Seit wann ist Bach Kitsch?!?!? Im Original wird der Solopart auch von Violinen gespielt. Ich liebe es über alles und spiele es selbst sehr gern. Ich hatte es hier schon mal verlinkt: http://www.contrebombarde.com/concerthall/music/24944 Sample Set Trost Waltershausen an Hauptwerk IV
Entschuldigung, ich wollte keine musik-religiösen Gefühle verletzen und den hl. Johann-Sebastian ankratzen 😉. Mit Kitsch wollte ich ironisch darauf hinweisen, dass das Air doch schon seeeeehr oft zu hören war. Von Hochzeit über Beerdigung bis zu Weihnachten und zu diversen Fressgelagen wahrscheinlich auch. Das Stück ist tatsächlich ein Meisterwerk im Ggs. zu manch anderem, was sich dieser Popularität erfreut! Z.B. das unter Caccinis Namen rumgeisternde "Ave Maria" von Wawilow... Eine Diskussion über Kitsch wäre mal interessant! Liegt es vielleicht eher an der Aufführung als am Stück selbst, wenn etwas Kitsch ist/wird/später werden wird?
Zitat von Osterpfeife im Beitrag #12Das Stück ist tatsächlich ein Meisterwerk im Ggs. zu manch anderem, was sich dieser Popularität erfreut! Z.B. das unter Caccinis Namen rumgeisternde "Ave Maria" von Wawilow...
Was hast du denn gegen das Wawilow-"Caccini"-Ave Maria ? Es ist natürlich kein Bach und will dies auch nicht sein, aber ich würde es durchaus als Meisterwerk bezeichnen. Es hat feine Harmonien und zeigt, wie angenehm und beruhigend Dissonanzen klingen können, wenn man sie wohldosiert einsetzt. Nur leider wird es oft viel zu langsam interpretiert und das klingt dann tatsächlich kitschig ! Außerdem hat es durch seine (wenn auch fälschliche) Caccini-Zuschreibung wesentlich zur Popularität des Komponisten Giulio Romano(!) Caccini beigetragen, den vorher kaum jemand kannte. Als ich es das 1. Mal (in der Interpretation von Inessa Galante) gehört habe, dachte ich sofort an einen Komponisten aus Osteuropa und als ich dann gelesen hatte, dass es von einem Renaissance-Komponisten stammen soll, hatte ich gleich das Gefühl, da kann irgendwas nicht stimmen ! Ich spiele es sehr gern an Marienfeiertagen zur Kommunion und oft sprechen mich dann Kirchenbesucher auf dieses schöne, meditative Stück an. Es wird Zeit, dass ich mal eine Einspielung meiner Orgelfassung davon hier verlinke. Ich muss es wirklich mal einspielen ! Wir haben das auch oft mit Klarinette und Orgel aufgeführt, ich habe aber nur eine Aufnahme davon und da hat der Klarinettist leider gepatzt. Die Caccini-Zuschreibung hat übrigens auch den Vorteil, dass ich meine Orgel-Bearbeitung davon völlig legal veröffentlichen durfte, ohne Wawilow´s 70. Todestag abwarten zu müssen.
Zitat von Romanus im Beitrag #13Nur leider wird es oft viel zu langsam interpretiert und das klingt dann tatsächlich kitschig !
In Wawilows eigener Einspielung, die ich auf CD habe, ist der Viertelpuls übrigens ziemlich stabil bei 71. Wie schnell nimmst du es?
Du hast es also sogar auf CD, sieh´ mal an ! Ich spiele es mit 85 bis 90 bpm. Ich hänge dir hier eine gezippte MIDI-Datei an, was Besseres hab´ ich z.Z. leider nicht, ich muss es wirklich mal einspielen !
Romanus
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Aus purer Freude am Streiten 😛: Da bin ich als "Historischer" der Meinung, man muss auch sowas möglichst originalgetreu aufführen. Wenn schon Kitsch, dann richtig reinlangen in den Schmalztopf und nicht versuchen, ein eher romantisch gedachtes Stück, was zufällig einem barocken Komponisten untergeschoben wurde, durch schnelleres Tempo barocker zu machen, als es der Komponist haben wollte. Neobarocke Orgelwerke aus den 60ern sollte man ja auch möglichst mit dünner Basis und schrillen Mixturen interpretieren und besser nicht auf einem singenden Prinzipalchor einer originalen Barockorgel! Oder das berühmte Cembalosolo von Ligeti benötigt ja auch den typischen Eierschneider mit unsensibel perkussiven Ton, für den es geschrieben wurde. Zu "Mama": da sind wir uns ja endlich mal einig, wobei es für mich schon einen guten Kilometer hinter der Grenze ist, und für viele Zeitgenossen offenbar noch gar nicht, wenn man die begeisterten Kommentare unter dem Video liest! Trau dich, und schreib da was Kritisches von wegen "Kitsch" drunter. Den darauf folgenden Shitstorm will ich mal erleben 🤣! Summa summarum: Ästhetik ist wirklich ein spannendes Thema und echt extrem individuell. Letztlich muss man den Geschmack des Anderen einfach stehen lassen, und wenn man streitet, dann nur aus Freude am Argumentieren und immer mit einem Augenzwinkern! Schluss mit Schreiben für heute, ich geh jetzt noch ein wenig üben (an die Heimorgel natürlich)...
Ehrlich gesagt kannte ich die Originalaufnahme gar nicht und wußte daher nicht, wie es der Komponist haben wollte. Ich weiß nur, dass mir die Inessa Galante immer schon eine Spur zu langsam war, also habe ich es einfach nach Gefühl gespielt, der Klarinettist wollte es aber auch etwas langsamer, hier ist übrigens unsere Aufnahme mit unfreiwilliger Komik: Da hat während des Konzertes ein Kind geplärrt, das dürfte den Klarinettisten auch etwas irritiert haben. Auf YT kann ich es aber wirklich nicht hochladen, aus Rücksicht auf den Ruf des Klarinettisten !
Es wurde am 19.04.2009 in der Pfarr- und Wallfahrtskirche Pottenstein(Niederösterreich) an dieser Orgel aufgenommen: Walcker-Orgel in Pottenstein
Romanus
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