Zitat von MAT im Beitrag #60Was bringt es, Werke zu komponieren, die keiner spielen kann? Warum ist es [unter diesen Umständen] nicht möglich, kleinere Werke dementsprechend einzuüben und dann ebenfalls auswendig zu spielen?
Antwort als Komponist: ich mache meine Stücke nicht absichtlich so schwer. Sie entstehen organisch aus dem musikalischen Material / Kontext und werden automatisch so.
Außerdem schreibt ein Komponist, der das Instrument halbwegs virtuos beherrscht, auch für sich. Mit meinen Händen und meiner Tehcnik kann ich die Stücke super selbst spielen (nur das Irini nicht mehr, weil das nur zum Teil auf dem Klavier entstand, das müsste ich wieder lernen).
Diese erste Frage hättest du seinerzeit auch Beethoven, Debussy, Bartók, Ravel, Skrjabin etc. stellen können! Bin gespannt, was sie dir geantwortet hätten... 😉😁
Es ist also kein Selbstzweck bei mir, wie es bei denen auch keines war.
Warum ich dieses Thema überhaupt angefasst habe, war die Bemerkung von Axel, dass er es nicht glauben kann, dass ich Carillon Sortie von Mulet spiele, was ein "äußert unangenehmes Stück" sein soll, aber ein kleines Stück von Blatt nicht spielen können will.
Ich dachte, man kürzt die Diskussion ab, wenn ich auf meine eigene Werke verweise...
Frage 2: das Programm war überhaupt nicht unpassend, schon gar nicht von der Warte der Zuhörer aus! Die Stücke kamen unten scheinbar sehr gut an! Ich habe mich ja auch sehr bemüht, auch beim Registrieren... Alle waren begeistert!
Dass mir dabei die Finger brachen, ist eher mein Problem... 😉
Die kleinen Stücke dauern beim Lernen auch lang, weil ich im Laufe der Zeit immer langsamer neues Repertoire lerne. Wenn du, lieber MAT, meine Beiträge richtig liest, steht es mehrmals schon drin, wie und warum ich (für mich) nicht so hochwertige Literatur lerne(n will) . Das haben wir doch bitte mehrmals besprochen?! Muss ich es nun wieder schreiben?
Frage 3: dto. Habe ich auch schon x-mal geschrieben! Ich lerne selbstverständlich aus Noten. Und nach ein paar Mal Spielen merke ich recht bald, dass ich die Noten nicht mehr ansehe, sondern nur mehr die Hände / Füße, weil das Stück seinen Weg zu meinem Hirn, Ohr und Herz gefunden hat.
Aber in diesem Stadium geht das Stück noch gaaanz schlecht! Weit weit weg von fehlerfrei, von einer aufführbaren Qualität. Die Hände (resp. Füße) sind in dieser Phase noch langsamer, als mein Kopf.
Dann nach weiterm Üben kommt eine Zeit, da kann ich die Geschwindigkeit schon erhöhen, da sind die Hände schon schnell genug, und immer mehr fehlerfrei. Dann kann es aber sein, dass die Eselsbrücken, welche ich beim Auswendiglernen unbewusst erbaut habe, für dieses Tempo "zu langsam" funktionieren. In dieser Phase sind also die Hände schneller, ala der Kopf. Dnan muss ich andere "bauen"...
Und irgendwann funktioniert es dann so, dass beide (Hände und Kopf) schnell und fehlerfrei genug sind. Dann kann ich das Stück endlich. Ab da geht es bei einer Aufführung nur mehr um die Nerven und um den Blutzucker. 🙄
Ich hoffe, das ist jetzt ein für alle Mal klar, habe das Meiste doch schon mehrmals geschrieben.
Nochmals zum letzten Teil der Frage: für kleinere Werke habe ich keine Zeit und vor allem keine Gehirn-Kapazität mehr. Ich bin 53 Jahre alt, und muss mit meinen körperlichen Möglichkeiten haushalten.
Ich hoffe, alle Fragen zur Zufriedenheit beantwortet zu haben.
Lieber Romanus: DANKE! Mir fällt jetzt ein Stein vom Herzen, dass es vorbei ist... 😊
Es ist interessant, wie verschieden die Wahrnehmung des (übernervösen) Interpreten und des Publikums ist! Immer wiederüberrascht es mich...
Seit 2018 war dies übrigens der erste öffentliche Auftritt außerhalb eines Gottesdienstes. Da kann man natürlich auch nicht von Routine sprechen... 😁
Und gleich geht es weiter - am Freitag fahre ich nach Ungarn zum 35-jährigen Maturatreffen. Dort bin ich angefragt worden, ob ich eigene Stücke im Festsaal auf dem großen Schimmel-Flügel mit Erklärungen dazu - wie vor 5 Jahren - spielen möchte. Damals kam es unglaublich gut an, Kinder haben Klavier lernen, oder wieder beginnen wollen... Die Eltern waren glücklich! 😀
Und ich habe diesmal auch zugesagt... 😥 Ebenso zur Begleitung der Messe an der Orgel für die beiden Klassen in der Basilika.
Zitat von Romanus im Beitrag #55 Ich schätze mal, dass die allerersten (heute meines Wissens nicht mehr erhaltenen) Mauracher-Orgeln, die im eher späten 18. Jh. gebaut wurden, vielleicht nach Werckmeister gestimmt waren, aber nicht mitteltönig. Wer es besser weiß, darf mich wie immer gern korrigieren !
