Zitat von Osterpfeife im Beitrag #10An Fronleichnam (oder natürlich "sub Communione") ist das "Ave verum" richtig, sehr schön! Bei mir in der Gegend setzt es sich gerade als Weihnachststück durch.
Ähnlich verhält es sich übrigens auch mit Cesar Franck´s "Panis angelicus". Als wir vor 14 Jahren unsere Weihnachts-CD mit Klarinette und Orgel aufgenommen haben, musste es natürlich auch mit drauf. (Wenn ich es zeitlich schaffe, lade ich diese Version heute noch als YT-Video hoch.) Ich habe es erstmals vor 21 Jahren auf der Weihnachts-CD "Schöner die Stimmen nie klingen" in der atemberaubend schönen Interpretation von Kiri te Kanawa gehört, sodass ich ein paar Jahre lang selbst dachte, es wäre ein Weihnachtslied, bis ich mir einmal die Mühe gemacht habe, mich mit dem Text auseinanderzusetzen, seither weiß ich es Gott sei Dank besser.
Zitat von Osterpfeife im Beitrag #10An Fronleichnam (oder natürlich "sub Communione") ist das "Ave verum" richtig, sehr schön! Bei mir in der Gegend setzt es sich gerade als Weihnachststück durch. Auch die üblen Dissonanzen zeigen eigentlich ganz klar, dass das Stück in einem Weihnachtskonzert nichts zu suchen hat.
Jetzt suche ich schon seit Tagen die "üblen Dissonanzen" in Mozart´s Ave verum und finde eigentlich keine. Im Gegenteil, ich habe selten ein so vollendet-hamonisches Stück kennengelernt, welche Stellen meinst du konkret ? Vielleicht den Übergang von A-dur über den verminderten Septakkord g-cis-e-b in den regulären Septakkord g-c-e-b als Überleitung von A-Dur nach F-Dur in den Takten 22/23 ? Oder den Übergang von g-Moll über den verminderten Septakkord a-c-fis-dis nach E-Dur in den Takten 39/40 ? Diese harmonischen Wendungen sind für das ausgehende 18. Jahrhundert zwar höchst fortschrittlich und raffiniert, die Verwendung von verminderten Septakkorden als Modulationshilfe hat eine Generation später Franz Schubert geradezu zu seinem "Markenzeichen" gemacht, das klingt aber für mich jetzt nicht "übel". Da finde ich z.b. bereits bei Bach viel dissonantere Stellen, z.b. im c-Moll-Präludium BWV 847, Takt 36, C und H in einem Akkord, das ist für die Barockzeit schon ziemlich herb, genauso wie der Akkord D-cis-e-g-b in Takt 2 der d-Moll-Toccata BWV 565, der sehr zur dämonischen Faszination dieses Stückes beiträgt. Ein weiteres, schönes Beispiel für kühne Harmonik ist auch die "Dissonanzen-Symphonie" von Wilhelm Friedemann Bach.
Dissonanzen sind vertikal... in der Horizontalen nennt man es Querstände. Die ersten paar Takte sind sehr harmonisch und zwischendrin gibt es auch ein paar "spannungslose" (bitte nicht im Sinne von "langweilig" mißverstehen) Stellen, da hast du recht! Aber ansonsten: die erste heftige Dissonanz entsteht schon in Tk 4. auf die erste Viertel! Im Lauf dieses Taktes wird die Spannung zwar abgebaut, bleibt aber durch die Septime im Bass immer noch hörbar. Im nächsten Takt ruht kein Akkord in sich, weil immer g gegen a steht. In der dritten Viertel zwar nicht, aber da haben wir einen Quartsextakkord, der auch als dissonant gilt. Besonders schön und mit textlichem Bedacht gesetzt, ist auch der Vorhalt "d" im Sopran gegen das hinzutretende "cis" im Bass auf das Wort "cruce". Also nach meiner Beobachtung macht das Stück exzessiven Gebrauch von Vorhaltsdissonanzen, chromatischen oder diatonisch dissonanten Durchgängen, sowie verminderten Akkorden. Natürlich im Einzelnen alles schon früher und bei anderen zu hören gewesen, aber in dieser Häufung für mich jedenfalls ein klares Zeichen gegen Weihnachten!
Interessant, die Dissonanz im 4. Takt war mir gar nicht aufgefallen, weil sich alles so perfekt auflöst und - wie du richtig sagst - die Dissonanzen zu einem großen Teil als Vorhalte verwendet werden, was man beim Hören kaum als dissonant empfindet, zumindest geht es mir so. Natürlich wissen wir, dass diese Motette vom Text her eindeutig zu Eucharistie und Fronleichman gehört und kein Weihnachtslied ist, aber ich kann es irgendwo verstehen, wenn Leute, die von Liturgie und Latein keine Ahnung haben, diese Musik aufgrund ihres innig-feierlichen Charakters als "weihnachtlich" empfinden. Ich würde es natürlich zu keinem Weihnachtskonzert spielen, aber der Text passt zu jeder Eucharistiefeier, daher kann das Stück theorethisch zu jedem kirchlichen Fest, also - wenn man will - auch zu Weihnachten als Kommunionsstück eingesetzt werden, ohne dass dies ein liturgischer Eklat wäre.
Mal sehen, ob ich für Weihnachten ein paar neue Solisten aus meinem Chor "filtern" kann... Ich hätte da eine Familie dabei, die könnten das dreistimmig zu Hause üben....Das wäre ideal... sorry, hab nur laut gedacht.. Um getrennte Stimmproben werden wir jedenfalls nicht herumkommen, wenn wir nur so eingeschränkt proben können...
Es gibt nichts in der Welt, das so wertvoll wäre, wie der Herzensfrieden. ~Franz v. Sales~
Nachdem die Zahlen wieder steigen.... überlege ich, nach Beendigung der 2.ProbenCD, nun Plan B:
Wir werden Erntedank und Weihnachten diesmal allerhöchstens zweistimmigen Volksgesang haben. Mit dem Sopran probe ich dieses Jahr voraussichtlich gar nicht mehr, außer eventuell Solostücke... Es bringt absolut nichts, unnötige Risiken einzugehen...
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Zitat von Spiritus boni im Beitrag #18Wir werden Erntedank und Weihnachten diesmal allerhöchstens zweistimmigen Volksgesang haben.
Ist damit die im Volksmund weit verbreitete "Definition" von 2-stimmig gemeint oder echte Polyphonie (1. und 2. Stimme mit getrennten Noten) ? Ich höre nur zu oft von meist älteren, "lustigen" KirchenbesucherInnen den Standardwitz: "I sing´ zwastimmig: Laut und foisch !" 🤣
Naja, so gesehen wirds vielleicht mehrstimmig: 1. Stimme, 2. Stimme Alt, der irgendwo unten sitzt und 3., 4., 5.,... alle, die dadurch ihre eigene Stimme nicht halten können. ;-) Aber beim Halleluja unlängst hat das gar nicht so schlecht funktioniert!
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11.06.2020 19:54 (zuletzt bearbeitet: 11.06.2020 19:55)
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Im Gegenteil, ich habe selten ein so vollendet-hamonisches Stück kennengelernt, welche Stellen meinst du konkret ?
