Müssen hat man gar nix.
Aber die technischen Grundlagen waren halt bequemer zu Hause am Cembalo und später am Klavier zu üben als in der kalten Kirche.
Hat ja schon jemand weiter oben beschrieben.
Außerdem begannen die Musiker meist früh, als Kinder, und da war es wohl rein anatomisch schwer, das Pedal zu erreichen.

Ich glaub nicht, dass das überhaupt begründet wurde, das war Normalität. Nicht von ungefähr gehen alle Orgelschulen von Klavierkenntnissen aus (ganz neue vielleicht ausgenommen).

Zitat von jenoe im Beitrag #35

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Die ewige Diskussion, wie man ein altes Stück spielen soll, was sich der Komponist vorgestellt haben mag...🙄

Ich finde, man sollte die Kirche im Dorf lassen!

Ich kann mich gut daran erinnern, als übermäßig "historisch korrekte" Musiker dem damaligen Salzburger Domkapellmeister János Czifra den Vorwurf gemacht haben, dass er Mozarts Requiem nicht mit der Barockposaune, sondern mit der heutigen Ventilposaune spielen ließ.

Die Barockposaune klingt ja richtig lungenkrank, das "Tuba mirum" will ja die Posaune am jüngsten Tag darstellen, die den Toten auferweckt! Mit der "Nasen-zu-Barockposaune" in einer großen Kirche wie der Salzburger Dom, würde nicht einmal eine Kirchenmaus "aufgeweckt"...

Ja, es ist schwer, herauszufinden, was ein Komponist wollte, noch schwerer, was er heute wollen würde! Ich finde, Bach hätte an einem heutigen Steinway Konzertflügel mit all seinen Möglichkeiten seine helle Freude! Er war nachweislich ein sehr emotionaler, dynamischer, lebendiger Mensch und Musiker. Nur dort hat er angeblich "blutleer" komponiert bzw. gespielt, wo er - ua. durch die Unzulänglichkeiten von damaligen Instrumenten - dazu gezwungen war!

Ich finde nicht, dass das Wohltemperierte Klavier irgend etwas an Substanz, Aussage, Originalität oder Wahrhaftigkeit verliert, nur, weil man es auf einem Flügel vorträgt - ganz im Gegenteil! Die Stücke gewinnen was dazu! Vorausgesetzt natürlich, der oder die Spieler/in ist in der Lage, dem Instrument die darin schlummernden Möglichkeiten zu entlocken, und adäquat einzusetzen.

Ich finde, das Cembalo war eine Art Vorstufe, oder Zwischenstation, und ist klanglich wie von den Möglichkeiten her heute komplett überholt. Es ist kein Zufall, dass man heute keine großen Live-Cembalo-Solokonzerte hört (ich hatte mein ganzes Leben lang nicht ein einziges erlebt!), oder dass kaum zeitgenössische Musik für das Cembalo komponiert wird, und wenn, ist sie meist auch eher mißglückt und lebt nur vom "Effekt des Exotischen".

Selbst bei Live-Vorträgen von Barockmusik mit namhaften Ensembles hört man das Cembalo im Publikum meist so gut wie gar nicht. Dafür wird es bei Aufnahmen zum Teil massiv verstärkt, und spielt sich dafür mit der ewig gleichen Lautstärke und Klangfarbe in meinen Ohren schnell tot. Solo Cembalomusik gibt es heute überhaupt zu über 90% nur als Aufnahme, das ist kein Zufall! Und selbst diese sind schwer zu bekommen.

Nein, Bachs Musik höre ich lieber auf einem herrlichen Flügel!

Ebenso Scarlatti. Jämmerlich klingen seine Stücke auf Cembalo im Vergleich zum gekonnten Flügelvortrag, auch, wenn sie - mangels Alternative damals! - natürlich für das Cembalo komponiert wurden. Ich spiele sehr gerne Scarlatti zum Fingeraufwärmen, und freue mich jedes Mal auf die dynamischen Möglichkeiten meines Yamaha-Konzertflügels!

