Es ging dabei wohl um Jenoes ironische Anspielung auf die Liebe einiger Forianer (mich eingeschlossen) zu historischen Orgeln im Allgemeinen:
Zitat von jenoe im Beitrag #20Apropos Begleitung von Kirchenliedern: ich wünsche den "Historikern" unter uns ein ganzes Kirchenjahr (!) auf einer einmanualigen, mitteltönig gestimmten, sagen wir spanischen Orgel. mit angehängtem Pedal... ��
Die Antworten darauf führten zu einer kleinen Diskussion über die Spielbarkeit einiger Klassiker des 19. Jahrhunderts auf mitteltönig gestimmten Instrumenten.
Ich schätze mal, dass die allerersten (heute meines Wissens nicht mehr erhaltenen) Mauracher-Orgeln, die im eher späten 18. Jh. gebaut wurden, vielleicht nach Werckmeister gestimmt waren, aber nicht mitteltönig. Wer es besser weiß, darf mich wie immer gern korrigieren !
Es war noch schlimmer! Aber zuerst möchte ich AXEL (jetzt dürfte es richtig sein, bitte um Verzeihung!), schreiben, dass, ob er es glaubt, oder nicht, es tatsächlich so ist, dass ich nur auswendig spiele und spielen kann. Dafür auch große Konzertstücke, wohl! Carillon-Sortie von Mulet soll "unangenehm" sein? Axel soll mal die Videos anschauen, wo ich meine eigenen Klavierstücke spiele. Diese wurden noch von niemandem gespielt, obwohl es viele, teils sogar namhafte Pianisten gerne versucht haben. Sie sind allesamt gescheitert daran (vor allem an dem Tempo). Im Vergleich dazu ist das Carillon-Sortie mit Verlaub ein Spaziergalopp, würde ich sagen... Und das hat GAR NICHTS damit zu tun, ob man auswendig, oder aus Noten spielt. Ich habe schon mehrmals betont, dass ich euch um diese Fähigkeit (aus Noten auf Vortragsniveau zu spielen) beneide! Ich kann es halt nicht. Dafür gehe ich in ein Konzert, das ich selbst spiele, ohne ein einziges Notenblatt, nur mit den Orgelschuhen. Bringt zwar nichts, ist aber lustig.
So war es auch am Samstag.
Eineinhalb Stunden vor Konzertbeginn blieb mitten im Üben (Durchspielen) der kleine cis auf dem 2. Manual "für immer" hängen, unabhängig davon, welches Register man zog - der Ton klang immer. Was soll ich sagen - ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen. Ich musste die Pastoralassistentin, diese dann einen Werkzeugkoffer holen, das Orgelgehäuse aufmachen, hineingehen, den Ton finden - und da habe ich schon den Fehler entdeckt. Das "Stäbchen", welche sich beim Tastendruck dreht, ist "aus der Achse gefallen" und hing einfach nach unten...
Gott sei Dank war die Achse noch vorhanden, also sie steckte noch! Wäre das kleine Metallstück hinuntergefallen, hätte ich es wahrscheinlich nicht gefunden...
Ich konnte mit ein paar kleinen Hammerschlägen den Fehler reparieren. Mein Puls ging dafür unendlich in die Höhe...
Wie schon geschrieben, ich habe immer irre Lampenfieber, das hat auch und vor allem mit meinem Diabetes (Typ I) zu tun. Der Zucker ging gleich mit hoch, wie es in solchen Fällen halt immer ist. Zu viel zu spritzen wäre aber riskant gewesen, da dann eventuell mitten im Konzert der Zucker plötzlich hinunterfallen könnte... also ich habe den Zucker auf ein hohes Niveau gelassen.
Nächstes Problem: es wurde "nur für das Archiv" eine Videoaufnahme gemacht, gleichzeitig unten in höherer Qualität Audio aufgenommen. Es wird zusammengeschnitten. Ich kann so eigentlich gar nicht spielen... Das macht mir unendlich Stress. Und dann auf dieser Orgel... Immer mit der Angst im Nacken, wann kommt das nächste Malheur...
