Also ich habe reingehört - und das nur über mein Handy, mir ist schon klar, dass das keine Referenz ist, ich habe aber schon viele Aufnahmen notgedrungen am Mobiltelefon gehört und weiß zu abstrachieren -, ich finde es katastrophal!

Ich weiß nicht, habt ihr schon Mal Zungenregister im einem Kirchenraum gehört?? Das hier ist eine Mischung aus Türglocke und Säge. Was sage ich Säge - ein ganzes Sägewerk! Grausig. So unerträglich scharf, künstlich und schneidend, dass einem die Ohren wehtun, und man am Liebsten hinauslaufen würde...

Trompete harmonique 8' und Clairton 4' haben gereicht, danke, unter Orgelklang verstehe ich gaaaanz was anderes!

Und dann dieser Unsinn, dauernd ist das Kornett gezogen - was haben alle mit dem Kornett??

Zu meiner Zeit war es - wenn es kein dedizierte Solokornett - hauptsächlich als Ersatz für nicht vorhandene Zungenregister angesehen worden, und dementsprechend selten verwendet, und das auch eher im (halb) vollen Werk.

Hatte man jedoch Manualzungen, dann nahm man viel lieber diese, was mir übrigens in den Aufnahmen von Romanus z. B. schmerzlich fehlt. Ich glaube, dass ich in fast allen Aufnahmen (bei mind. 20 habe ich mir die gewissen- und beispielhaft angegebenen Registrierungen angesehen) nie die Trompete 8' gesehen habe. Aber dafür so gut wie in jeder Aufnahme: Kornett, Cornett, Cornetto... 😉

Mag sein, dass wir ganz verschiedene Geschmäcker haben, aber bei mir gibt es kaum ein größeres Präludium oder Fuge von Bach, bei dem / der die Trompete 8' im HW NICHT zu irgendeiner Zeit gezogen wird. Ebenso eine 16'-Zunge "zum Zeichnen" im Pedal, meistens gleich vom Anfang an, wenn die Zunge für den Anfang zu stark ist, lieber ganz ohne Pedalkoppeln.

Ich mag aus einer anderen Welt und Zeit hierher gefallen sein, aber mit diesen Registrierungen kann ich nichts anfangen. Hat man hier aus einem Trick in der Not ein "Tugend" gemacht? Ersetzt der Ersatz das Ursprüngliche?...

Wenn ich eine historische, "zungenlose", oder sehr kleine Orgel habe, freue ich mich auf ein Cornett, der Not geschuldet.

Wenn ich eine Orgel mit ausreichenden - und gestimmten! - Zungenregister habe, zeige ich diese her!

Aber zurück zum Thema: der Klang der Zungen in der Aufnahme ist steril, schneidend, grausam, eindeutig im schlechtesten Sinne "digital".

Das könnte evtl. auch der Grund sein, warum viele Digitalorganisten lieber den Kornett wählen - da kann man nicht ganz so viel falsch machen, der Register besteht ja aus einzelnen Obertönen... 😉😀

Eine RICHTIG gut gemachte und intonierte Zunge in digitaler Ausführung dem Raum angepasst ist ECHTE KUNST!

Genau um solche Dinge geht es bei einer Intonation. Aber wenn man sich auskennt, und viel Mühe gibt, kann man schon Wunder wirken... Die entsprechende Abstrahlung vorausgesetzt.

Also für mich: nein, danke.

Ich nehme niemanden ernst, der behauptet, den Klang einer Orgel anhand des Abhörens von einem Handy beurteilen zu können. Das ist in höchstem Maße unseriös. Die Ausführungen über die Interpretation von Bachpräludien kommentiere ich besser nicht.
Die Kunst ist bekanntlich frei.

Hallo, Herr Theising!

Sie haben ja Recht. Ich habe zwar dazugeschrieben, dass ich so weit abstrahieren kann, aber das kann man mir absprechen. Also setzte ich mich nun hin zu meiner kleinen PC-Anlage, und hörte fast die ganzen 27 Minuten an. Und es war nicht immer leicht...