Diese ganze Diskussion über "historisch richtiges Spielen" betrifft auch das gesamte Orgelwerk von Max Reger. Er HATTE halt "nichts Besseres" damals zur Verfügung, die Orgeln, auf denen er spielte, würde ich nicht als "Blüte des Orgelbaus" bezeichnen, zu keiner Zeit! Deshalb werde ich aber bei einer perfekt gebauten, großen Konzertorgel keinesfalls auf die Hälfte der Register verzichten, wenn er Tutti vorschreibt, nur, weil er diese Register nicht, oder nicht in dieser Qualität hatte!

Meine Meinung halt.

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Zitat von Romanus im Beitrag #37

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Eine meiner Lieblings-Interpretationen ist z.b. das Concerto für 4 Cembali und Streichorchester in a-Moll nach Antonio Vivaldi BWV 1065 in der Richter-Aufnahme von 1973.
Wenn ich mir dasselbe Stück in einer Aufnahme mit 4 modernen Klavieren anhöre, dann fehlt mir hier viel vom Flair der Barockzeit.

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Ich hab auch noch was:
https://youtu.be/DagkUAOdN7w?feature=shared

Und das:
https://youtu.be/1AtOPiG5jyk?feature=shared

1. Ich sprach von dem Salzburger Domchor, im Salzburger Dom, und nicht von einem Kirchenchor in Hintertupfen mit 30 Sängern in einer Kapelle. Also das als "Argument" beweist nur, dass du nicht (richtig) liest, was ich geschrieben habe.

2. Was du über Bach schreibst, widerspricht sich selbst ("mag unvollkommene Orgeln gehabt haben, ABER die besten seiner Zeit waren es nicht"... Hä? Kläre bitte auf, wie das gemeint sein soll?

3. Bach war ein unendlich innovativer Mensch und Musiker, der jegliche Entwicklung und Fortschritt zum Mehr, zur Färblichkeit, zum Ausdruck, zu neuen Möglichkeiten im Instrumentenbau wie auch anderswo begrüßte und nutzte! Aber eben nicht nur dort. Bestes Beispiel ist seine Freude über das "Wohltemperierte" Klavier... Er schrieb gleich 48 Stücke für die neue Srimmung, und hielt nicht krampfhaft an "althergebrachten", "konservativen", oder "traditionellen" (sprich z. B. Mitteltönigen) Stimmungen fest. Also kann man SEHR WOHL folgern bzw. die Hypothese aufstellen, dass er auch eine Entwicklung der Tasteninstrumente, weg vom Starren, Eintönigem, hin zum Farbigen und Dynamischen, begrüßt hätte! Ich kann in seinem ganzen musikalischen Schaffen kein Werk ausmachen, wo er bewusst "Reduktion der Tradition willen", oder "Zurück zum Ursprung" betrieben hätte. Im Gegenteil - er hat alle zur Verfügung stehenden Mittel bis hin zur Grenze des Machbaren genutzt! So etwas nennt man übrigens auch Virtuosität...

4. Wenn für dich der Klavierklang im Allgemeinen ein "perkussiver Bäng-Bäng" - Klang ist, dann tust du mir aus meinem ganzen Herzen Leid! Dann bist du ein sehr, sehr armer Mensch! Der so nebenbei so GAR KEINE Ahnung zu haben scheint über die Klavierliteratur. Chopin als Bäng Bäng zu bezeichnen ist schon heftig, aber was ist dann z. B. mit Claude Debussy?! Auch "perkussiver Bäng-Bäng"?!

Mir fällt über diese sich-selbst-disqualifizierende Passage nur ein Sprichwort ein: "sauere Trauben". Wer nicht kann, wie er gerne möchte, dem ist das Instrument "böse" und "perkussiv". Klar... 🙄

Wobei "perkussiv" in gewissen Situationen (z. B. bei gewissen Stellen von Strawinsky oder Bartók) sicher richtig - aber dort auch gewollt - ist. Da sehe ich nichts negatives dran - eher tut es mir Leid, dass die Orgel z. B. solche "perkussive" Klänge - abgesehen von Spielereien" - bauartbedingt gar nicht hervorbringen kann. Und das Cembalo... Nun ja, das "Zirp-Zirp" könnte man auch als "perkussiv" bezeichnen, denn es wird ja jedes Mal eine Saite angerissen. Und nun - so haben wir auf einmal NUR mehr perkussive Klänge... 😂 Wenn auch kein "Bäng", sondern "Zirp".

