Für den professionellen Bereich der Orgelliteratur würde ich die eingangs gestellte Frage so beantworten, dass Konzertfach-Organisten und A-Kirchenmusiker, die nicht zuvor Klavier erlernt haben, meist unsauberer die Orgelliteratur wiedergegeben - soweit es das Spiel mit den Orgeltasten betrifft. Möglicherweise ist dies darin begründet, dass die Klavierdynamik einen wesentlich nuancierteren Tastenanschlag erfordert als dies selbst bei einer mechanischen Orgel erforderlich ist.

Allerdings haben nur die wenigsten professionellen Konzertfach-Organisten und professionellen A-Kirchenmusiker nicht zuvor auch bereits Klavier erlernt. Ich kenne zumindest aus meinem näheren Bekanntenkreis 2 A-Kirchenmusiker, die meines Wissens nach direkt mit der Orgel quasi von Null begonnen und nicht zuvor auch Klavier erlernt haben. Die Namen dieser 2 A-Kirchenmusiker, die auch Konzertfachorganisten sind, würde ich in diesem Zusammenhang nicht unbedingt öffentlich nennen, da sie einige von Euch sicher kennen werden.

Positives Gegenbeispiel: Prof. Wolfgang Capek, der nebst Konzertfach Orgel auch Konzertfach Klavier studiert hat und noch immer über eine brillante Klavier- bzw. Orgeltechnik verfügt. Das soll mE dokumentieren, dass hohes Klavierniveau auch einem hohen Orgelniveau sehr förderlich sein kann - was allein bereits die Fingertechnik betrifft.

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Das ist korrekt. Allersings geht es hier nicht darum, ob ein Organist vorher schon Klavier studiert hat, oder nicht, sondern, ob die reine Spieltechnik von Klavierstücken tatsächlich um Häuser anstrengender und somit schwerer ist, als die bei entsprechenden Orgelstücken, wie es von Axel behauptet wird.

Obwohl ich dir in dem Punkt, dass man vor dem Orgelspiel zuerst Klavier lernen sollte bzw. dass es förderlich ist, wenn man es so macht, absolut bei dir bin, ist es trotzdem so, dass die gänzlich verschiedene Anschlagtechnik des jeweils anderen Instruments zum Schluss den fertigen Musiker eher hindert, weil er sich dauernd komplett umstellen muss (wenn es überhaupt im vollen Umfang möglich ist).

Mein ehemaliger Orgellehrer hat parallel Klavier und Orgel an der Franz Liszt Musikakademie in Budapest studiert, und er erzählte immer gern, dass, wenn er in die Klavierstunde ging, sein Lehrer sich immer über den "Orgel-Virus" aufgeregt hat. "Sie haben schon wieder Orgel gespielt!" lautete dann der Vorwurf, denn die Sensibilität, welche fürs Kalvierspielen nötig ist, litt offenbar merklich unter dem Orgelüben...

Zitat von Romanus im Beitrag #23

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Trotzdem würde ich nicht behaupten, dass das Klavier grundsätzlich das schwierigere Instrument ist, denn das ist meiner Meinung nach individuell je nach Begabung von Mensch zu Mensch verschieden.

