vielen neobarocken Orgeln findet.

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Das verstehe ich, es gibt diese Orgeln die einfach nur schrill sind und es wirklich unangenehm ist. Wobei natürlich der Raum auch sehr viel ausmacht. Ich konnte in Hildesheim mal die Orgel in St. Andreas spielen, auch eine Neobarocke Orgel. Dort fallen die Höhen nicht so auf wegen der gesamten Akustik und ohne diese kräftigen Höhen wäre es einfach nur ein gigantischer Subwoofer 🙈 in Gräfentonna bei uns steht eine kleine Neo Orgel, davon abgesehen dass sie kaum noch spielbar ist, ist es kein Vergnügen mit dem schrillen gegreische der Pfeifen... Naja was erwartet man auch bei einem Subbass im Pedal, einen schrillen 8" prinzipiell im Manual mit einer schrillen Oktave dazu... Wem dann die Ohren noch nicht bluten, der kann die Mixtur noch dazu nehmen... Brrr zum weglaufen so etwas.

Die Mixtur spiele ich selten, ja es gibt schöne Mixturen, aber unsere gehören da nicht dazu. Die sind einfach nur blechern und schwammig. Nicht mein Fall, da bevorzuge ich einen 2".

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Zitat von Axel im Beitrag #5

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Ich würde das doch sehr vom Repertoire abhängig machen. Nur sehr wenige Orgeln taugen wirklich als "Universalorgel". Aus jeder Epoche gibt es sehr gute und weniger gute Instrumente. Gelernt habe ich an einem Instrument von 1896, beste Romantik. Heute spiele ich tendenziell mehr alte Musik, freue mich aber genauso über eine Konzerteinladung an eine schöne romantische Orgel.
Zu den Mixturen und Obertönen: Sicher gibt es höchst penetrante Beispiele aus den 50er bis 70er Jahren. Man muss rein akustisch allerdings auch sagen, die kurzen Schallwellen haben bis zum Publikum mehr Schwingungsdurchläufe als die langen. Da die Welle bei jedem Durchlauf an Energie verliert, nimmt eine Mixtur eben mit der Entfernung schneller ab als ein Bordun 16'. Alles, was am Spieltisch unangenehm ist, kann im Raum genau richtig sein.

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Ich habe zugegeben die Erfahrung, dass romantische Stücke durchaus auch auf der barocken Orgel schön klingen und umgekehrt. Natürlich ist der Gesamtklang dann nicht so wie vom Komponisten gewollt, aber das könnte man streng genommen auch sagen bei jedem Spiel auf einer Orgel, für die ein Stück nicht geschrieben wurde.

Mir ist noch kein Stück begegnet was klanglich auf einem anderen Orgeltyp unspielbar war. Zumindest klanglich. Technisch gibt es durchaus Stücke, die wegen dem Tonumfang nicht spielbar sind, aber das liegt wohl weniger an dem Klang der Orgel. Wenn ein Stück eine Oktave mehr braucht als ein Instrument hat, dann wird es eben nichts.

Haben romantische Orgeln nicht oft ein kleineres Pedal? Das wäre ja nicht so problematisch, unsere gehen auf dem Pedal nur bis zum d, ein Stück vom mir verlangt noch das f, Zuhause geht das und an unseren Orgeln spiele ich es eben im Manual mit oder lasse es weg.

Es ist doch schön, dass wir dieses Privileg haben Jahrhunderte an musikalischer Entwicklung heute noch zu spielen und sehr wahrscheinlich werden die Menschen in 500 Jahren auch über unsere rückständige Art zu musizieren diskutieren. Natürlich dann aus dem Blick ihrer Gewohnheiten und Vorlieben.