Über die Steuerbarkeit des Ansprechverhaltens bei einer Orgel mir mechanischer Traktur wurde schon viel geschrieben und diskutiert. Für Klotz in seinem Buch über die Orgel ist das klar gegeben, Michel sieht das in seinem Buch Umgang mit Orgeln wesentlich differenzierter: wenn überhaupt hör- und machbar, da nur bei langsamen Solospiel mit einem Register.

Das sagt schon mal viel aus: bei normalen oder erst recht schnellem und polyphonem Spiel und bei Registrierungen auch mit höheren, schnell ansprechenden Registern wird da nichts mehr sein!?

Eine gezielte Steuerbarkeit oder Feindosierung wage ich grundsätzlich zu bezweifeln. Das ist konstruktiv nicht möglich.

Historische Orgeln sind oft geräuschvoll „lebhafter“ (Spuck, Traktur usw.), was aber IMHO klanglich auch zufällige, kaum steuerbare Beigaben sind.

Zitat von Polyphoniker im Beitrag #1

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Über die Steuerbarkeit des Ansprechverhaltens bei einer Orgel mir mechanischer Traktur wurde schon viel geschrieben und diskutiert. Für Klotz in seinem Buch über die Orgel ist das klar gegeben, Michel sieht das in seinem Buch Umgang mit Orgeln wesentlich differenzierter: wenn überhaupt hör- und machbar, da nur bei langsamen Solospiel mit einem Register.
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Eine gezielte Steuerbarkeit oder Feindosierung wage ich grundsätzlich zu bezweifeln.

Das war eigentlich bislang auch mein Standpunkt - und daher habe ich dem auch keine grosse Bedeutung beigemessen.

Das ist konstruktiv nicht möglich.
Hier wäre ich für eine Erläuterung dankbar.

Historische Orgeln sind oft geräuschvoll „lebhafter“ (Spuck, Traktur usw.), was aber IMHO klanglich auch zufällige, kaum steuerbare Beigaben sind.

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Vermutlich andere wie auch ich haben offensichtlich keine Lust, sich ihren Anschlag damit zu versauen, euch den Anschlag mittels Tippen auf Tastatur oder Glasoberfläche zu erklären.
Na klar hat jede Orgel ein Ansprechverhalten. Je besser gebaut sie ist, desto mehr kann man das nutzen. Diesen Umstand in Frage zu stellen ist imho Unfug.

Ich habe vor fast 30 Jahren mal eine kleine Arbeit für Jugend forscht darüber geschrieben. Mit den damaligen PCs und einem Messmikro war es erstmals möglich, mit recht einfachen Mitteln so etwas aufzuzeichnen.
Im bescheidenen Rahmen machte da sogar eine Pneumatik mit.

Damit es musikalisch nutzbar ist, muss das Instrument etwas taugen. Man versuche aber mal z.B. eine Orgel von Jürgen Ahrend. Da wundert man sich, wie hässlich man spielen kann. Manche ausgelutschte Mechanik aus den 60ern...geschenkt...da ist dann nichts zu holen.

Im übrigen finde ich es extrem wichtig, auch an der Orgel dynamisch zu denken. Wie oft hört man Organisten spielen und denkt, die empfinden die Taktschwerpunkte falsch.

Hallo

Das ist für mich alles nachvollziehbar. Was ich mich frage, ist allerdings, ob man die Effekte, die du zum Beispiel in deiner Arbeit mittels Messmikrofon herausgefunden hast hast, in irgendeiner Form musikalisch tatsächlich nutzt, zum Beispiel in der Barockmusik? Was ist der tatsächliche Nutzen ausser der Tatsache, dass es Unterschiede gibt in der Ansprache? Was mache ich mit den Unterschieden? Ist das Ganze so eminent wichtig, dass - wenn es fehlt wie bei vielen Digitalorgeln - ich nur eine unzureichend gute Musik machen kann?

Es geht hier nicht um die Existenz des zweifellos bei jeder Orgel vorhanden Ansprechverhaltens. Es geht allein um die Frage, ob und wieweit man das Ansprechverhalten bei mechanischen Trakturen gezielt und künstlerisch wertvoll und hörbar und halbwegs reproduzierbar beeinflussen kann.

Interessant wäre eine überzeugende, aussagekräftige praktische Demonstration.

Ich habe keine Ahnung, ob "man" das nutzt...Für mich ist jede Differenzierungsmöglichkeit, die mir eine Orgel anbietet ein Nutzen. Was mache ich mit Unterschieden? Naja, musikalisch sinnvoll einsetzen. Da verstehe ich ehrlich gesagt die Frage nicht so ganz richtig. Wie will ich denn diese oder jene Stelle haben? Und dann kann ich überlegen, wie ich das mache.

Ich finde hier hört man sehr deutlich im Sweelinck wie das Instrument reagiert: https://www.youtube.com/watch?v=dkrk1jyrNBE

Wie soll denn die Demonstration aussehen? Hier im Netz hängt natürlich viel von der Qualität der Aufnahme und Wiedergabe ab. Die Debatte bleibt natürlich irgendwo in einer Grauzone. Man kann es eindeutig messen, aber einen musikalischen Nutzen kann man nicht messen. Wenn da einer stur bleibt und sagt, ich höre das nicht, dann ist da nichts zu holen. Ich würde allerdings sagen, jeder, der bei mir Orgelunterricht hatte, kann bestätigen, dass es funktioniert. Das hilft nur gerade hier nicht viel.

Ursprünglich entstand dieser Faden durch Diskussionen bezüglich Hauptwerk und möglicher Anschladynamik. Hier ging es nicht um das das Vorhandensein von Effekten bei mechanischen Trakturen, sondern um Art, Umfang und sinnvoller Nutzbarbeit. Was solls.

Nun würde es mich doch reizen, die Sache messtechnisch anzugehen. Nicht das es da nicht so einiges gibt (z.B. auch eine hier erwähnte Arbeit Jf 1996), aber da hab ich die eine oder andere Idee, die so vielleicht noch nicht realisiert worden ist? Als erstes wäre da ein "proof of concept" an der eigene Orgel. Dazu etwas mehr an anderer Stelle.

Zudem möchte ich nochmals auf die interessante Forschungsarbeit hinweisen, auf die im Posting zum Orgelpark Amsterdam aufgeführt ist.

Zitat von Polyphoniker im Beitrag #8

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Ursprünglich entstand dieser Faden durch Diskussionen bezüglich Hauptwerk und möglicher Anschladynamik. Hier ging es nicht um das das Vorhandensein von Effekten bei mechanischen Trakturen, sondern um Art, Umfang und sinnvoller Nutzbarbeit. Was solls.

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Alter Thread...aber ich habe gerade mal ein bisschen YT geschaut:
https://www.youtube.com/watch?v=BCSDthJnd9Q
Hier zeigt Bossert ab 28:40 ganz schön, wie er anschlagstechnisch vorgeht.