Das war bei uns heute auf dem Liedplan. Schade, dass ich deinen Beitrag erst jetzt lese, ich hätte auf jeden Fall Anregungen gebraucht für den Einzug bzw. das Vorspiel.
Leider komme ich erst jetzt dazu, F. J. Stoibers neuestes Improvisations-Video zu rezensieren: Der bereits 13. Teil der Basisübungen ist das 3. Video, das der Harmonik im Stil der Romantik gewidmet ist, wobei Herr Prof. Stoiber ein Cantus-firmus-Vorspiel zum GL-Lied 377 (O Jesu, all mein Leben) mit einem Großterzpendel (C-dur - As-Dur - C-Dur und später auch c-Moll - As-Dur - c-Moll) harmonisiert und anschließend die Kadenz mit übermäßigen Quintsextakkord und deren praktische Verwendung erklärt.
Danach erklärt er eine Kadenz mit Überlagerung (d.h. quasi 2 Harmonien in einer) der 5. Stufe mit "Mollanleihen" und Dissonanzhäufungen, wobei diese Dissonanzen immer noch "angenehm" klingen und sich gut in den tonalen Rahmen einfügen. Schließlich kombiniert er die Technik der Überlagerung mit dem Großterzpendel.
Zur abschließenden Demonstration der praktischen Anwendung der zuvor erklärten Techniken improvisiert F.J. Stiober eine romantische Toccata, die mich harmonisch stark an Chopin erinnert, ich höre hier sogar dezente Anklänge an die Revolutionsetüde.
Ich sehe jetzt schon, nachdem F. J. Stoibers neues Video erst 1 1/2 Minuten läuft: Das wird eines meiner Lieblingsvideos ! 🤩 Warum ? Heute geht es um die Improvisation festlicher Einzugspräludien und Auszugstoccaten und um genau diese Fähigkeit habe ich professionelle Organisten immer beneidet:
Eine wichtigste Vorübung dazu ist die sog. "Oktavregel", die Harmonisation einer im Pedal auf- und abwärts gespielten Tonleiter, und zwar in Oktav- und Terzlage, nicht umsonst haben schon die alten Meister ihren Schülern das beigebracht. Der nächste Schritt ist die Harmonisation des Cantus firmus im Pedal, zuerst ohne, dann mit Verzierungen, dann mit Vorimitation im Sopran. Der nächste Schritt, die 3-fache Vorimitation, zuerst im Tenor, dann im Alt um eine Quint transponiert und als 3. (wieder in der Grundtonart) im Sopran, wird als "Pachelbelform" bezeichnet, weil bereits Johann Pachelbel seine Choralbearbeitungen gern nach dieser Methode komponiert hat.
Wer das beherrscht, wird nie wieder ein Problem damit haben, ein festliches Einzugspräludium über eine beliebige Melodie zu improvisieren !
Für die Auszugs-Toccata verwendet Herr Prof. Stoiber ein sich wiederholendes, aus der Figuration der Choralmelodie entwickeltes Motiv im Sopran als Ritornell, während die Melodie mit verdoppelten Notenwerten im Pedal gespielt wird. Die linke Hand spielt dabei durch regelmäßige Pausen getrennte, kurze Akkorde, die dazu dienen, die Harmonik zu unterstützen bzw. zu komplettieren.
Und wie immer lassen sich diese Techniken auch wunderbar für die Komposition von Choralbearbeitungen anwenden !
Das heutige Video, der bereits 14. Teil der Basisübungen, baut auf den bereits im vorigen Video vorgestellten Methoden auf: Cantus firmus im Pedal als Präludium in "Pachelbelform" und als Auszugstoccata in Ritornellform, jeweils mit Harmonisation nach der Oktavregel, die hier aber nicht nur auf die Grundtonart angewendet, sondern teilweise auch innerhalb eines Chorals in Nebentonarten transponiert wird, wodurch sich neue, raffiniertere Harmonisationen ergeben. Stoiber variiert dabei auch die standardisierten Harmonisationen der Oktavregel.
Folgende Melodien werden in diesem Video bearbeitet:
GL 530 (Maria, Mutter unsres Herrn) GL 461 (Mir nach, spricht Christus, unser Held) Bei GL 424 (Wer nur den lieben Gott lässt walten) wird die Oktavregel in melodischem und natürlichem Moll angewandt und in die Paralleltonart B-Dur transponiert. Bei diesem Lied werden auch 2 harmonische Spezialitäten erläutert: Finalis auf der 2. und auf der 3. Stufe Tonart, letzteres wird auch als "phrygische Kadenz" bezeichnet.
In seinem neuen Video erläutert F. J .Stoiber die Improvisation eines 3-teiligen Stückes (A-B-A: Exposition - Durchführung - Reprise) im hochromantischen Stil: Das harmonische Grundgerüst bilden Pendel, Kadenzen und eine Quintfall-Sequenz.
In seinem heutigen, neuen Video, dem 15. Teil der Basisübungen, erklärt F. J. Stoiber den Unterschied zwischen tonaler und realer Sequenz: Bei ersterer - der tonalen Sequent - bleibt man immer in derselben Tonart, dafür ändert sich die Akkordstruktur und demensprechend der "Charakter" der Akkorde. Bei letzterer - der realen Sequenz - ist es genau umgekehrt: Die Struktur der zweier aufeinanderfolgender Akkorde wird beibehalten, die Akkorde werden nur transponiert, dadurch ändert sich bei jedem 2. Akkord die Tonart. Die gesamte Musik bekommt dadurch einen völlig neuen Charakter, reale Sequenzen klingen spätromantisch bis modern, man findet sie z.b. häufig bei Karg-Elert, während tonale Sequenzen eher für Barockmusik typisch sind, ein typisches Beispiel für eine tonale Sequenz wäre Pachelbels "Kanon".
Das Video ist vor allem der realen Sequenz gewidmet. Interessante musikalische Effekte ergeben sich durch die Figuration von realen Sequenzen, was F. J. Stoiber in seiner abschließenden Improvisation - einer Aria im romantischen Stil - eindrucksvoll demonstriert.
Im heutigen Video dieser Reihe steht ein Terzquartseptakkord im Mittelpunkt, der sich vor allem zur Harmonisation moderner Improvisationen eignet: Wenn ich mich richtig erinnere, dann ist das ziemlich genau das, was uns unser LO-Lehrer Dr. Wolfgang Reisinger unter der Bezeichnung "Grauzonenakkord" beigebracht hat. Warum dieser ungewöhnliche Name ? Weil er nicht nur zu bestimmten Stufen einer Tonleiter, sondern irgendwie zu allen Stufen dazupasst.
In seinem heutigen Video - dem 16. Teil der Basisübungen - erklärt F. J. Stoiber den Trugschluss in verschiedenen Varianten und wie man ihn sinnvoll anwendet, z.B. in einem "Echo-Choral":