Wolfgang Seifen´s Improvisationen sind immer wieder ein Genuss. Beim Präludium und Fuge im deutschen Barockstil lässt der Geist des großen J.S. Bach grüßen !
Ich bewundere Musiker, die in einer Zeit, in der an Lärm grenzende Grobdissonanzen salonfähig und "in" sind, noch fähig sind, so etwas zu komponieren. Doch wer derartiges auch noch improvisieren kann, ist ein echtes Genie, Respekt !
Was mich interessiert: Warum spricht man, wenn man in der Lage ist, solch ausgefeilte Musik ins die Tasten zu bringen, nicht von KOMPOSITION anstelle von Improvisation? Nur, weil es keine Aufzeichnungen gibt? Das lässt sich doch mit heutigen Mitteln (MIDI, Mitschnitt, Notenprogramm etc.) problemlos darstellen. Es muss offenbar noch andere Gründe und Kriterien geben.
Also: was verhindert, dass man solch hochstehende improvisierte Werke als Komposition bezeichnet?
Zitat von Ebi im Beitrag #2Also: was verhindert, dass man solch hochstehende improvisierte Werke als Komposition bezeichnet?
Unter einer Komposition verstehe ich grundsätzlich ein Werk, bei dem sich der Komponist genau überlegt, wie er die Töne setzt, die Stimmen führt, Phrasierungen hinzufügt und gegebenenfalls noch Regeln des Kontrapunktes und des strengen Satzes einhält.
Eine Improvisation hingegen entsteht, wenn ein Musiker "einfach so aus dem Stegreif" drauf losspielt, ohne viel Zeit darauf zu verwenden, sich den genauen Aufbau seines Werkes zu überlegen.
Insider wissen freilich, dass professionelle Organisten ihre Improvisationen sehr wohl auch (mehr oder weniger heimlich) vorbereiten:
Irgendwo in den unendlichen Weiten und Welten des Cyberspace habe ich mal eine Anekdote über Marcel Dupré gelesen, in der seine Frau zu einem seiner Schüler sagt:
"Sie können schon hereinkommen, mein Mann übt gerade seine Improvisation für morgen."
Natürlich sind die Grenzen zwischen Improvisation und Komposition fließend und tatsächlich sind auch schon viele Kompositionen ursprünglich aus Improvisationen heraus entstanden, so dass wohl die dem Spiel vorangegangene Notation als einziges eindeutiges Unterscheidungsmerkmal herhalten muss.