Ganz einfach: es war zu gut (konnte zu viel), zu teuer, und dazu auch noch zu speziell.
Man darf nicht vergessen, es geht nicht "nur" um eine Kathedrale, wenngleich sie wohl die am häufigsten verwendete Variante sein wird. Jeglicher akustischer Raum ist nachzustellen, mit beliebigen Parametern. 22 Wandbezüge bzw. Wandmaterialien, alles physical modeling mit eigenem Patent! Und als Sahnehäubchen ist da noch die im Raum ganz freie Positionierung der Schallquelle(n)...
In den meisten, ja in fast allen Fällen im Musikleben verhält es sich jedoch so: man will einen Solisten, eine Band, ein Quartett, einen Chor, ein Orchester "verhallen" - und das Signal kommt dabei immer von vorne, meist von einer Bühne. Da reicht eine Hallfahne, bessere, oder schlechtere Qualität, je nach Portemonnaie.
Eine Orgel jedoch kann gerne auch mal schräg hinter und über mir, 30m weit weg stehen (z. B. wenn ich durch das Westportal in eine Kirche komme). Da können verschiedene Wandbezüge und -Materialien von großem Reiz sein, es ist faszinierend, eine Kirche aus Pappe, Glas, Holz, Fliesen, oder Metall "zu bauen"... Oder die Wände mit Vorhängen / Teppichen voll hängen... (wer macht denn so was? 😁)
Der RSS-303 kann sogar, ganz ohne Wände, auf einem freiem Feld einen beliebigen Raum simulieren! Wahnsinn...
Und das alles absolut latenzfrei (wichtig!), in unverwüstlicher 19" Rack-Hardware, ohne einen PC hochfahren zu müssen - einschalten, geht. Die Orgel ist noch gar nicht hochgefahren, da ist der RSS-303 schon längst bereit.
Dieser Komfort hat am Ende der 90er noch 2.500,-DM gekostet. Und man hat sich dazu auch noch auskennen müssen, um alles aus dem Ding herauszuholen.
Wer brauchte so was??
Allen voran Friedhofskapellen, betuchte Organisten für Zuhause, kleine, und / oder akustisch sehr ungünstige Kirchen... Oder auch mal als Luxuskulisse bei Hauskonzerten... Also in jedem Fall für ORGEL.
Nebenbei muss man dazu auch noch in 4 Aktivlautsprecher investieren bzw. in zwei, wenn die Abstrahlung der Orgel "gut genug" für die beiden vorderen Kanäle ist.
Es wäre theoretisch ja nicht nur Orgel möglich - wenn man an das Gerät ein Mikrofon ansteckt, kann man in einer Kathedrale singen, oder Gitarre spielen, sich von der Ferne anhören (!), oder... Nur: wer will das?!
Es war also letztendlich doch sehr speziell für Orgel / Organisten und Kirchenräume gemacht. Der Markt wurde rasch gesättigt, besonders bei diesem Preis. Das Ding ist dazu für die Ewigkeit gebaut, da wird man nie ein weiteres Stück kaufen. Obwohl, für mehrere hundert Leute könnte man laut Anleitung die Geräte auch noch kaskadieren... 😁
Daher wurde kein Nachfolger produziert, nie. Ewig schade. Ich gebe meinen jedenfalls nicht mehr her!! 😁👍
Zitat von Engelszorn 8´ im Beitrag #18Um die Intonation objektiv beurteilen zu können, müsste man sie natürlich mit dem internen Faltungshall der Concerto hören und vermutlich klingt sie damit gleich nicht mehr so berauschend, warum würde Herr canticus sonst dieses rare Hallgerät verwenden?
Um die Intonation objektiv beurteilen zu können, muss man diese ohne jeglichen Nachhall mit linerarer und korrigierter, auf den Raum angepasster und evtl. digital korrigierter Abstrahlung anhören. Jede andere Methode verfälscht den Klangeindruck. Verwendet man anschließend Hall - und dabei ist es egal - welchen, muss man die Intonation ggfs. noch anpassen. Hört man sich die hier vorgestellte Intonation an, muss man neidlos anerkennen (und ich habe dies unter den beschreibenen Voraussetzung getan), dass hier ein Meister seines Fachs am Werk war.
Zitat von Flauto im Beitrag #22Um die Intonation objektiv beurteilen zu können, muss man diese ohne jeglichen Nachhall mit linerarer und korrigierter, auf den Raum angepasster und evtl. digital korrigierter Abstrahlung anhören. Jede andere Methode verfälscht den Klangeindruck.
Ja, da muss ich dir wirklich Recht geben und erkennen, dass mein Lob verfrüht war ! Die wahre Qualität der Intonation kann ich so gar nicht beurteilen, weil ich sie dazu an meiner eigenen Physis-Orgel ohne die Verhallung durch das Roland RSS-303 testen müsste, was aber nicht möglich ist, weil mir die Intonationsdatei nicht zugänglich ist. Macht aber nichts ! Ich nehme es einfach als Ansporn, der mir zeigt, was allein mit der "alten" Physis-Technologie bei entsprechender Aufnahmetechnik als Endresultat möglich ist.
Zitat von Flauto im Beitrag #22Um die Intonation objektiv beurteilen zu können, muss man diese ohne jeglichen Nachhall mit linerarer und korrigierter, auf den Raum angepasster und evtl. digital korrigierter Abstrahlung anhören.