Gott sei Dank sind während des Konzertes keine weitere technische Gebrechen passiert. Nicht desto trotz habe ich mit dem hohen Zucker und den zittrigen Nerven in den ersten beiden von mir gespielten Stücken ordentlich viele Fehler gemacht, vor allem das erste habe ich laut Publikum in einem derartigen Affentempo begonnen, dass es ein Wunder ist, dass bei dieser schwergängigen Klaviatur nicht ausgestiegen bin! Das passiert bei hohem Blutzucker immer - ich verliere das Tempoempfinden, und spiele alles um Häuser zu schnell...
Bei den letzten zwei Stücken war ich zufrieden, bis dahin habe ich mich auch ein wenig beruhigt, dass ich, trotz der sehr schwergängigen und unpräzisen Klaviatur nicht ausgestiegen bin. Aber die die ersten beiden Werke habe ich eindeutig unter dem für mich möglichen Niveau gespielt, deshalb verlinke ich hier mit Sicherheit nichts, ganz im Gegenteil! Ich hoffe, dass die Aufnahme in den tiefsten Keller des "Dorfarchivs" verschwindet!
Das Publikum hat angeblich "nichts gemerkt", selbst Bekannte von mir, die die Stücke kannten, schworen, dass nichts direkt als Fehler zu erkennen war. Ich habe es anders in Erinnerung...
Meine Bekannten im Publikum sagten auch, dass die Orgel im Prinzip "laut genug" war, und den großen Kirchenraum füllte. Es waren aber alle sehr glücklich, dazwischen immer wieder mal Geige bzw. Blockflöte zu hören... Denn trotz meiner Versuche, farbig zu registrieren, klang die Orgel "oft gleich".
Das Publikum war jedoch uneingeschränkt begeistert, es hat minutenlangen (!) Applaus gegeben. Es müssen knapp über 70 Leute gewesen sein. Das ist für so ein Konzert in einem Dorf bei uns sehr viel!
Mit kleinen Franks, Reger, Liszt etc. wäre es FÜR DIESES PUBLIKUM sicher nicht so schön gewesen. Die Leute haben von der "neu renovierten" Orgel etwas "Grandioses" erwartet - und durch die Bach-Stücke auch bekommen! Die anderen, kleinen Stücken dazwischen waren ein herrlicher Kontrast, alle haben die Programmgestaltung gelobt, und bezeichneten die Stunde als "kurzweilig".
So nebenbei: Der Mann, der die Aufnahmen machte, hat erzählt, dass er den Orgelbauer vor einiger Zeit auf einer seinen Reparaturtouren in Unken angetroffen hat. Dieser habe ihm gesagt, dass die Orgel "so schlimm" sei, dass es ein riesiger Fehler war, bei der Reparatur einen Fixpreis anzugeben. "Das mache ich sicher nie wieder!". So viel zum technischen Zustand des Instrumentes aus der Sicht des Generalsanierers.
Das Programm ist (war) wie folgt:
- J.S.Bach: Präludium und Fuge in G-Dur, BWV541 - Anonymus (aus dem 18. Jhd.): kleines Rondo (Sopranblockflöte und Orgel) - J.S.Bach: Präludium in C-Dur (9/8) BWV 547 - G.F.Haendel: Sonate in F-Dur, 1. 2. und 3. Satz (Adagio, Allegro, Largo, Violine und Orgel) - J.S.Bach: Präludium in a-Moll BWV 543 - Maria Theresia v. Paradis: Sicilienne (Violine und Orgel) - W. A. Mozart: Allegro (ohne nähere Angabe, Alt-Blockflöte und Orgel) - J.S.Bach: Toccata und Fuge in d-Moll, BWV 565
Ich hoffe, ich muss nie wieder auf diesem Instrument spielen!
Gratuliere zum erfolgreichen Konzert ! 👍🥂 Wenn der Orgelbauer die Orgel als schlimm bezeichnet, dann will ich es glauben, der sollte es schließlich wissen.
Frage an den Komponisten: Was bringt es, Werke zu komponieren, die keiner spielen kann? Frage an den Organisten: Wie ist es möglich einer ihm bekannten Orgel ein solch unpassendes Programm aufzuzwingen? Fragen an den Lernenden: Wie erarbeitet man sich große Werke, die man anschließend nicht nach Noten spielen kann? Nach Gehör? Warum ist es nicht möglich kleinere Werke dementsprechend einzuüben und dann ebenfalls auswendig zu spielen?