5. Das Klavier ist in der Literatur keineswegs überrepräsentiert, sondern hat genau den Stellenwert, den es verdient! 👍

Es gibt außer dem Klavier nur noch die Orgel, auf der man ein ganzes Solokonzert "durchhält" als Zuhörer (gute und abwechslungsreiche Programmgestaltung mal vorausgesetzt), ohne, dass man das Instrument selbst spielen kann. Sonst kenne ich keines! Du?...

Eine "Querflöte Solo" zwingt mich nach spätestens 5 Minuten, aufzustehen, und den Saal zu verlassen. Ich habe auch alle 6 Cello-Solosuiten von Bach in der sicher überragenden Interpretation von Heinrich Schiff gehört. Alle hätten es nicht sein müssen... Auch, wenn sie von einem absoluten Könner gespielt werden - andere Instrumente sind eben nicht "Solo-fähig", nicht für Länger.

Und das "Zirp-Zirp" eines Cembalos ALLEINE, live, weiter als 3 m vom Instrument, würde ich auch aicher keine 2 Stunden durchhalten, eher viel weniger! Und das nicht, weil ich das Instrument hasse, oder nicht beherrsche / beherrschen könnte, so denn ich wollte. Es fehlt für mich einfach die Dynamik, der Ausdruck, das absterbend-leise genauso wie das himmelhoch-brausende! Es ist einfach vom immergleichem und immer gleich lautem Klang her STINK LANGWEILIG. Für mich erstmal, aber vielen anderen geht es wohl nicht anders, sonst würde man überall dauernd Plakate für Cembalo-Recitals sehen!

6. Apropos Plakate: danke für deinen herablassenden Ton auch mir und "meiner Blase" gegenüber 😁 - aber ich lebe seit 35 Jahren in Salzburg, und ich würde schon meinen, dass diese Kleinstadt zumindest für ca. 1,5 Monate im Jahr der Nabel der Welt ist, was klassische Musik angeht! Da kommt ganz Norddeutschland zusammengenommen nicht hin. Alles, was Rang und Namen hat, trifft sich hier, Jahr für Jahr. Alle auf einem Haufen... Und auch im restlichen Jahr kann ich praktisch an JEDEM TAG in ein hochwertiges Konzert gehen, wenn ich mir ein bisschen Mühe gebe, sogar gratis! Das geht, wenn überhaupt, nur in riesigem Städten, verbunden mit weiten Wegen im Verkehrschaos.

Das ist ein unabstreitbarer Vorteil dieses Fläckchen Erde hier. ♥️ DAS sollte als Weltkulturerbe gefeiert werden!

Deshalb denke ich, dass mein Empfinden über 35 Jahre hier - "Blase" hin oder her - eine gewisse Repräsentativität nicht vermissen lässt, obwohl ich mich tatsächlich nicht viel bewege, sprich, nicht weit reise.

7. Zurück zum Thema Cembalo: es verbindet das Schlechteste aus beiden Welten (Orgel vs. Klavier) :

Das Klavier hat nur "ein Register", das aber wandlungsfähiger und färbiger - vor allem dynamischer - ist, als die meisten kleine bis mittlere Orgeln.

Die Orgel hat Null Dynamik bei einem einzelnen Register - außer im Schwellwerk, aber das hat ja nicht jede Orgel -, dafür im Optimalfall sehr viele Register, die man auch noch frei kombinieren kann! Eine gute und große Orgel hat also auch seine Vorteile, wenn es darum geht, beim Zuhörer keine Langeweile aufkommen zu lassen.

Das Cembalo hingegen hat weder das eine, noch das andere. Punkt. Das kannst du noch so schönreden - der Klang ist spätestens nach 20 Minuten ÖDE.

8. Die Aufnahme im 1. Video für zeitgenössische Cembalomusik (junger Mann spielt auf einem schwarzen Cembalo) ist als Argumnet für gut hörbare Lautstärke eines Cembalos geradezu lächerlich! Es ist zwischen dem Aufnehmendem und dem Instrument nichts, kein Mensch, kein Publikum, und nicht mal fünf Meter Entfernung, ich würde sogar sagen, vielleicht drei. Dass es von dort aus gut zu hören ist, überrascht mich jetzt nicht wirklich, hat aber mit dem gängingem Konzertpraxis genau Null zu tun.

