Ich finde es immer wieder interessant, die Klänge verschiedener Digitalorgeln zu vergleichen und ihre klangliche Entwicklung im Wandel der Zeit zu beobachten, vielleicht geht es euch genauso. Ich plane auch ein paar Videos von meiner aktuellen Gloria Cncerto 234 zu veröffentlichen, aber noch feile ich an der Intonation. Bevor ich so weit bin, Aufnahmen von dieser Orgel zu erstellen, möchte ich mit einer etwas älteren Aufnahme beginnen:
Vor knapp 18 Jahren habe ich an meiner damaligen Hausorgel, einer Johannus Sweelinck 20, eine (aus heutiger Sicht amateurmäßige) Weihnachts-CD aufgenommen. Eigentlich hatte ich schon im Advent 2000 damit begonnen, war aber mit dem Ergebnis noch nicht zufrieden, sodass ich im Spätherbst 2002 ein "Update", eine Neuauflage produziert habe. Hier ist ein Ausschnitt daraus: Das Choralvorspiel "Kommst du nun, Jesu, vom Himmel herunter" aus den Schübler-Chorälen hat mich immer schon fasziniert, seit ich es das 1. Mal (in einer heute schon "historischen" Aufnahme von Franz Lehrndorfer aus dem Jahr 1965 an der Marienorgel der Basilika Ottobeuren) gehört habe, das musste einfach auf meine Weihnachts-CD ! Bach - Kommst du nun, Jesu BWV 650 Nachdem die Choralmelodie mit "Lobe den Herren, den mächtigen König" identisch ist, kann man dieses Choralvorspiel zu jeder Jahreszeit hören.
Meine Registrierung an der Johannus Sweelinck 20:
Rechte Hand (Oberstimme), gespielt auf dem 2. Manual (Schwellwerk): Rohrflöte 8´ Nasat 1 1/3´ Tremulant
Linke Hand (Bass), gespielt auf dem 1. Manual (Hauptwerk): Bordun 16´
Pedal (Cantus firmus): Klarine 4´
Weil ich damals Franz Lehrndorfer´s historische Aufnahme mit einem sehr weichen, sanften, flötigen Klang (und einer sehr ähnlichen Registrierung) im Ohr hatte, habe ich dafür nicht die barocke, sondern die romantische Intonation gewählt. Ich habe das Stück damals aus heutiger Sicht etwas zu legato gespielt, ist aber okay, ich war noch sehr jung und unerfahren !
Aufgenommen habe ich eins meiner Lieblings-Präludien von Johann Sebastian Bach - nämlich das Präludium in A Dur - BWV 536. Für mich klingt das Hoffrichter-Teil extrem autenthisch; und weil das so ist, habe ich nun auch noch das Nachfolge-Modell, den SE24 installiert.
Sobald ich Zeit habe, werde ich damit auch mal ein paar Aufnahmen machen; es ist nochmals eine qualitative Steigerung....
Ein kurzes Beispiel, wie authentisch eine Physis-Orgel - mit einer guten Intonation ! - klingen kann, hier diente die historische Compenius-Orgel der Schlosskirche Frederiksborg als Vorbild und wenn ich nicht wüsste, dass hier eine Gloria Concerto gespielt wird, könnte ich schwören, dass dies eine historische Orgel ist: Giorgio Mainerio (1535 - 1582): Ballo Anglese Ich frage mich nur, warum die Intonateure der serienmäßigen, werks-voreingestellten Styles der Gloria-Concerto-Orgeln zu so etwas nicht fähig sind !?
"Ich frage mich nur, warum die Intonateure der serienmäßigen, werks-voreingestellten Styles der Gloria-Concerto-Orgeln zu so etwas nicht fähig sind !?
lässt sich möglicherweise in dem Sinne beantworten, dass man seitens der Produzenten eventuell an einen "durchschnittlichen" Publikumsgeschmack glaubt, den es zu erfüllen gilt?
"Ich frage mich nur, warum die Intonateure der serienmäßigen, werks-voreingestellten Styles der Gloria-Concerto-Orgeln zu so etwas nicht fähig sind !?
lässt sich möglicherweise in dem Sinne beantworten, dass man seitens der Produzenten eventuell an einen "durchschnittlichen" Publikumsgeschmack glaubt, den es zu erfüllen gilt?
Ich traue sogar einem durchschnittlichen Publikum einen besseren Geschmack zu.
Hallo Roman Es scheint ja nicht immer der Durchschnittsgeschmack als solcher ausschlaggebend zu sein, sondern das, was man seitens der Produzenten dafür hält. Die Frage ist natürlich zu stellen, was denn der Publikumsgeschmack überhaupt tatsächlich ist und wie man ihn ermittelt.
Man glaubt also, den Publikumsgeschmack zu treffen, ohne ihn wirklich zu kennen, darin liegt das Problem. Und somit wirst du wohl immer selber an deiner Intonation "schrauben" müssen, um deine Klangvorstellungen zu realisieren...
Ein weiteres Beispiel für ein durchaus überzeugendes klangliches Ergebnis mit einer individuell intonierten Physis-Orgel, in diesem Fall mit einer Viscount Sonus 60: J.S. Bach - Vater Unser Im Himmelreich - BWV 737 (Optisch wäre die Orgel allerdings nicht mein Geschmack, die Farbe passt allenfalls am Gründonnerstag 🤣 und fehlende Seitenwangen in Kombination mit Registerwippen sehen immer irgendwie "abgehackt" aus.)
Hier ist eine der wenigen mir bekannten Einspielungen am Hauptwerk-Sampleset einer meiner absoluten Lieblings-Orgeln, nämlich der 1766 von Karl-Joseph Riepp erbauten Heilig-Geist-Orgel der Stiftsbasilika Ottbeuren: Johann Christoph Oley (1738-1789): Herzliebster Jesu Die "vollmundig"-weichen Flöten des Positivs mit dem "Tremolo dous" sind schon mal gut eingefangen, ich hoffe, es folgen auch noch Plenum-Stücke mit diesem Sampleset.
Übrigens: Alle Besitzer oder sonstige Benutzer von Digitalorgeln, die schon eigene Aufnahmen von ihrem Spiel erstellt haben, sind herzlich eingeladen, ihre Werke hier zu präsentieren !