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Was haben ein Klavier und eine Orgel außer den Tasten, die von der Mensur auch noch unterschiedlich sein können, gemeinsam? Nichts! Insofern finde ich den Vergleich schwierig. Die völlig andere Anschlagsdynamik, und die damit einhergehenden spieltechnischen Finessen wurden bereits beschrieben. In der Tat scheint mir die Klaviermusik um einiges virtuoser zu sein als die Orgelmusik, aber: Als Organist muss ich mich grundsätzlich viel mehr mit dem Instrument auseinandersetzen als ein Pianist das muss. Keine Orgel gleicht der anderen. Jede spielt sich anders, jede klingt anders, jede ist anders konstruiert, jede hat ihre Eigenarten. Zudem sind die akustischen Bedingungen wichtige Parameter einer Interpretation, die quasi von Raum zu Raum stark divergieren muss, um zu einem akzeptablen Resultat zu kommen. Man setzt sich eben nicht einfach an eine fremde Orgel und spielt los. Ein Organist benötigt nicht nur Finger- u. Fußfertigkeit, sondern auch eine genaue Kenntnis der Register; wie sie zueinander passen (auch unter musikgeschichtlichen Aspekten), was zu welchem Werk passt, und wie man sie stimmen muss. Die Orgel ist ein Instrument, dessen Entwicklung bis heute nicht abgeschlossen ist. So müssen Organisten Instrumente aus der Gotik, bis hin zu Orgeln aus der Jetztzeit, mit ausgeklügelten Windversorgungs- und Computersystemen beherrschen. Die Orgel ist nicht nur ein Musikinstrument, sondern auch eine Maschine, deshalb ist ein gut ausgebildeter Organist immer auch Maschinist. Er sollte die Fähigkeit besitzen, kleinere Reparaturen selber vornehmen zu können, und natürlich auch Stimmarbeiten durchzuführen. Zungen stimmen ist Pflicht, alles andere Kür. Ich finde, das sind Erschwernisse, die dem Können des Organisten ganz allgmein zuzurechnen sind. All diese Komponenten fallen beim Pianisten weg. Er setzt sich an sein Instrument, das letztenendes, sei es auch noch so edel, eins von der Stange ist und spielt los. Zum Stimmen ruft man den Klavierstimmer, Reparaturen erledigt der Klavierbauer.
Zu meiner persönlichen Vita gehört das leidliche Kapitel Klavier auch dazu. Bevor ich Orgelunterricht nehmen konnte, befand mein künftiger Lehrer, müsste ich wenigstens zwei Jahre Klavierunterricht nehmen. Ich tat es widerwillig, kam bis zur kleinen C-Dur-Sonate von Mozart; dann durfte ich an die Orgel. Von da ab war das Klavier für mich gestorben. Ich mag es bis heute nicht besonders, ich würde auch nie behaupten, es spielen zu können, ich bekomme allenfalls Töne raus und ärgere mich regelmäßig, wenn ich Bachs Clavierwerke auf modernen Pianos hören muss, anstatt auf den Instrumenten, für die sie ausdrücklich gedacht waren, nämlich Cembali. Aber das sind Instrumente, die wieder ein eigenes Kapitel benötigen, nur soviel: sie stehen der Orgel viel näher, als moderne Klaviere und sind m. E. zur Vorbereitung auf das Orgelspiel viel geeigneter.

Und zum Schluss: Das Klavier ist bei den Klassik-Radiosendern vollkommen überrepräsentiert!

Zitat von jenoe im Beitrag #22

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Das ist korrekt. Allersings geht es hier nicht darum, ob ein Organist vorher schon Klavier studiert hat, oder nicht, sondern, ob die reine Spieltechnik von Klavierstücken tatsächlich um Häuser anstrengender und somit schwerer ist, als die bei entsprechenden Orgelstücken, wie es von Axel behauptet wird.

Obwohl ich dir in dem Punkt, dass man vor dem Orgelspiel zuerst Klavier lernen sollte bzw. dass es förderlich ist, wenn man es so macht, absolut bei dir bin, ist es trotzdem so, dass die gänzlich verschiedene Anschlagtechnik des jeweils anderen Instruments zum Schluss den fertigen Musiker eher hindert, weil er sich dauernd komplett umstellen muss (wenn es überhaupt im vollen Umfang möglich ist).

Mein ehemaliger Orgellehrer hat parallel Klavier und Orgel an der Franz Liszt Musikakademie in Budapest studiert, und er erzählte immer gern, dass, wenn er in die Klavierstunde ging, sein Lehrer sich immer über den "Orgel-Virus" aufgeregt hat. "Sie haben schon wieder Orgel gespielt!" lautete dann der Vorwurf, denn die Sensibilität, welche fürs Kalvierspielen nötig ist, litt offenbar merklich unter dem Orgelüben...

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Ich bin kein Organist und schon gar kein Pianist, habe mir aber - wenn auch spät - ein digitales Piano mit Hammermechanik angeschaft, als Übungs- und gelegentlich Reiseinstrument, nicht einfach so, sondern aus Überzeugung, dass es mir was bringt.

Hier mal Yuja Wang mit einem Cziffra-Arrangement (so was spielt sie gern als kleine Zugabe), werden viele nie schaffen, egal wie viel sie üben.

Zitat von MAT im Beitrag #26

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Was haben ein Klavier und eine Orgel außer den Tasten, die von der Mensur auch noch unterschiedlich sein können, gemeinsam? Nichts! Insofern finde ich den Vergleich schwierig. Die völlig andere Anschlagsdynamik, und die damit einhergehenden spieltechnischen Finessen wurden bereits beschrieben.

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