Und wie abnorm hochgepegelt die Aufnahme selbst unter diesen Umständen noch sein muss, merkt man daran, dass man am Anfang auch einen "Mäusefurz" als lautes Geräusch wahrnimmt, bevor das tatsächliche Spielen beginnt. So kann man die Lautstärke dws Instrumentes in die richtige Relation setzen.

9. Die Stücke sind, zumindest als Argument FÜR das Cembalo als ausführendes Solo-Instrument, kein Pfifferling Wert.

Ligetis Stück ist witzigerweise noch viel "schlimmer" als "Bäng Bäng" - nur dass es das Instrument, also das Cembalo, nicht kann! 😂 Sozusagen ein "möchtegern" "Bäng-Bäng", eigentlich absolut perkussiv, nur kommt am Ohr davon fast nichts an (es geht hierbei natürlich hauptsächlich um die linke Hand). Das ist mMn einfach ein Klavierstück, gespielt auf einem Cembalo, als "Effekt". Wohl vom Komponisten gewollt, keine Frage. Man spielt ja leider auch mit Sektflaschen auf der Saiten eines Flügels - bloß DARAUS ergibt sich die "Überrepräsentation" des Klaviers in der Weltliteratur, Gott sei Dank, nicht!

Das erste Stück mit dem jungen Mann ist das gleiche Spiel. Man merkt, das Stück wäre viel besser für einen Flügel geeignet. Aber man spielt es halt auf einem Cembalo. Das ist für mich kein Argument FÜR, sondern eher GEGEN das Cembalo, als ach so tolles Instrument.

Ich würde nichts sagen, wenn es nichts anderes gäbe. Wie in der vorbachschen Zeit zum Beispiel. Was man hat, damit muss man arbeiten. Das war damals so, und heute ist es nicht anders.

Aber heute gibt es Alternativen, auf dem beide Stücke ERHEBLICH, ja um Welten besser klingen würden! (So viel Fähigkeit zur Abstraktion möge man mir als Komponist, Pianist und Organist zugestehen).

10. Dass auf jedem Stück für Cembalo (sagen wir von der Barockzeit bis heute) mittlerweile 100, oder gar 1000 Stücke für Klavier kommen, hat schon seine Berechtigung! Ich bin nach wie vor der Meinung, dass das Klavier, resp. der Konzertflügel, bis heute bei Weitem nicht vollends ausgeschöpft wurde, was die Klangmöglichkeiten bzw. die für ihn vorgesehene Musik angeht. Allen Unkenrufen zum Trotz...

Mit dem Cembalo steht es meines Erachtens genau andersherum.

11. Das Video, was von Yuja Wang (Hummelflug, atemberaubend gespielt!! 👍) hier verlinkt wurde, als "perkussives Bäng Bäng" zu bezeichenn, das Bach, seines Zeichens der größte Virtose seiner Zeit, nicht gefallen würde (!!), zeigt von derartiger Unmusikalität und Ignoranz (Vehemenz hin oder her), dass mir langsam Zweifel aufkommen, ob du überhaupt die Orgel richtig gut spielen kannst (bitte gerne ein ordentlich großes Stück in deiner Interpretation verlinken! Nicht irgendwelche Choräle, oder langsame und leise Vorspielchen, wenn es geht...). Das Klavier beherrscht du wohl überhaupt nicht (gut), das steht für mich jetzt absolut zweifeksfrei fest.

Deshalb aber mit solch einem herablassenden Hass von einem der schönsten und wohl auch deshalb zu recht beliebtesten Instrumente auf der Welt zu sprechen disqualifiziert dich in meinen Augen als Musiker völlig.

Sorry, aber das musste mal raus!

Ach, ja - Scarlatti-Stücke zum Aufwärmen war KEINESFALLS abwertend gemeint!! Ganz im Gegenteil: ich liebe diese Stücke, und sie machen meine Finger, weil ich sie versuche, möglichst schön filigran zu spielen, geschmeidig! Danach kommt Bachs Toccata in e-Moll, und dann ist mein Barockes "Einspielen" in der Regel fertig, und die Finger sind flink. Das heisst niemals, dass diese Stücke nicht wertvoll seien!!

