Zitat von Romanus im Beitrag #17Ich dachte immer, "gleichstufig" bedeutet, dass eben alle benachbarten Halbtöne gleichmäßig oder auch "gleichschwebend", also im gleichen Abstand gegeneinander verstimmt sind wie bei der sogenannten "Normalstimmung" ...
Je länger ich darüber nachdenke, sehe ich plötzlich doch den Stimmungstechnischen "Wald" vor lauter "Bäumen" - es ist eigentlich ganz einfach - mann muss nur erstmal drauf kommen...
die beiden Stimmungen in der Tabelle "gleichstufig reine Quarte, gleichstufig reine Quinte" sind nichts weiter als MITTELTÖNIGE Stimmungen ;-) wenn auch etwas ungewöhnlich betrachtet - Mann nehme ein Intervall (und in diesem Falle eben nicht die "reine Terz") und dann werden alle Tonschritte "dazwischen" gemittelt...
bei der Oktave entsteht unsere gleichstufig schwebende Stimmung bei der großen Terz - die historische Mitteltönigkeit - mit ihren Varianten (verschiedene "StartTöne", reine kleine Terz, 1/4tel Komma etc) und bei der Quarte oder Quinte eben die hier angegebenen Stimmungen fast wie eine Enharmonische Verwechslung ;-)
umgekehrt könnte man argumentieren, dass bei der pythagoraeischen Stimmung alle Quinten (Quarten) rein sind bis auf eine (diese Wolfs-Quinte ist natürlich "umgekehrt" eine Quarte) und statt "den Wolf" nur auf einem Tonschritt "heulen" zu lassen, könnte mann ihn ja auch auf zwei bis zwölf (ha ha ha) gleichstufige Tonschritte "verteilen"
das wirklich "unfaire" an diesen ganzen StimmungsTabellen ist: die einen sind Chomatisch (c c# d d#...) die anderen in Quinten (c g d a...) aufgebaut die einen haben Null cent bei a - die andern bei c... die einen gibt es mit schönen Grafiken - zur Veranschauung, und die Grafiken gibt es auch noch in x-Varianten und von ganzen cent - Beträgen bis hin zu 33 Stellen nach dem Komma möchte ich gar nicht erst anfangen ;-)
und dann gibt es noch Herrn EberleinRoland Eberlein OrgelStimmungen der ziemlich nachvollziehbar erklärt, dass die Vogel-Stimmung für Norden (Schnittger) eigentlich falsch ist ;-)
ich persönlich spiele übrigens besonders gerne in der Morgenstimmung von Grieg oder natürlich "in the mood" (eher abends) von Glenn Miller
"Das Morgen KApieren nicht das Gestern KOpieren" JvGlatterGötz
Das Thema mit den Stimmungen allgemein wurde schon mal hier angesprochen. Selber experimentieren kann man mit modernen elektronischen Instrumenten sicher viel. Habe ich vor etlichrn Jahren auch mal gemacht, aber schnell wieder aufgegeben, brachte mir nichts, es gab genug andere Probleme.
Die Geschichte der musikalischenen Temperatur ist sicher interessant. Eher experimentelle Anfänge, spätestens auch seit Pythagoras theoretisch/matematische Ansätze. Wichtig wurde das Thema bei polyphoner Musik. Lange versuchte man die Quadratur des Kreises, wollte man möglichst viele Intervalle rein halten - aber das zum Preis von schrägen anderen Intervallen. Zahlose Varianten entstanden, bis letzlich zu "wohltemperierten", wo man Reinheiten aufgab, um mehr Eignung für viele/alle Tonarten zu bekommen. Der Endpunkt war die völlig gleichstufige Temperierung als universeller Kompromiss.
Historische Stimmungen sind in Fachkeisen weiterhin beliebt. Den allermeisten Laien wird das Thema garnichts bedeuten. Da unterscheidet man nur nach normal, gefällig, üblich oder merkwürdig, schräg, exotisch.
Für mich musste ich festellen, dass man Unterschiede in manchen Fällen sehr deutlich hört (mitteltönig zu gleichstufig), in anderen Fällen weniger. Dann ist es sehr von der Komposition abhängig, manches geht z. B. mitteltönig ganz gut, anderes wird schnell zu Katzenmusik. Bei z. B. Werckmeister oder Neidhardt ist es weniger krass, aber auch weniger hörbar. Je extremer, um so kleiner ein geeignetes Repertoir. Zuletzt blieb ich praktisch ausschliesslich bei der gleichszufig temperierten Stimmung, sicher auch wegen der allgemeinen Gewöhnung. Auch "alte" Musik klingt für mich in der Regel - auch im direkten Vergleich - gleichstufig besser. Interessant zu lesen auch hier.
Zitat von Polyphoniker im Beitrag #22 Auch "alte" Musik klingt für mich in der Regel - auch im direkten Vergleich - gleichstufig besser.
Ich könnte mir vorstellen, dass unsere Hörgewohnheiten eine wes(t)entlich größere Rolle bei unserem Geschmack und Empfinden spielen, als wir allgemein annehmen...
was hier bislang (glaube ich) noch gar nicht erwähnt wurde ist die dynamische Stimmung (Hermode) welche wahrscheinlich jeder spitzen Chor, BarberShop Gruppe oder sehr gute Musiker mit einem tonhöhenvariablen Instrument automatisch - zumindest sowas ähnliches - anwendet ich meine sogar, dass es mal einen DO-Hersteller gab, der das integriert hatte
Zitat von elias.orgel im Beitrag #23was hier bislang (glaube ich) noch gar nicht erwähnt wurde ist die dynamische Stimmung (Hermode) welche wahrscheinlich jeder spitzen Chor, BarberShop Gruppe oder sehr gute Musiker mit einem tonhöhenvariablen Instrument automatisch - zumindest sowas ähnliches - anwendet ich meine sogar, dass es mal einen DO-Hersteller gab, der das integriert hatte
Ich könnte schwören, dass Content dieser Hersteller war bzw. noch ist.
Es gibt auch Stimmungen die nicht nach historischen Vorbildern ausgerichtet sind, sondern ganz "andere" Musik ermöglichen - natürlich nur, wenn das Instrument das auch mitmacht...
die celestial "Stimmung" von Michael Harrison für Klavier "erfunden" klingt tatsächlich himmlisch gut
Teile daraus habe ich mal für Orgel "eingerichtet" (HW - Sauer SampleSet)
"Das Morgen KApieren nicht das Gestern KOpieren" JvGlatterGötz
echt jetzt ? das Cis noch tiefer als ein C alterieren ?
Zitat von elias.orgel im Beitrag #26Es gibt auch Stimmungen, die [...] ganz "andere" Musik ermöglichen... die celestial "Stimmung" [...] klingt tatsächlich himmlisch gut...
Früher, als ich noch im Sauerland (Westfalen) wohnte, pflegte man für ähnlich gelagerte Fälle zu sagen:
"Is` doch mal was andres", oder auch: "Kann man machen, muss man aber nich`"
Was ich damit sagen will: Mir gefällt das gezeigte Beispiel nicht - weder die Stimmung noch die Art von Musik. Sie kommt mir zu belanglos vor und langweilig; sie reizt mich nicht zum lange Anhören...