Also es kann natürlich an einer schlechten Aufnahme liegen. Aber ich bin in meinem Ersteindruck durchwegs nur bestärkt worden!

Es sind mir auch noch andere Sachen aufgefallen. Die Pedalregister sind teils viel zu leise, der Bourdon 8' im Solo hört sich alleine wie ein Gedackt 8' an, wenn die Clarinette 8' schön klingt, sind auch Labialregister dabei, der Unterschied zwischen den Manualen bei gleicher Einstellung ist teils kaum hörbar, obwohl komplett andere Registernamen da stehen...

Besonders "im Abgang" klingt die Orgel schlimm digital - dabei hat sie ja die echte Raumakustik, die wohl nicht zu klein sein und helfen sollte? Aber beim Ausklingen, nachdem der Spieler seine Finger von den Tasten genommen hat, klingt es sogar, als wäre der Hall digital (und erheblich schlechter, als mein RSS-303)!

Auch bei den Zungen kommt die häßliche und unnatürlich scheidende Schärfe erst richtig heraus, wenn der Ton länger ausgehalten, bzw. der Finger dann von der Taste genommen wird.

Das volle Werk wird so gut wie gar nicht gespielt - warum wohl? Dabei hätte mich gerade das interessiert, wie sich 69 Register (minus Schwebungen, eh' klar!) mischen! Meine beide Organum (Organen? 😉 Wie ist da die Mehrzahl...?) kann ich in jeder Registrierung ohne Bedenken spielen, eine Erhöhung der Anzahl der Register bewirkt auch immer eine sofortige, klare Erhöhung der wahrgenommenen Lautstärke, und vor allem: die Farben mischen sich WUNDERBAR!!

Hier, bei Content, etwa beim Ende der d-Moll Fuge, sagen wir die letzten 2 Minuten, wird das Pedal trotz wohl gezogenen Pedalkoppeln vom Manual ERSCHLAGEN, selbst am Ende mit Posaune 32' oder wie die 32er Zunge hier heißt, und obwohl der Spieler im letzten Akkord das Pedal extra verdoppelt (oktaviert)!! Ja, ich weiß, so was ist oft gängige Praxis - aber das hört sich dann nicht so an!

Hätte ich die Register in Echt da, wäre mir die Kirche schon um die Ohren geflogen - und hier gibt es einen Nachklang, wie von einem Keyboard...

Das hört sich bei mir, auf der Organum II z. B. GANZ ANDERS an!

Es kann aber, wie gesagt, auch an der Abstrahlung - da hatte Johannus durch dieses Viel-Lautsprecher-System immer schon Probleme, wie ich finde -, oder an der Aufnahme (schlecht ausgesteuert?) liegen.

Bevor dies als Argument kommt: an der an meinem Laptop angebunden kleinen Kompaktanlage kann es jedenfalls nicht liegen. Sie kann zwar bei weitem nicht mit meinen richtigen HiFi-Anlagen in diversen Stockwerken mithalten (ich sage nur T+A Criterion Tce 2, ein Stück 54 kg und mit Elektrostat-Hochtöner + TL Bass...), aber diese Minianlage hat es doch in sich.

Es handelt sich hier um eine Bose Wave Music System II. Ohne hier auf HiFi-Glaubenskriege mich einlassen zu wollen: es befindet sich in diesem kleinen Ding eine gefaltete, 2m lange (!) Röhre, in der genau bei einem Drittel ein Membran der legendären 901er Boxen schwingt. Hier geht es schon mühelos weit (!) unter 50 Hz runter... Alle anderen Aufnahmen, Musikstücke, Orgel Demos etc. hören sich ja auch gut an ihr an, nur mit dieser Content-Vorführung kommt sie (oder ich?!) nicht klar... 🤔 😉

Also: Auftrag ausgeführt, "ordentlich" und fast vollständig angehört, Eindruck gefestigt.

