Hallo Roman

Mein Eindruck ist, dass nicht allzu viele Forumsmitglieder Digitalorgeln mit Physis-Technologie besitzen - und daher wird deine Frage nur in einem sehr engen Kreis relevant sein.

Wenn ich deine Frage eher generell auffassen darf, so würde ich dazu tendieren, den Hall von mittelgrossen Orgeln zu verwenden oder einzustellen. Ein gutes Beispiel für mich sind die beiden Orgeln (als Samples) in Vollenhove oder in Arlesheim. Auch Strassburg (A) geht in Ordnung.

Ich habe auch mal eine Zeitlang mit externen Hallgeräten (z.B. von Roland) gearbeitet, als ich noch viel mit dem ersten völlig hallfreien Expander von Hoffrichter gespielt habe. Das klang ziemlich gut - über separate Kanäle, Verstärker und Lautsprecher wiedergegeben. Die dort von mir verwendeten Programme simulierten ebenfalls den Hall in mittelgrossen Kirchen.

Was den Hall angeht bin ich hin und hergerissen. Klar liebe ich ihn in den entsprechenden Räumen und hätte ich HW-Samplesets, gehört der Hall der Hofkirche Dresden zur Silbermannorgel dazu. Nun habe ich aber ein eigenständiges Instrument, das ich auf den Raum hin intoniert habe in dem es steht. Da wirkt größerer künstlicher Hall in meinen Ohren unglaubwürdig. Deshalb habe ich ihn auf einen leichten Nachklang reduziert, den man dem Raum glauben kann. Ab und an drehe ich mal den Regler auf, just for fun, aber dann auch schnell wieder runter.

Hallprogramme der geschilderten Arten sind kein Spezifikum von Physis-Instrumenten. So spiele ich zuhause auf einer Gloria Optimus 347, die wiederum auf der Sampling-basierten Chorum 90 von Viscount beruht. Da findet man genau diesselben 8 Akustik-Typen wie oben gennant, einstellbar über das Display-Menü. Die Feineinstellung übernimmt ein Drehregler am vorderen Paneel. Nutzt man diese Orgel für Hauptwerk oder GrandOrgue, was problemlos möglich ist, wirken diese Regler ebenfalls, weil damit die Audio-Anlage direkt angesteuert wird. Deshalb präferiere ich für Hauptwerk Dry-Samples, weil der Hall optimal auf mein Musikzimmer eingestellt werden kann. Bei Wet-Samples drehe ich den Hallregler auf 0, damit keine doppelte Verhallung eintritt.

Hallo an alle!

Wie vielleicht einige wissen, besitze ich zuhause eine Ahlborn Organum II und bei den Ursulinen in Salzburg in der Klosterkapelle eine ORGANUM III jeweils mit Kienle-Abstrahlung. Meine Erfahrungen richten sich also ausschließlich auf mein Equipment.

Während es bei den Ursulinen einen großartigen Hall gibt, ist er bei mir zuhause klarer weise alles andere, als optimal - praktisch Null. Die eingebauten Hallprogramme in der Organum-Serie sind eine reine Katastrophe - der "nanoverb" von Alesis war nur das Vorbild, Ahlborn hat versucht, dieses in die Jahre gekommenes Hallsystem auch noch nachzubauen, mit verheerendem (Miß-)Erfolg: der Hall hört sich an, wie schlecht gemachter Federhall aus den 1980ern...

Nun habe ich in den anfänglichen 2000er Jahren einiges über Roland`s RSS-303 gehört / gelesen. Mich hätte das Gerät vom Anfang an sehr interessiert, weil es ein komplett anderes Konzept verfolgt, als sämtliche Hallgeräte im Allgemeinen. Nach über 15 Jahren (!!) Suche nach einem Gebrauchtgeräten im Internet (die Produktion und Neuverkauf wurde kurz nach 2000 eingestellt) war ich vor ein paar Jahren erfolgreich, und konnte aus der Schweiz ein RSS-303 nach Österreich importieren. (Ja, mit Zoll...)

Was soll ich sagen? Ich habe endlich meine eigene Kathedrale zu Hause! Und wenn ich will, keine Kathedrale, sondern, was ich will, wie ich will... einfach unglaublich!

Der Hauptunterschied zwischen dem "Raum Simulation System" RSS zu irgendeinem Hallgerät ist, dass hier dem Gerät nicht nur gesagt wird, was man als Ergebnis haben möchte, sondern auch, wo man in der Wirklichkeit ist! Außerdem wird der Raum über 4 Aktiv-Kanäle, und nicht nur über 2 (Stereo) nachgebildet. Es ist nach der Einrichtung möglich, die Klangquelle (in unserem Fall also die Orgel) komplett frei im Raum (!!) zu positionieren, also auch die Richtung (mittels Winkel, auch hinten ist möglich), die Entfernung... einfach alles! Dazu können 22 (!) Wandmaterialien angegeben werden, von Papier, Teppich, Raumteiler, Backstein, Beton, Glas, Metall, Fliesen bis hin zu Fiberglas! Getrennt von der Halllänge kann auch die Art des Raumes (eben kleine Kirche, große Kirche, Kathedrale, Auditorium etc.) bestimmt werden. Man beginnt damit, dem System zu beschreiben, wo man IST (wie weit sind die Lautsprecher tatsächlich auseinander), um dann anzugeben, wo man SEIN MÖCHTE. Alles wird zum Schluss per physical modeling in Echtzeit berechnet und an die vier Aktivboxen geleitert. Der RSS-303 ist sogar intelligent genug, die komplette Orgelabstrahlung (in meinem Fall Kienle Pfeifen-Resonatorenabstrahung 8-kanälig) als "2 vorderen Lautsprecher" zu betrachten, somit ist es unnötig, auf die schöne, dislozierte Pfeifenabstrahlung zu verzichten!

Die hinteren beiden Kanäle übernimmt bei mir eine einfache "Bose Companion 3" 2.1-Anlage, wobei die kleinen Hochtöner überkopf an der Wand befestigt sind (ebenso wie die Hochtöner der Pfeifenabstrahlung). Der Subwoofer ist großartig, super, wie die Bässe von hinten "zurückrollen"...

Jeder, der bis dato bei mir war, war begeistert von diesem Eindruck!

Liebe Grüße:

Jenö Hajdu

Hallo Jenö

Da hast du wohl unbeschreibliches Glück gehabt, noch ein Roland RSS-303 zu ergattern - die Dinger sind offenbar begehrt, weil sie gut sind...

Das Gerät hat seinerzeit (also in den Neunzigern!) 2.500 DM gekostet. WENN man heute überhaupt eines findet, kann es sein, dass man das Geld in Euro investieren muss... Ich hatte maßloses Glück, konnte doch meines um 900,-€ zuzüglich Zoll bekommen! Das Gerät ist nun seit ein paar Jahren bei mir, ich bin begeistert, wie am ersten Tag, und denke, jeder Cent war es Wert - selbst, wenn es erheblich mehr gekostet hätte, wäre das allemal Wert!

Das Spielen ohne Hall ist nun unvorstellbar! Es ist ein Unterschied wie 100 zu 1! Es ist die gleiche Orgel, es sind die gleichen Klänge, aber wenn ich auf dem Roland die Mute-Taste drücke, glauben die Zuhörer, dass sie gar keine Orgel hören...