Dann kann ich noch aus Debussy's Images 2eme Serie das 1. Stück spielen, um unendliches Piano zu üben. Wenn ich guten Zucker und sehr viel Zeit habe, spiele ich auch noch Beethovens Patethique - und dann arbeite ich mich vor zu meinen sehr schweren, sehr virtuosen ("Bäng-Bäng") Stücken, Schwierigkeitsgrad immer steigend. Je nach Blutzucker schaffe ich dann sogar teils über 1,5 Stunden schwerste Literatur, dann aber fließt mir nur mehr das Wasser runter... 😁

Zitat

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herablassenden Hass

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Und deshalb hast du dir vorgenommen, voll aufbauender Liebe zu antworten?

(Achtung, Ironie...)

Zitat von jenoe im Beitrag #45

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2. Was du über Bach schreibst, widerspricht sich selbst ("mag unvollkommene Orgeln gehabt haben, ABER die besten seiner Zeit waren es nicht"... Hä? Kläre bitte auf, wie das gemeint sein soll?

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Zitat von jenoe im Beitrag #45

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1. Ich sprach von dem Salzburger Domchor, im Salzburger Dom, und nicht von einem Kirchenchor in Hintertupfen mit 30 Sängern in einer Kapelle. Also das als "Argument" beweist nur, dass du nicht (richtig) liest, was ich geschrieben habe.

2. Was du über Bach schreibst, widerspricht sich selbst ("mag unvollkommene Orgeln gehabt haben, ABER die besten seiner Zeit waren es nicht"... Hä? Kläre bitte auf, wie das gemeint sein soll?

3. Bach war ein unendlich innovativer Mensch und Musiker, der jegliche Entwicklung und Fortschritt zum Mehr, zur Färblichkeit, zum Ausdruck, zu neuen Möglichkeiten im Instrumentenbau wie auch anderswo begrüßte und nutzte! Aber eben nicht nur dort. Bestes Beispiel ist seine Freude über das "Wohltemperierte" Klavier... Er schrieb gleich 48 Stücke für die neue Srimmung, und hielt nicht krampfhaft an "althergebrachten", "konservativen", oder "traditionellen" (sprich z. B. Mitteltönigen) Stimmungen fest. Also kann man SEHR WOHL folgern bzw. die Hypothese aufstellen, dass er auch eine Entwicklung der Tasteninstrumente, weg vom Starren, Eintönigem, hin zum Farbigen und Dynamischen, begrüßt hätte! Ich kann in seinem ganzen musikalischen Schaffen kein Werk ausmachen, wo er bewusst "Reduktion der Tradition willen", oder "Zurück zum Ursprung" betrieben hätte. Im Gegenteil - er hat alle zur Verfügung stehenden Mittel bis hin zur Grenze des Machbaren genutzt! So etwas nennt man übrigens auch Virtuosität...

4. Wenn für dich der Klavierklang im Allgemeinen ein "perkussiver Bäng-Bäng" - Klang ist, dann tust du mir aus meinem ganzen Herzen Leid! Dann bist du ein sehr, sehr armer Mensch! Der so nebenbei so GAR KEINE Ahnung zu haben scheint über die Klavierliteratur. Chopin als Bäng Bäng zu bezeichnen ist schon heftig, aber was ist dann z. B. mit Claude Debussy?! Auch "perkussiver Bäng-Bäng"?!

Mir fällt über diese sich-selbst-disqualifizierende Passage nur ein Sprichwort ein: "sauere Trauben". Wer nicht kann, wie er gerne möchte, dem ist das Instrument "böse" und "perkussiv". Klar... 🙄

Wobei "perkussiv" in gewissen Situationen (z. B. bei gewissen Stellen von Strawinsky oder Bartók) sicher richtig - aber dort auch gewollt - ist. Da sehe ich nichts negatives dran - eher tut es mir Leid, dass die Orgel z. B. solche "perkussive" Klänge - abgesehen von Spielereien" - bauartbedingt gar nicht hervorbringen kann. Und das Cembalo... Nun ja, das "Zirp-Zirp" könnte man auch als "perkussiv" bezeichnen, denn es wird ja jedes Mal eine Saite angerissen. Und nun - so haben wir auf einmal NUR mehr perkussive Klänge... 😂 Wenn auch kein "Bäng", sondern "Zirp".

