Was mir speziell bei diesem Video aufgefallen ist: Er spielt nicht immer exakt dasselbe wie in den eingeblendeten Notenbeispielen. 🧐 Vielleicht ist das sogar Absicht, denn so hat man immer die Wahl zwischen 2 Versionen: Man kann sich bei der Anwendung seiner Improvisationsmodelle entweder strikt an die Noten halten oder ihm auf die Finger schauen. Mir gefällt in den meisten Fällen das, was er tatsächlich spielt, besser, allerdings finden sich dabei gelegentlich "verbotene" Oktav- und Quintparallelen. Für mich ein Beweis mehr, dass das Hinwegsetzen über diese strengen Satzregeln oft besser klingt als deren sklavische Einhaltung. Ich finde, seine Chaconne in Dorian Mode ist ein ganz großartiges Stück, speziell für die in Riesenschritten nahende Adventzeit, das ich unbedingt lernen möchte ! *****
Heute hat F. J. Stoiber ein neues Video - diesmal wieder auf Deutsch - veröffentlicht, das sich - wie das letzte - der Fugenimprovisation widmet. Die Methode scheint mir dieselbe zu sein, dennoch ist es nicht einfach eine deutsche Version des letzten Videos, denn die Musikbeispiele sind nicht dieselben:
Für mich ist eine Fugen-improvisation das anzustrebende Ziel, vielleicht komme ich da noch hin 😉
Mir gefällt an beiden bisherigen Videos gut, wie der Weg dahin erklärt wird, also erst das Thema in den verschieden Lagen harmonisieren und sich dabei an einer klaren Progression zu bedienen (hier Pendel und 6251-Kadenz), allein das ist schon eine große Herausforderung.
Aber so kristallisiert sich ein Kontrasubjekt heraus, womit man im Folgenden arbeiten (sich merken) kann. Beim Improvisieren ist das für mich oft schon eine Hürde, eine schöne musikalische Idee wieder zu erinnern, nachdem ich zwei Takte etwas anderes gespielt habe.
Erst danach soll man sich um den Rest kümmern wie eine korrekte Exposition, Episoden usw.
Also mich haben die beiden Fugen-Videos sehr motiviert, dieses nicht einfache Thema weiter zu üben.
In seinem heutigen - wieder englischsprachigen - Video erklärt F. J. Stoiber, wie man eine polyphone Fantasia im Barockstil mit 2 Themen improvisiert, eine bereits ziemlich anspruchsvolle Improvisationsübung, also nichts für Ungeübte:
Nein, jedes Video ist entweder Englisch oder Deutsch. Manche Themen, z.B. Fuge, erstrecken sich über mehrere Videos. Aktuell gibt es z.B. zwei Videos zur Fuge, eins in deutsch, eins in englisch - klar gibt es dabei inhaltliche Überschneidungen.
Im heutigen - wieder deutschsprachigen - Video, dem 11. der Basisübungen, erläutert F. J. Stoiber typische Merkmale romantischer Harmonik, die auf der barocken aufbaut und diese weiterentwickelt, z.b. durch Unterquintpendel mit Mollanleihe und "Sixte ajoutée" und halbverminderte Septakkorde:
Die 1 in Klammer lässt darauf schließen, dass dieses Thema noch mit einem 2. - vermutlich wieder englischsprachigen - Video fortgesetzt wird. Ist diese alternierende Verwendung der beiden Sprachen als eine Kompromisslösung zu verstehen, damit er nicht jedes Video doppelt drehen muss und sich trotzdem niemand benachteiligt fühlt, der nicht beide Sprachen gleich gut spricht ?
In seinem heutigen Video erklärt F. J. Stoiber die A - B - A´ - Form, nach der viele Sonatensätze - also freie, nicht themengebundene Stücke - der Klassik und Romantik aufgebaut sind und geht dabei auch auf den "Exkurs", also die motivische Verarbeitung eines Themas ein, was ich für angehende Improvisateure sowie Komponisten besonders lehrreich und nützlich finde. Diese Form lässt sich aber genausogut für Choralthemen verwenden:
Diesmal verwendet Herr Prof. Stoiber das neue Sampleset "seiner eigenen" Regensburger Domorgel. Eigentlich sehr praktisch ! Wer weiß, vielleicht wird irgendwann in Zukunft jeder Kirchenorganist ein Sampleset "seiner Kirchenorgel" für zuhause haben !?
Im heutigen Improvisation-Video gibt F. J. Stoiber Anregungen zur Improvisation eines figurierten Choralvorspieles in der - bereits bekannten und bewährten - Ritornellform: Faszination Orgelimprovisation - Einfaches Choralvorspiel in Ritornellform Die Grundvoraussetzung dafür ist ein geeigneter Choralsatz, bei dem man bequem die Melodie als Cantus firmus im Sopran hervorheben kann, Herr Prof. Stoiber verwendet dazu seinen eigenen Satz und erklärt dabei auch dessen raffinierten harmonischen Aufbau. Das Ritornell-motiv wird aus der Figuration einer einfachen Kadenz über einem Orgelpunkt entwickelt und die Begleitung des Cantus firmus ergibt sich aus der Figuration des Choralsatzes, dessen Harmonien übernommen werden. Natürlich lässt sich diese praktische Methode auch auf andere Choralmelodien übertragen.
Kurioses Detail: Die Melodie, der sich Herr Prof. Stoiber in diesem Video widmet, GL 331 (Ist das der Leib, Herr Jesu Christ) kannte ich bisher nur als Weihnachtslied "O Jesulein süß, o Jesulein mild", das Bach in seinem Schemelli-Gesagbuch bearbeitet hat, umso verwunderter war ich, als ich sie um diese Jahreszeit hörte, als Osterlied habe ich sie erst heute kennengelernt.
Geht es nur mir so oder empfindet ihr auch den Bass hier etwas zu laut ? In meinem Kopfhörer hat es bei diesem Video fast permanent links gescheppert.