Hier ist eine (italienische?) Orgel mit sehr merkwürdigem Tonumfang zu sehen: Anonymus / Andrea Antico - Animoso mio desire Der Musik nach zu urteilen könnte es sich um eine sehr alte, italienische Orgel handeln, sofern das Bild passend gewählt wurde. Man beachte die untere, unvollständige Oktav ! Auffallend ist, dass hier die Tasten für Fis und Gis fehlen, was nicht der im süddeutsch-österreichischem Raum sehr verbreiteten "kurzen Oktav" und schon gar nicht der "normalen", chromatisch ausgebauten Klaviatur entspricht. Handelt es sich hier um eine speziell in Italien gebräuchlichen Bauweise oder gar um die Eigenart eines bestimmten Orgelbauers (ähnlich wie das fehlende untere Cis bei Gottfried-Silbermann-Orgeln) ? Wer weiß Näheres darüber ?
Natürlich habe ich die Frage auch dem Uploader des Musikstückes gestellt und bereits heute Antwort bekommen:
"That is just the original compass that this builder used in 1533. It is a bit strange, but plays a lot of early music just fine. I suppose cost and space may have been concerns at the time, compared to how often those keys were used in the music."
Ich hatte das auch so in etwa erwartet. Das Örgelchen hat ja gerade mal 3 komplette Oktaven und ein paar Zusatztöne unten und oben: für alte Musik wird reichen, aber für mehr auch nicht. In welcher Stimmung ist denn die Orgel eingerichtet, konntest du das heraushören?
Zitat von Ebi im Beitrag #3In welcher Stimmung ist denn die Orgel eingerichtet, konntest du das heraushören?
Es klingt für meine Ohren mitteltönig. Nachdem die Orgel um 1533 gebaut wurde und die Klaviatur keine Subsemitonien enthält, sehe ich auch kaum Alternativen.
Aber wer weiß, vielleicht gibt es hier Experten, die das noch besser wissen ? Falls ja, bitte melden !
Zum Umfang der Klaviatur: Es sieht so aus, als ob der tiefste Ton das große F wäre. IM Wikipedia Artike über "Manual findet sich die Passage: "Die mittelalterlichen Orgeln besaßen einen kleineren Manual- und Tonumfang. Der ursprüngliche Umfang von einer Oktave wurde in der Spätgotik auf 2 1⁄2 Oktaven (H–f²) erweitert.[1] Die Orgel der Rysumer Kirche wies bei ihrer Erbauung im 15. Jahrhundert diesen Umfang mit allen diatonischen Tönen auf. In der Renaissance wurde ab dem Ende des 16. Jahrhunderts der Tonumfang in der Regel auf das tiefe F, im Barock auf das tiefe C erweitert, wie es noch heute üblich ist." Ist also nicht zwingend landschaftstypisch.
Die Bauzeit im frühen 16. Jahrhundert entspricht diesem Befund, ein mitteltöniges Stimmungssystem auch. Aber da Name und Standort des Instruments auf Youtube nicht mitgeteilt wrden, bewegen wir uns im Reich der Spekulationen.
Gerade habe ich erfahren, dass diese historische Orgel in Valvasone steht, der Uploader hat sie nicht real gespielt, sondern über Hauptwerk mit diesem Sampleset: Sonus Paradisi - Valvasone Virtual Organ Mit dem Sampleset kann man auch die komplette tiefe Oktav spielen, also mehr Töne, als die reale Orgel tatsächlich besitzt. Unter diesem Link findet man auch eine ausführliche Beschreibung der Orgel inkl. historische Details, sogar für Nicht-Hauptwerk-Fans sehr interessant zu lesen !
Die Beschreibung dieser alten Orgel liest sich sehr interessant. Bemerkenswert finde ich, dass sie sich an der Seitenwand der Kirche befindet und man überhaupt nicht erkennen kann, wie der Zugang zur Orgel erfolgt...