5. Das Klavier ist in der Literatur keineswegs überrepräsentiert, sondern hat genau den Stellenwert, den es verdient! 👍

Es gibt außer dem Klavier nur noch die Orgel, auf der man ein ganzes Solokonzert "durchhält" als Zuhörer (gute und abwechslungsreiche Programmgestaltung mal vorausgesetzt), ohne, dass man das Instrument selbst spielen kann. Sonst kenne ich keines! Du?...

Eine "Querflöte Solo" zwingt mich nach spätestens 5 Minuten, aufzustehen, und den Saal zu verlassen. Ich habe auch alle 6 Cello-Solosuiten von Bach in der sicher überragenden Interpretation von Heinrich Schiff gehört. Alle hätten es nicht sein müssen... Auch, wenn sie von einem absoluten Könner gespielt werden - andere Instrumente sind eben nicht "Solo-fähig", nicht für Länger.

Und das "Zirp-Zirp" eines Cembalos ALLEINE, live, weiter als 3 m vom Instrument, würde ich auch aicher keine 2 Stunden durchhalten, eher viel weniger! Und das nicht, weil ich das Instrument hasse, oder nicht beherrsche / beherrschen könnte, so denn ich wollte. Es fehlt für mich einfach die Dynamik, der Ausdruck, das absterbend-leise genauso wie das himmelhoch-brausende! Es ist einfach vom immergleichem und immer gleich lautem Klang her STINK LANGWEILIG. Für mich erstmal, aber vielen anderen geht es wohl nicht anders, sonst würde man überall dauernd Plakate für Cembalo-Recitals sehen!

6. Apropos Plakate: danke für deinen herablassenden Ton auch mir und "meiner Blase" gegenüber 😁 - aber ich lebe seit 35 Jahren in Salzburg, und ich würde schon meinen, dass diese Kleinstadt zumindest für ca. 1,5 Monate im Jahr der Nabel der Welt ist, was klassische Musik angeht! Da kommt ganz Norddeutschland zusammengenommen nicht hin. Alles, was Rang und Namen hat, trifft sich hier, Jahr für Jahr. Alle auf einem Haufen... Und auch im restlichen Jahr kann ich praktisch an JEDEM TAG in ein hochwertiges Konzert gehen, wenn ich mir ein bisschen Mühe gebe, sogar gratis! Das geht, wenn überhaupt, nur in riesigem Städten, verbunden mit weiten Wegen im Verkehrschaos.

Das ist ein unabstreitbarer Vorteil dieses Fläckchen Erde hier. ♥️ DAS sollte als Weltkulturerbe gefeiert werden!

Deshalb denke ich, dass mein Empfinden über 35 Jahre hier - "Blase" hin oder her - eine gewisse Repräsentativität nicht vermissen lässt, obwohl ich mich tatsächlich nicht viel bewege, sprich, nicht weit reise.

7. Zurück zum Thema Cembalo: es verbindet das Schlechteste aus beiden Welten (Orgel vs. Klavier) :

Das Klavier hat nur "ein Register", das aber wandlungsfähiger und färbiger - vor allem dynamischer - ist, als die meisten kleine bis mittlere Orgeln.

Die Orgel hat Null Dynamik bei einem einzelnen Register - außer im Schwellwerk, aber das hat ja nicht jede Orgel -, dafür im Optimalfall sehr viele Register, die man auch noch frei kombinieren kann! Eine gute und große Orgel hat also auch seine Vorteile, wenn es darum geht, beim Zuhörer keine Langeweile aufkommen zu lassen.

Das Cembalo hingegen hat weder das eine, noch das andere. Punkt. Das kannst du noch so schönreden - der Klang ist spätestens nach 20 Minuten ÖDE.