Zugegeben, von Mauracher habe ich keine Ahnung, aber ich würde Werckmeister bezweifeln. Bei meinem letzten Besuch in Alkmaar kam das Gespräch mit P. v. Dijk auf das Thema und er meinte (sinngemäß), man habe ja sehr lange mitteltönig gestimmt und dann eigentlich gleichschwebend. Die große Orgel dort ist ja seit Menschengedenken gleichschwebend. Ich finde, eine bedenkenswerte These und es stellt sich die Frage, in wieweit diese Barockstimmungen damals wirklich real eine größere Rolle gespielt haben und ob sie außerhalb einer mitteldeutschen Umgebung überhaupt großartig rezipiert worden sind.
Diese berühmte Werkmeister III ist ja ohnehin nur sinnvoll, wenn man eine mitteltönige Orgel kostengünstig umstimmen will.
Zitat von jenoe im Beitrag #58Es war noch schlimmer! Aber zuerst möchte ich AXEL (jetzt dürfte es richtig sein, bitte um Verzeihung!), schreiben, dass, ob er es glaubt, oder nicht, es tatsächlich so ist, dass ich nur auswendig spiele und spielen kann. Dafür auch große Konzertstücke, wohl! Carillon-Sortie von Mulet soll "unangenehm" sein? Axel soll mal die Videos anschauen, wo ich meine eigenen Klavierstücke spiele. Diese wurden noch von niemandem gespielt, obwohl es viele, teils sogar namhafte Pianisten gerne versucht haben. Sie sind allesamt gescheitert daran (vor allem an dem Tempo). Im Vergleich dazu ist das Carillon-Sortie mit Verlaub ein Spaziergalopp, würde ich sagen... Und das hat GAR NICHTS damit zu tun, ob man auswendig, oder aus Noten spielt. Ich habe schon mehrmals betont, dass ich euch um diese Fähigkeit (aus Noten auf Vortragsniveau zu spielen) beneide! Ich kann es halt nicht. Dafür gehe ich in ein Konzert, das ich selbst spiele, ohne ein einziges Notenblatt, nur mit den Orgelschuhen. Bringt zwar nichts, ist aber lustig.
Dann bin ich gespannt auf die Klavierlinks. Ich höre mir das gerne an, obwohl auch ich nicht recht verstehe, warum man solche Sachen schreibt, die sonst keiner spielen kann oder will. Trotzdem würde ich das gerne mal an der Orgel hören, von mir aus den Mulet. Mir fehlt da einfach die Vorstellung, wie das zusammenpasst.
Vorsicht! Nichts vermischen! Von "keiner will" war und ist keine Rede! Nur von "keiner kann".
Wie ist es mit Liszts transzendentalen Etüden? War es"sinnlos", dass er sie schrieb? Heute gehören sie zum Repertoire - allerdings nur zu dem von erstklassigen Superpianisten.
Die Stücke reizen die Pianisten, sie gefallen ihnen sehr, es stellt sich das "ich will auch so was spielen!" - Gefühl ein. Aber dann so viel üben... Das ist dann wieder nicht jedermanns Sache.
Ich weiß nicht, was man daran nicht verstehen kann. Die Musikgeschichte ist voll von Musik für Tasteninstrumente, die zur Entstehungszeit nur der Komponist spielen konnte.
Bis ich Mulets Carillon-Sortie fehlerlos aufgezeichnet habe, wird es dauern, wenn es überhaupt je gelingt... 🙄
Ich werde sehen, dass ich mindestens Links auf mein Klavierspiel (eigene Stücke) hier angeben kann. Videos direkt hochladen geht ja aufgrund der Größe nicht (nicht mal gezippt).
So, das ist ein mini kleines Stück, gerade mal 1:22, ein Kollege, den ich zu mir einlud, hat es "insgeheim" mitgeschnitten. Ich mache zwar Fehler, aber man kann ungefähr erahnen, wie das Stück klingen soll.
Ich hoffe, der Link funktioniert, es hapert bei mir immer wieder...
Der Titel heißt "Panik-Ostinato", und es ist ein ganz strenger Ostinato-Stück. Wenn man die letzte Zeile abrechnet, gibt es in der linken Hand nur die immer gleichen 6 Töne. Das kann doch nicbt schwer sein, oder? 😀
Und doch, wie "einfach" das Stück zu spielen ist, sieht man auf der Aufnahme... 🤭
So, und hier kann man das ehemalige Wettbewerbstück "Irini = Frieden, ein Tanz für den Frieden, ein Tanz für die Ukraine" aus dem Jahre 2014 sehen und hören.
Nun, da reihst du dich ja in eine illustre Liste von Komponisten ein.
Was man daran nicht verstehen kann? Jeder Komponist müsste ein Interesse daran haben, dass seine Sachen gespielt werden. Von was will man sonst leben? Nur so etwas zu produzieren, was nirgends gespielt wird, hat keiner der genannten gemacht. Ich kenne genug gute Pianisten um zu wissen, dass die so leicht nichts schreckt. Und ich frage mich ja auch, wenn du das selbst alles besser spielst, warum du nicht eine glänzende Karriere als Pianist mit dieser phänomenalen Technik gestartet hast. Fragen über Fragen...
Das mag ja jetzt alles etwas gemein von mir sein, aber du trägst ja nicht gerade dünn auf.
Und der Mulet, der war doch neulich noch ganz einfach. Es kann auch etwas anderes sein, egal. Und ich traue mir schon auch zu, dass ich höre, ob ein exzellenter Organist spielt, dem einfach mal ein Lapsus passiert, oder ob es einfach nicht wirklich gekonnt ist.
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26.06.2023 15:26 (zuletzt bearbeitet: 26.06.2023 15:28)
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