Ich sagte doch, ich kann abstrahieren... 😉

Zum Thema "meine Bach-Dispositionen": ich möchte zuerst festhalten, ich ziehe nicht DURCHGEHEND die 8' Hauptwerk-Trompete. Klar. Aber wie spielt ihr denn das Ende von der F-Dur Toccata? In Prinzipalpleno mit Mixturen und zusammen 10 Registern? Oder das Ende vom h-Moll Präludium? Die große A-Moll-Fuge?? Was ist mit dem D-Dur-Präludium? Alles brav, mit 8,4,2, +Mixt? Neee, das glaube ich euch nicht! Alles in einer Registrierung durch, ohne Zungen?? Die Zeiten (Stichwort Orgel Bewegung) sind Gott sei Dank vorbei!

Da laufe ich davon.

Wir Organisten müssen solche längeren Werke meines Erachtens für die heutigen, 10-20 Sekunden langen Clipgeschädigten Zuhörern erträglich, d. h. Spannend genug spielen, damit sie die geschlagenen 10 Minuten durchhalten und nicht davonlaufen! Da darf die Spannung nicht verloren gehen, sonst ist die Kirche leer.ich mache oft Manualwechsel (natürlich an den dafür geeigneten Stellen!), mal ziehe ich Register zu, mal schiebe ich welche weg.

Mit 10 Minuten Einheits-8-4-2 düdelidü wird man nicht lang Zuhörer haben - und solch ein Spiel würde mich, auch als Spieler, ganz und gar nicht befriedigen! Ganz geschweige, was Bach, der ein Könner, eine Virtuose und ein aufbrausender, hochemotionaler Mensch war, von solch einer blutleeren Interpretation halten würde.

Ich habe des öfteren das Vergnügen, dass alle, oder die Meisten beim Auszug sitzen bleiben, und sogar noch applaudieren! Und das, nachdem ich Präludium (oder Toccata) UND Fuge gespielt habe.

Aber das führt zu weit, und gehört nicht hierher. Über Registrierungen können wir uns gerne in einem anderen Thread unterhalten.

Was den Content angeht, ist das volle Werk die größte Enttäuschung für mich. Irgendwas stimmt bei diesen Holländern nicht, selbst bei Johannus, oder Gloria, immer habe ich den Eindruck, dass beim sukzessive Addieren von Register der Klang einbricht und nicht entsprechend wächst, wie es bei einer (gut gebauten) Pfeifenorgeln sein sollte, wie man es erwarten würde!

Von schlecht gebauten, "lungenkranken" Pfeifenorgeln reden wir im Moment nicht, in Ordnung? Die will ich doch digital nicht nachbilden...

Also ich denke, DARUM spielt man das volle Werk ungern, oder selten. Weil es schlecht klingt! Und ähnlich könnte es mit Zungenregistern verhalten... *ducktsich*

Also mein Ersteindruck blieb, verhärtete sich sogar.

Oh, entschuldige, da hast du Recht, das habe ich übersehen... 🙄

Danke für die Korrektur! 👍

Lieber Herr Jenoe,
wann gibt es endlich Aufnahmen Ihres Wunderinstrumentes? Ich habe keine Lust mehr, wie ein Blinder über Farben zu diskutieren.

Sein eigenes Instrument über den grünen Klee zu loben, dabei alles andere abzuqualifizieren, und jeden Beweis seit Jahrzehnten schuldig zu bleiben akzeptiere ich nicht. Vor allem wenn allzu fadenscheinige Begründungen dafür herhalten müssen, wie mangelndes Equipment, oder eine derart geniale Abstrahlung, dass sie nicht adäquat aufgenommen werden kann, oder eigene spieltechnische Unzulänglichkeiten, bei gleichzeitiger Betonung interpretatorischer Feinheiten bei großen Bachpräludien, die man im Gottesdienst zum Besten gibt. Das passt alles hinten und vorne nicht.