8. Die Aufnahme im 1. Video für zeitgenössische Cembalomusik (junger Mann spielt auf einem schwarzen Cembalo) ist als Argumnet für gut hörbare Lautstärke eines Cembalos geradezu lächerlich! Es ist zwischen dem Aufnehmendem und dem Instrument nichts, kein Mensch, kein Publikum, und nicht mal fünf Meter Entfernung, ich würde sogar sagen, vielleicht drei. Dass es von dort aus gut zu hören ist, überrascht mich jetzt nicht wirklich, hat aber mit dem gängingem Konzertpraxis genau Null zu tun.

Und wie abnorm hochgepegelt die Aufnahme selbst unter diesen Umständen noch sein muss, merkt man daran, dass man am Anfang auch einen "Mäusefurz" als lautes Geräusch wahrnimmt, bevor das tatsächliche Spielen beginnt. So kann man die Lautstärke dws Instrumentes in die richtige Relation setzen.

9. Die Stücke sind, zumindest als Argument FÜR das Cembalo als ausführendes Solo-Instrument, kein Pfifferling Wert.

Ligetis Stück ist witzigerweise noch viel "schlimmer" als "Bäng Bäng" - nur dass es das Instrument, also das Cembalo, nicht kann! 😂 Sozusagen ein "möchtegern" "Bäng-Bäng", eigentlich absolut perkussiv, nur kommt am Ohr davon fast nichts an (es geht hierbei natürlich hauptsächlich um die linke Hand). Das ist mMn einfach ein Klavierstück, gespielt auf einem Cembalo, als "Effekt". Wohl vom Komponisten gewollt, keine Frage. Man spielt ja leider auch mit Sektflaschen auf der Saiten eines Flügels - bloß DARAUS ergibt sich die "Überrepräsentation" des Klaviers in der Weltliteratur, Gott sei Dank, nicht!

Das erste Stück mit dem jungen Mann ist das gleiche Spiel. Man merkt, das Stück wäre viel besser für einen Flügel geeignet. Aber man spielt es halt auf einem Cembalo. Das ist für mich kein Argument FÜR, sondern eher GEGEN das Cembalo, als ach so tolles Instrument.

Ich würde nichts sagen, wenn es nichts anderes gäbe. Wie in der vorbachschen Zeit zum Beispiel. Was man hat, damit muss man arbeiten. Das war damals so, und heute ist es nicht anders.

Aber heute gibt es Alternativen, auf dem beide Stücke ERHEBLICH, ja um Welten besser klingen würden! (So viel Fähigkeit zur Abstraktion möge man mir als Komponist, Pianist und Organist zugestehen).

10. Dass auf jedem Stück für Cembalo (sagen wir von der Barockzeit bis heute) mittlerweile 100, oder gar 1000 Stücke für Klavier kommen, hat schon seine Berechtigung! Ich bin nach wie vor der Meinung, dass das Klavier, resp. der Konzertflügel, bis heute bei Weitem nicht vollends ausgeschöpft wurde, was die Klangmöglichkeiten bzw. die für ihn vorgesehene Musik angeht. Allen Unkenrufen zum Trotz...

Mit dem Cembalo steht es meines Erachtens genau andersherum.

11. Das Video, was von Yuja Wang (Hummelflug, atemberaubend gespielt!! 👍) hier verlinkt wurde, als "perkussives Bäng Bäng" zu bezeichenn, das Bach, seines Zeichens der größte Virtose seiner Zeit, nicht gefallen würde (!!), zeigt von derartiger Unmusikalität und Ignoranz (Vehemenz hin oder her), dass mir langsam Zweifel aufkommen, ob du überhaupt die Orgel richtig gut spielen kannst (bitte gerne ein ordentlich großes Stück in deiner Interpretation verlinken! Nicht irgendwelche Choräle, oder langsame und leise Vorspielchen, wenn es geht...). Das Klavier beherrscht du wohl überhaupt nicht (gut), das steht für mich jetzt absolut zweifeksfrei fest.

Deshalb aber mit solch einem herablassenden Hass von einem der schönsten und wohl auch deshalb zu recht beliebtesten Instrumente auf der Welt zu sprechen disqualifiziert dich in meinen Augen als Musiker völlig.

Sorry, aber das musste mal raus!

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