Was Silbermann angeht, hast du Recht. Ich wollte ihn nicht für den Norden, sondern als Musterbeispiel für ganz dünnen oberen Bereich, bereits in den Pedalzungen, anführen. Ist nicht so herausgekommen, sorry.
Ich kenne definitiv Pfeifenorgeln, welche Zungen haben, die durch das ganze Manual etwa gleich laut klingen!
Ich brauche niemals Cornett 8' zur Trompete 8'! 😀 Kenne das aus der Praxis vieler anderen, großen Organisten auch nicht. Wenn, dann Cornett 8' allein, wenn es ein "Solo-Cornett" ist. (So hat z. B. der mittlerweile verstorbene Alt-Domorganust von Salzburg, Prof. Zukriegel immer wieder mal gespielt, aber dann immer ohne Zunge!)
Die modifiziert mitteltönige Stummung habe ich auch mal probiert, überhaupt historische Stimmungen, aber SO altes Repertoire, dass ich das dauernd brauchen würde, habe ich nicht.
Die Farben der Organum II (und III) sind so schön, man braucht keine ungleichmäßig temperierte Stimmung, damit sie "leben". Vielmehr Raum. Ist aber sicher Geschmacksache.
Bach spiele ich meist schon wohltemperiert. Und alles Spätere sowieso.
Das mit den verschiedenen authentischen Orgeltypen hatte ich auch lange verfolgt - ua. deshalb habe ich ja z. B. in Lengau / OÖ drei komplette Intonationen (=Orgeln) gehabt. Da es aber enorm zeitintensiv ist, und außerdem eine neue Orgel bei der Organum II jedes Mal von der Karte geladen werden muss (bei der Organum III gibt es hierfür 4 Wippen!), habe ich mir angewöhnt, eine, sehr schön klingende Orgel zu laden, welche mit wenigen Abstrichen für alles, was ich spiele, geeignet ist.
In der Wirklichkeit habe ich ja auch nur eine Orgel an einem Platz. Und ich spiele in allen Konzerten nicht nur Stücke einer Epoche / eines geografischen Bereichs. Wäre doch auch stink langweilig... (meine Meinung).
Aber: jedem das Seine!
Auf der Organum habe ich übrigens eine 8' - Quintadena im SW. In einem anderen Forum schrieb jemand, dass man "dafür töten" könne. Na ja, das sehe ich ein bisschen anders... 😁 Aber die Farbe ist sehr schön und - das ist interessant - mischt sich hervorragend mit dem Gedackt 8', dem Holzprinzipal 8' (das ist mein Liebling!!) und der Gambe 8' (alles SW).
Das "Gedöhns" ist übrigens überaus nützlich!! Besonders bei der Vorbereitung für den Vortrag in akustisch großen Räumen. Die Tempi und die Artikulation wählt man automatisch GANZ anders, als in der trockenen Übestube! 😁
Nur ganz kurz: Selbstverständlich ist es, insbesondere bei den barocken Franzosen üblich, das Cornett zur Trompet zu ziehen. Sonst kriegt das Grand jeux nicht die schmetternde Intensität, die es braucht. Aber diese Musik ist natürlich sehr speziell und nicht jedermanns Sache.
Ich verwende auch gern die Kombination aus Trompete und Cornett und nicht nur bei französischem Barock, nicht wegen der Lautstärke, sondern wegen der Klangfarbe.
Zitat von jenoe im Beitrag #11In der Wirklichkeit habe ich ja auch nur eine Orgel an einem Platz. Und ich spiele in allen Konzerten nicht nur Stücke einer Epoche / eines geografischen Bereichs. Wäre doch auch stink langweilig... (meine Meinung).
Das Konzept "mehrere Orgeln in einer" ist meiner Meinung nach einer der größten und ganz wenigen Vorteile moderner Digitalorgeln gegenüber der Pfeifenorgel!
Zitat von jenoe im Beitrag #11Auf der Organum habe ich übrigens eine 8' - Quintadena im SW. In einem anderen Forum schrieb jemand, dass man "dafür töten" könne.
Soweit ich das in Erinnerung habe, bezog sich das Geständnis der Mordbereitschaft auf den Holzprinzipal 8´.
Okay, bis jetzt war bei den Intonationsprinzipien eigentlich fast nur von Lautstärkenverhältnissen die Rede. Aber was denkt ihr, ist das Geheimnis eines perfekt verschmelzenden Mixturenplenums, aus dem die Mixtur nicht hervorsticht, sondern gemeinsam mit den Prinzipalen einen runden und ausgewogenen Plenumklang ergibt ? Es gibt ja neben der Lautstärke noch so viele andere Parameter wie z.b. Character, Attack, Release Detune, Air noise ... Wie intoniert ihr eure Mixturen ?
Nun ja - genau das habe ich versucht zu erklären, zumindest, was die Zugangsweise von Ahlborn angeht.
Da die Farben denen einer Pfeifenorgel (mit allen Fehlern und Unzulänglichkeiten) in nichts nachstehen - mal von der allerbesten Installation / Abstrahlung / Intonation auf den Raum hin ausgegangen! - ist es bei der Organum NICHT NÖTIG, etwas an dem Klangcharakter zu drehen, damit ein Register "verschmelzungsfähig" wird. Mensurverlauf und generelle Lautstärke im Verhältnis zu anderen Registern wurde schon angesprochen.
Wenn ich nach langjährigem Experimentieren mit verschiedenen Intonations-Styles etwas gelernt habe, dann folgendes:
Lange Zeit dachte ich, der Klangcharakter der Mixturen in der Registerbibliothek der Gloria Concerto wäre "die Wurzel allen Übels" und würde mich daran hindern, den für mich "perfekten" Klang zu erreichen, doch heute weiß ich, dass dies gar nicht stimmt !
Was den Plenumklang betrifft, den ich persönlich rund und voll anstatt neobarock-schneidend bevorzuge, kommt es auf den Klangcharakter des 2-Fuß-Registers mindestens genauso an wie auf den der Mixtur. Schon allein mit der "richtigen" Auswahl und Intonation des 2´-Registers läßt sich das Plenum deutlich abrunden oder auch schärfen, je nachdem, wie man es persönlich wünscht. Deshalb habe ich heute bei meiner Gloria Concerto 234 bereits Klänge erreicht, die meinen Idealen schon verdammt nahe kommen und die ich am Anfang - also vor 9 Jahren, nach Lieferung und erstem Ausprobieren dieser Orgel - nie für möglich gehalten hätte !
Wie es aussieht, hat der Autor der Arbeit die Begriffe "Intonation" und "Stimmung" verwechselt, obwohl das eigentlich 2 ganz verschiedene Dinge sind, denn auf Seite 69 ist von dynamischer Stimmung die Rede. 🧐
Sorry, ich hätte es wohl genauer lesen sollen, bevor ich es hier verlinke ! Aber ich habe den Beitrag nun dort hinkopiert, wo er hingehört: Dynamische Stimmung