Wirklich ganz ohne jeden Hall? Ich habe noch keine Digitalorgel kennengelernt, die in einer staubtrockenen Wohnraumakustik ohne künstlichen Hall gut klingt. Glaubst du, hat sie der Intonateur auch ganz ohne Hall intoniert oder weißt du, welches Hallprogramm er dabei verwendet hat? Eine Orgel wird ja immer auf einen bestimmten Raum intoniert, das kann natürlich auch ein virtueller Raum sein. Sollte man beim Intonieren daher nicht das Hallgrogramm verwenden, das man sonst auch bevorzugt verwendet und bei Veröffentlichung am besten als set-Datei zusammen mit der Intonation weitergeben oder das Ganze als all-Datei?
Ich verwende bei meiner Concerto (Ja, auch ich gehöre zur Physis-Fraktion.) gern das Hallprogramm "Cappella" (Wet/dry auf Off), es ist das Natürlichste von allen, es verfälscht am wenigsten den Klang und klingt im Unterschied zu den anderen ziemlich authentisch nach kleiner Kirche.
Ich bin der Meinung, dass das mit "linear", "trocken", und "ganz ohne Hall" Unsinn ist.
Das würde die Situation in der Werkstatt nachbilden, wo der Intonateur vor einer Reihe angesteckter Pfeifen steht, einw herausnimmt, hineinbläst, wieder zurücksteckt und so weiter.
Das wollen wir nicht abbilden! Oder??
Klar kann man sagen, dass ein zu großer Hall "sich gnädig über alle Fehler legt", egal, ob es sich hierbei um Fehler im Spiel, oder Mängel in der Intonation handelt.
Ich für meinen Teil denke, dass in jeder Kirche irgendeine Art Hall vorhanden ist bzw. sein sollte.
Das Instrument wird dann für diesen Raum, also auch für diesen Hall (!) intoniert!
Wenn ich nur mit Kopfhörer spiele, muss ich die Orgel für diese Situation intonieren, werde aber dann, will ich mein Spiel jemandem live zeigen, mit dem Ergebnis, welches aus den Lautsprechern kommt, wahrscheinlich unzufrieden sein.
Wenn ich aber in erster Linie über Lautsprecher / Abstrahlung etc. spiele, dann spiele ich in einem Raum, in MEINEM Raum, also quasi in einer "Kapelle". Wie ich hierfür das Instrument intoniere, und wie es dann klingt, das ist eine völlig andere Situation.
Da ich meine Aufnahme nicht "nachträglich", am Mischpult, oder Schneidetisch "verhalle", sondern das Instrument bereits im Moment des Spielens, live, virtuell in einen Raum stelle, muss ich - dahinhehend war der Beitrag richtig - die Intonation für diese Situation, also für diesen virtuellen Raum anpassen.
Und jede/r, der / die in diesem Raum tatsächlich hineinkommt und zuhört, wird GENAU DIESES Erlebnis haben, also hier haben wir es nicht mit einer NACHTRÄGLICHEN Änderung zu tun.
Den Klang einer Orgel, die bereits in einer Kirche steht, wird man nie wieder "trocken" hören. Es wäre auch SINNLOS, den Klang trocken zu hören, denn das Gebäude (Kirche, Kapelle, Zimmer) IST das Gehäuse der Orgel! Allerdings, wenn es (nicht über Kopfhörer) live zu hören ist, gehört eben die - z. B. durch den RSS-303 - geänderte Akustik zum Raum dazu!
Ich habe in meiner Aufnahme auch direkt, ohne was nachträglich zu ändern, DEN Klang aufgezeichnet, der bei mir im Zimmer live, für jeden, der dort sitzt, direkt hör- und erlebbar ist. Wie in einer Kirche auch.
Das würde ich daher nicht als "verhallen" bezeichnen.
Die Interpretation gefällt mir, auch der Klang scheint mir authentisch norddeutsch-frühbarock, aber man hört (und sieht) der Aufnahme an, dass sie mit dem Handy gemacht wurde, da würde sich ein Zoom- oder Tascam-Recorder echt lohnen.
Mir geht es genauso, das ist auch immer wieder meine Überlegung - entweder Bild und schlecht(er)er Klang, oder gute Klangqualität und kein Bild. Ich entscheide mich dann lieber für Zweiteres.
Guter Ton UND Bild würden auch gehen, aber da wird es richtig aufwendig mit Schneiden, Timecode, Konvertieren... da steige ich auch aus, weil der Aufwand meiner Meinung nach in keiner Relation zum Ergebnis steht.
Zitat von jenoe im Beitrag #29Guter Ton UND Bild würden auch gehen, aber da wird es richtig aufwendig mit Schneiden, Timecode, Konvertieren... da steige ich auch aus, weil der Aufwand meiner Meinung nach in keiner Relation zum Ergebnis steht.
Das muss nicht so aufwendig sein, es gibt ja auch Recorder, die Video und Audio gleichzeitig in guter Qualität aufnehmen, Ebi verwendet z.b. einen solchen für seine Videos. Aufwendig wird es erst dann, wenn man die Videos dann noch nachbearbeitet, das würde ich mir jetzt auch nicht antun wollen.
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11.05.2023 09:51
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Ich nehme es einfach als Ansporn, der mir zeigt, was allein mit der "alten" Physis-Technologie bei entsprechender Aufnahmetechnik als Endresultat möglich ist.
Ich habe noch keine Digitalorgel kennengelernt, die in einer staubtrockenen Wohnraumakustik ohne künstlichen Hall gut klingt.
